Entführung nach Dathomir
wunderte sich über ihren Tonfall.
Er drehte sich zur Seite und betrachtete im Sternenlicht Teneniels Gesicht. Wie die meisten Hapaner konnte er im Dunkeln schlecht sehen; das Licht von sieben Monden und einer grellen Sonne machte gutes Nachtsichtvermögen überflüssig, und so hatte sein Volk im Lauf der Jahrtausende allmählich die Fähigkeit zum Sehen im Dunkeln verloren. Trotzdem konnte er ihre Silhouette ausmachen, die Umrisse ihres Gesichts, die Wölbung ihrer Brüste. »Ich verstehe dich nicht«, sagte Isolder. »Was bin ich eigentlich für dich? Du sagst, ich bin dein Sklave. Du sagst, daß deine Schwestern Männer entführen, um sie zu ihren Gatten zu machen, und wenn ich es richtig verstanden habe, verschafft dir mein Besitz einen bestimmten Status in deinem Clan.«
»Ich würde dich nie zwingen, etwas gegen deinen Willen zu tun«, erwiderte Teneniel. »Ich… ich könnte es nicht. Wie ich schon sagte, bei einer anderen Frau hättest du vielleicht nicht so viel Glück.« Isolder erinnerte sich an Teneniels rätselhaftes Lächeln bei ihrer ersten Begegnung, als sie ihn scheu umkreist und leise gesungen hatte, ohne den Blick von ihm zu wenden. Er hatte ihr Lächeln erwidert, hatte nur höflich sein wollen, aber als er nach dem Seil gegriffen hatte, das sie ihm hinhielt, war er einen Moment später gefesselt gewesen. Jetzt begriff er. Sie hatte ihm jede Möglichkeit gegeben zu fliehen, und er hatte sich von ihr fangen lassen.
Alles in allem war es kein besonders komplexes Werbungsritual, aber beide Beteiligte sollten die Regeln kennen.
»Ich verstehe«, seufzte Isolder. »Was wäre gewesen, wenn wir uns nicht gemocht, wenn die Ehe nicht funktioniert hätte? Was hättest du dann getan?«
»Dann hätte ich dich verkauft. Wenn dir eine andere Frau lieber gewesen wäre, hätte meine Ehre von mir verlangt, dich an sie zu verkaufen – zu einem angemessenen Preis, unter Berücksichtigung des Wohlstands der Käuferin und der Umstände. Hätte es in unserem Clan keine passende Frau für dich gegeben, hättest du dafür sorgen können, daß dich eine aus einem anderen Clan raubt – oder du hättest in die Berge fliehen können, um mir zu zeigen, daß du nicht zufrieden bist. Hätte ich geglaubt, daß wir doch noch zueinander finden könnten, hätte ich dich erneut gejagt. Es gibt viele Möglichkeiten.«
Isolder überlegte. Obwohl sie auf den ersten Blick barbarisch wirkten, waren die Hochzeitsbräuche der Hexen nicht komplizierter als die anderer Kulturen. Wie auf seiner Heimatwelt herrschten die Frauen, doch die Männer hier hatten Zufluchtsmöglichkeiten. Er versuchte sich vorzustellen, wie diese Welt vor Tausenden von Jahren ausgesehen hatte – kleine Horden Menschen, die ohne Waffen gegen die Rancor kämpften. In Anbetracht dieser Alternative war die Heirat mit einer Hexe, die einem Schutz gewährte, auch wenn sie einen zum Sklaven machte, ein großer Segen.
Und jetzt schenkte ihm Teneniel die Freiheit. Sie war bereit, ihn freizulassen, obwohl dies bedeutete, daß er den Planeten verließ, und verlangte dafür nur eine Gegenleistung: daß er sich an sie erinnerte und liebevoll an sie zurückdachte.
Wenn er die besitzergreifende Art seiner Tanten bedachte, die Habgier seiner Mutter, fragte er sich, wie viele Frauen auf seiner Heimatwelt so großzügig, so verständnisvoll sein mochten. Sie hatte eine innere Schönheit, wie er sie nur sehr selten gesehen hatte.
Isolder stützte sich auf seine Ellbogen, beugte sich über Teneniel und küßte sie sanft auf die Wange, und er wußte, daß dies ein Abschiedskuß war. Ihr Gesicht war feucht. Sie hatte geweint. »Wenn ich je nach Hapan zurückkehren sollte«, sagte er, »werde ich an dich denken. Ich weiß, wo du bist, und manchmal werde ich nach Dathomir Ausschau halten und mich fragen, ob du durch den Himmel zu mir herübersiehst.«
Eine Stunde später weckte Luke die anderen, und sie bestiegen die Rancor und ritten im Galopp los, trieben die Rancor gnadenlos durch die Wälder, über die Berge und durch tiefe Schluchten. Spät in der Nacht, nur vierzehn Kilometer vom Singenden Berg entfernt, legten sie tief in den Wäldern eine Rast ein. Die Rancor waren zu erschöpft, um weiterzureiten. Luke war von Unruhe erfüllt, wollte am liebsten zur Eile drängen, doch die Rancor waren zu müde und die ganze Gruppe war am Ende ihrer Kraft.
»Wir ruhen uns hier eine Weile aus«, sagte Luke, und seine Freunde rutschten wie ein Mann von ihren Reittieren, breiteten
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