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Entfuehrt

Entfuehrt

Titel: Entfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Tyler
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Damit ließen sie den Männern und Frauen keine andere Wahl. Es war die schlimmste Situation, in der er sich je befunden hatte.
    Alle hatten die Bedingungen akzeptiert. Auch Clutch. Und das bedeutete, sie würden nach Afrika reisen und ihre Identitäten wurden offiziell aus dem System gelöscht. Es gab sie nicht mehr, weder für die Armee noch für andere Behörden.
    Nach zwei Monaten war die Gruppe auf acht Mitglieder geschrumpft. Einer war geflohen, aber sie fingen ihn wieder ein. Eine Frau hatte sich lieber selbst getötet, statt das Leben zu führen, zu dem sie gezwungen werden sollte.
    Clutchs Handy vibrierte ständig aufs Neue. Jedes Mal, wenn er die Vibration spürte, rieb er unbewusst durch seine Cargohose über die Tätowierung an der Innenseite seines Oberschenkels, als wolle er so versuchen, das Brennen zu lindern.
    Die Ako-Ben-Tätowierung – das sogenannte Kriegshorn – markierte ihn für die Leute, die für das GOST-Programm arbeiteten. Leute, die wussten, wo sie nach diesem Zeichen suchen mussten.
    Unzählige Male hatte er sich überlegt, wie es wäre, wenn er sein Messer gegen die empfindliche Haut drücken und das Kriegshorn herausschneiden würde. Aber er wusste nur zu gut, dass es ihm nichts brachte. Die schwarze Tinte war zu tief in seine Haut eingedrungen, um vollständig entfernt zu werden.
    Ungeduldig löste er seine Hand von der Stelle. Er versuchte zu vergessen, dass er Sarahs Leben in Gefahr brachte. Und dabei ging es nicht nur um einen Mann wie Rafe – nein, es gab Gefahren, die weit größer waren.
    Sarah hielt an.
    »Von hier ab sollten wir laufen«, sagte sie. »Es ist nur noch ein halber Kilometer. Er wird den Wagen hören, wenn er das nicht ohnehin schon hat.« Sie sprang aus dem Auto, kam auf seine Seite und händigte ihm schon die Waffen aus, als er noch dabei war, die Beifahrertür aufzustoßen.
    Clutch starrte in den Himmel. Langsam setzte die Abenddämmerung ein, aber für seinen Geschmack wurde es nicht schnell genug dunkel. Wenn sie allerdings bis zum Einbruch der Nacht warteten, konnte es zu spät sein. Er traf eine Entscheidung.
    Mit der Tasche über der Schulter folgte er Sarah durch das dichte Unterholz. Ihre Schritte waren schnell, leise und sicher. Sie hielt die Waffe im Anschlag. Das alles brach ihm beinah das Herz. Ausgerechnet jetzt, nachdem er geglaubt hatte, die alte Wunde sei endlich verheilt.
    Er hätte es besser wissen müssen. Und als sie stehen blieb, legte er aus Gewohnheit eine Hand auf ihre Schulter. Weil er die Nähe zu ihr brauchte. Und sie schüttelte seine Hand nicht ab.
    »Die Hütte ist da vorn auf der linken Seite«, wisperte sie und deutete in die Richtung. »Gleich auf der anderen Seite der Lichtung.«
    Er verstaute seine Tasche im Gestrüpp und machte sich bereit, über die Lichtung auf die freistehende Hütte zuzuschleichen. Es gab keine Möglichkeit, sich irgendwo zu verstecken. Er musste direkt auf die Hütte zulaufen.
    »Du bleibst besser hier und lässt mich vorgehen. Er macht sich vielleicht aus dem Staub, wenn er dich sieht. Mich erwartet er«, erklärte Sarah.
    Er zog sie mit der Hand, die immer noch auf ihrer Schulter ruhte, leicht zurück. »Bleib hier. Versteck dich. Wenn irgendwas passiert, geh zurück zum Wagen und verschwinde.«
    »Ich würde dich nie allein zurücklassen.«
    Er hielt sich nicht damit auf, sie daran zu erinnern, dass sie noch vor wenigen Stunden durchaus bereit gewesen war, ihn zurückzulassen. Stattdessen näherte er sich der Hütte.
    Sie hörte nicht auf ihn, sondern folgte ihm dicht auf den Fersen. Sie hielt die Waffe gezogen, und ihr Körper war angespannt. Geduckt lief er auf die Veranda zu. Sein Magen zog sich zusammen, obwohl sie das Haus unbeschadet erreichten.
    Auf dem Geländer der Veranda leuchtete ein roter Streifen. Frisches Blut. Er gab Sarah ein Zeichen, dass sie Wache halten sollte.
    Sarah nickte, und er verschwand im Innern der Hütte.
    Schwer hing der metallische Geruch von Blut und Hass und Angst in der Luft. Das einzige Anzeichen für einen Kampf waren die beiden toten Männer, die auf dem Boden lagen. Amerikaner. Jemand hatte ihnen das Genick gebrochen. Keine Spur von Rafe. Das Haus war spärlich möbliert, woran Clutch erkannte, dass Rafe bereit gewesen war, von einer Sekunde zur anderen zu verschwinden.
    Trotzdem konnte das Blut auch von Rafe stammen.
    Er schlich behutsam zur offenen Hintertür und tastete nach den Stolperdrähten, die zwischen den Türpfosten gespannt waren. Die Dinger

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