Entführung nach Dathomir
Kühlflüssigkeit. Trotz der Flicken hatte sie die Hälfte ihres Inhalts verloren, und er wußte, daß sie für einen sicheren Sprung jeden Tropfen brauchen würden.
Leia klopfte Luke beruhigend auf die Schulter. »Wir werdend schon schaffen.«
Er nickte; schließlich hatten sie keine andere Wahl. Sie verstauten die Generatoren und die Tonnen mit der Kühlflüssigkeit in Säcke aus Whuffahaut, die von den Rancor geschultert wurden. Die Ungeheuer schienen die Last nicht einmal zu spüren, und zehn Minuten später hatten sie die schlammigen Niederungen hinter sich gebracht und das schützende Vorgebirge erreicht.
Nach einem Tag und einer Nacht ohne Schlaf war die ganze Gruppe erschöpft, aber die Rancor waren ausgeruht, so daß sie bis Sonnenuntergang weiterritten und dann ihr Lager aufschlugen. Luke jedoch konnte nicht schlafen und machte einen Spaziergang durch den Wald. Es war früher Abend. Er blieb auf einer Anhöhe stehen, blickte über die Ebene, und als er blinzelte, schien sich die Ebene zu verdüstern, zur Eiswüste zu erstarren, bar allen Lebens. Ewige Nacht, flüsterte eine Stimme in ihm. Die ewige Nacht kommt. Er fragte sich, ob die Vision vielleicht symbolisch war und seinen bevorstehenden Tod ankündigte.
Er griff mit seinen Sinnen hinaus und spürte das Kräuseln in der Macht. Bereits jetzt hatte die Armee der Nachtschwestern den halben Weg zum Clan des Singenden Berges zurückgelegt. Gethzerion verfügte über einen Gleiter, und die Strecke, für die ihre Armee drei Tage brauchte, würde sie in nur einer Stunde bewältigen. Sie und der Rest ihres Clans konnten diese drei Tage zur Strategieplanung nutzen.
In der Vergangenheit war es Luke oft gelungen, den Verlauf einer Schlacht im Geiste durchzuspielen und ihren Ausgang vorherzusehen. Die Macht half ihm dabei, gewährte ihm Einsichten, die ihm sonst verwehrt geblieben wären. Aber diesmal war es anders. Der kurze Kampf unter den Türmen hatte ihm wenig über die Fähigkeiten der Nachtschwestern verraten. Er wünschte sich, Yoda oder Ben würden auftauchen, um ihm zu helfen, aber das einzige Bild, das er vor seinem geistigen Auge sah, war Yodas Hologramm: Geschlagen von den Hexen.
Yoda war ein größerer Jedi-Meister gewesen als Luke vermutlich je werden würde, trotzdem hatten die Hexen ihm und seinen Gefährten widerstanden. Luke zweifelte an seinen Fähigkeiten. Die Macht – woher kam sie wirklich? Yoda hatte gesagt, daß das Leben sie erzeugte, daß sie Energie war. Aber konnte Luke sie mit gutem Gewissen benutzen? Wenn er anderen Lebewesen Energie entzog, sie aussaugte wie ein Blutegel, wie konnte er seine Taten dann rechtfertigen?
Und da war noch ein anderes Problem. Bei seinen Kämpfen gegen Darth Vader und den Imperator hatte Luke nicht all seine Kräfte eingesetzt. Vader hatte nur versucht, ihn auf seine Seite zu ziehen, und nicht, ihm das Leben zu nehmen. Aber Luke machte sich keine Illusionen – Gethzerion würde nicht so nachsichtig sein.
»Was geht hier vor, Ben?« flüsterte Luke und starrte in den dichten grünen Dschungel. Das verblassende Sonnenlicht glitzerte auf den Blättern. »Ist dies eine Art Prüfung? Willst du feststellen, ob ich fähig bin, auf eigenen Füßen zu stehen? Glaubst du, daß ich deine Hilfe nicht mehr brauche? Was geht hier vor?«
Aber Ben antwortete nicht. Der Abendwind rauschte in den Baumkronen und ließ die Schatten der Blätter über den Boden tanzen. Luke blickte hinauf zur untergehenden Sonne, während der Wald den Geruch verrottenden Laubwerks und überreifer Früchte verströmte. Der Abend war warm und friedlich, die Sonne warf ihr Licht über ihn. Eidechsen sprangen durch die Baumkronen, ohne etwas von den Nachtschwestern oder Zsinj zu ahnen. Luke erkannte, daß Dathomir trotz allem eine wunderschöne Welt war. Wenn die Karte in Augwynnes Kriegsraum stimmte, hatten die Menschen bisher nur ein Hundertstel der bewohnbaren Oberfläche des Planeten erforscht. Und für die meisten Kreaturen hier und auf Millionen anderer Planeten in der ganzen Galaxis waren Gethzerions Pläne so bedeutungslos wie eine Handvoll Sand in der Wüste.
Als Luke im Wald verschwand, setzte sich Isolder auf und hörte zu, wie Han mit seinem Droiden sprach. Leia war sofort eingeschlafen, aber Isolder fand keine Ruhe. Er bemerkte, daß Teneniel am Feuer saß, außerhalb des Lichtscheins, und die Sterne betrachtete. Er stand auf und setzte sich zu ihr.
»Manchmal in der Nacht, wenn ich draußen in der Wüste bin«, sagte
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