Entfuehrt
Qual in seinen hellen Augen und fragte sich, welche Geister einen Mann wie ihn verfolgten. Sie hatte oft darüber nachgedacht, zu ihm zurückzukehren und ihn anzuflehen, ihr endlich all das zu geben, was sie brauchte und er ihr nicht geben konnte.
Und daran würde sich niemals etwas ändern.
Ja, was würde er tun?
Clutch wollte Rafe ohnehin umbringen. Es war unmöglich, Rafe zu fassen und ihn an die Behörden auszuliefern. In diesem Land gab es keine Behörden. Es gab auch kein Gesetz, wenn man mal von den Gesetzen absah, die von den Söldnern gemacht wurden. Von Rechts wegen sollte er Rafe nicht verfolgen. Die anderen Männer würden ihm die Hölle heiß machen. Für sie bedeutete es, dass man ein schlechtes Karma heraufbeschwor, wenn man einen der ihren verfolgte und zur Strecke brachte.
Sein Handy, das er stumm gestellt hatte, vibrierte ständig in seiner linken Hosentasche. So war es schon die ganze Zeit gewesen, während er durch die Gegend um Ruyigi fuhr. Er hatte das Handy ignoriert, weil er genau wusste, wer ihn anrief. Und warum. Er war jetzt schon zwei Stunden zu spät dran, weil er unbedingt Sarah retten wollte, obwohl es besser für ihn wäre, sich zum Dienst zu melden und seine eigene Haut zu retten.
Jeder wurde von irgendwem verfolgt. Er hatte immer gewusst, dass er nicht der Einzige war, der von Geistern verfolgt wurde.
»Woher weißt du, was genau Rafe Isabelle angetan hat? Woher weißt du, ob es stimmt?«, fragte sie ihn schließlich.
»Woher weißt du, dass es nicht stimmt?«, wollte er wissen. Seine Stimme wurde weich. »Sarah, du darfst dich nicht noch mehr verkaufen.«
Es dauerte einen Augenblick, aber schließlich ließ sie ihre Waffe sinken. »Ich werde dich zu ihm bringen. Er wollte mich heute Nacht in der Klinik treffen. Er hat mir gesagt, er wisse, dass man anfangen würde, ihn zu verfolgen.« Sie klang jetzt ganz ruhig.
Er erinnerte sich, wie er sie in diesem Wagen geliebt hatte. Letztes Jahr, nachdem er sie beim Karaokesingen im Impala Hotel beobachtet hatte. »Er meinte, deshalb hätte er mir letzte Woche kein Geld geschickt. Weil er niemanden auf meine Fährte locken wollte.«
»Dann solltest du lieber nicht mitkommen.«
»Du wirst sein Haus nicht ohne meine Hilfe finden«, erwiderte sie. Er wollte ihr gern sagen, dass sie ihn unterschätzte, dass er sich durchaus in diesem Land zurechtfand. Wie in jedem anderen auch. Aber er schwieg.
Je weniger sie über ihn wusste, desto besser. »Ich habe bisher schon vieles auch ohne dich geschafft.«
Oh ja, er hatte vieles gemacht. Vor allem das, was ihm der Marshal erklärt hatte, als er mit sieben in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden war. Lange bevor er zur Armee ging, Mitglied der Delta Forces wurde und GOST ihn unter seine Fittiche genommen hatte, um ihn weiter auszubilden.
Vergiss deinen richtigen Namen.
Bring keine Freunde mit nach Hause.
Sprich nie über deine Vergangenheit.
Erwarte nicht, irgendwann eine langfristige Beziehung führen zu können.
Mit diesen Regeln und mit einer Selbstbeherrschung ausgestattet, die an Rücksichtslosigkeit grenzte, hatte Clutch Sarah nach der ersten Nacht vor die Tür gesetzt, bevor er ihr noch völlig verfiel. Erhitzt hatte sie sich an ihn geschmiegt und ihm fast Hemd und Hose vom Leib gerissen …
Bei Sarah verlor er die Kontrolle. Seine Schutzmechanismen versagten. Und das durften sie nicht. Er hasste und liebte diese Frau gleichermaßen dafür.
Aber er erinnerte sich an jede einzelne Sekunde, die sie zusammen verbracht hatten, und hielt sie fest wie einen Schatz, den er sich von niemandem würde nehmen lassen.
»Fast wäre ich zu dir zurückgekommen.« In ihren Augen stand eine Traurigkeit, bei deren Anblick sich in ihm alles zusammenzog.
»Ich hätte dich nicht zurückgenommen.«
»Das glaube ich dir nicht.«
Damit waren sie schon zu zweit. Nachdenklich betrachtete er sie im Licht des frühen Morgens und versuchte abzuwägen, ob er ihr wirklich vertrauen konnte.
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war ihr Haar kürzer gewesen. Es hatte zu allen Seiten abgestanden, und sie hatte sich rote Strähnen ins Blond gefärbt. Inzwischen war es wieder länger und fiel ihr in die Stirn. Dadurch wirkten ihre Gesichtszüge weicher. Er wusste, an ihrem linken Arm schlängelten sich Tattoos entlang. Sie wirkten wie ein Ärmel. Und um ihren Nabel war eine Sonne tätowiert.
Er hatte Stunden damit zugebracht, diese Sonne mit den Fingern und seiner Zunge zu erkunden …
Wem machte
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