Entfuehrung in den Highlands
zulassen. Er hatte geglaubt, sie wären in Sicherheit, beschützt durch Hamish, Devonsgate und die beiden Diener. Was war schiefgegangen? Wer hatte das getan und warum?
Er musste fliehen, musste Fiona finden und sie retten. Bei diesem Gedanken brannte sein Herz in der Brust. Um festzustellen, wie schwierig es sein würde, hier herauszukommen, sah er sich um. Er war in einer Art Stall, an den Wänden reihte sich Zaumzeug, in der Luft hing ein starker Geruch nach Heu und Pferden.
Der Mann trat Jack mit seinem Stiefel, und das harte Leder grub sich zwischen seine Rippen. „Sie sind doch wach, oder?“
Der Mann wirkte entschieden zu zufrieden mit der Situation. „Wo bin ich?“, stieß Jack hervor und versuchte krampfhaft, sich nicht anmerken zu lassen, wie schlecht es ihm ging.
„Sie sin’ da, wo man mir gesagt hat, wo Sie bis um diese Zeit bleiben soll’n.“
„Bis um welche Zeit?“
Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel und beleuchtete auf unheimliche Weise das Gesicht des Mannes. „Bis es Zeit is’, Sie geh’n zu lassen, natürlich.“
Das ergab für Jack überhaupt keinen Sinn. „Sie wollen mich nicht töten?“, fragte er verwundert.
Das Grinsen des Mannes ließ nicht nach. „Ich könnt’s tun. Ich hab es schon früher getan. Aber dieses Mal krieg ich mein Geld dafür, dass ich nicht mehr tue, als Sie ’nen bisschen festzuhalten. Sie werden denen erzählen, Sie wär’n von einem geheimnisvollen Mann festgehalten worden, aber bis dahin bin ich längst weg. Keiner wird Ihnen glauben, wie’s wirklich war.“
Der Mann beugte sich vor, und sein übel riechender Atem streifte Jacks Gesicht. „Sie werden Ihnen nich’ glauben“, wiederholte er. „Und denken, Sie erfinden Ausreden, weil Sie die Frau umgebracht haben.“
Verzweiflung schnürte Jack die Kehle zu und betäubte sein Gehirn.
„Vielleicht sollt ich Sie ’nen bisschen hinstell’n, damit ich Sie besser seh’n kann.“ Grob packte der Mann seinen Arm und zerrte ihn auf die Füße.
Schmerz durchfuhr Jack. „Die Fesseln“, stieß er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sie sind zu eng.“
„Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sich der Mann spöttisch.
Jack reagierte rasch. „Wenn die Fesseln Spuren hinterlassen, werden sie meine Geschichte glauben.“
„Verdammt“, fluchte der Mann. „Das könnt passieren. Gut. Ich werde die Fesseln lockern. Aber nur ’nen kleines bisschen.“ Er griff hinter Jack und fummelte mit den Seilen herum.
Jack fühlte, wie die Knoten sich lösten, dann war er frei.
Der Mann packte die Seilenden, um sie wieder zu verknoten, aber Jack war schneller. Er riss seinen Arm hoch, sein Ellbogen knallte seinem Entführer gegen das Kinn.
Sobald der Mann rückwärts taumelte, griff Jack nach der Laterne und schwang sie mit all seiner Kraft ins Gesicht des Mannes.
„Autsch!“
Den Schrei seines Entführers in den Ohren, flüchtete Jack durch die Tür hinaus auf den Hof eines Gasthauses, das ihm vertraut erschien. Wo war er, zur Hölle?
Aus dem Stall hinter seinem Rücken kam Lärm, und Jack schlüpfte schnell hinter ein Fass. Als er dort kauerte, rieb er sich die Handgelenke und zwang sein schwerfälliges Hirn zur Arbeit. Bei Gott, er würde herausfinden, wer das hier getan hatte, und diejenigen würden dafür bezahlen!
Er wurde von einem hellen Blitz geblendet, und dann explodierte der Stall vor Jacks aufgerissenen Augen. Holzsplitter flogen um ihn herum. Donner krachte und rollte durch die Luft, die ganze Erde bebte.
In den kümmerlichen Überresten des Stalls flammte Feuer auf, als sich das Stroh entzündete. Rauch quoll aus den Fenstern. Jacks Entführer taumelte in den Hof und brach keuchend zusammen.
Dann ertönte Geschrei, und Menschen strömten aus dem Gasthaus. Jack beobachtete, wie ein Mann an eines der Fenster trat, hinaus in den Hof starrte und dann wieder verschwand.
Das heftige Bedürfnis, durch die Scheibe zu springen und den Bastard, wer auch immer er war, bei der Kehle zu packen, brachte Jack zum Zittern. Aber er war noch zu schwach, in seinem Kopf drehte sich alles, seine Brust schmerzte.
Schließlich verließ er sein Versteck und überquerte zwischen den herumrennenden Reitknechten und Stallburschen eilig den Hof. Während das Chaos immer größer wurde, verschwand er in der Dunkelheit, nachdem er am Rand des Hofes noch einmal stehen geblieben war und einen Blick zu dem Fenster hinüber geworfen hatte.
Dort war sein Feind, aber er konnte es nicht
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