Entführung nach Dathomir
bewachten, wurde ihm klar, daß es sich bei den Kapuzenfrauen um Feinde handeln mußte. Die Rancor knurrten und bewegten sich unruhig, scharrten mit den riesigen Klauenfüßen über den Steinboden. Die Kriegerinnen hielten ihre Blaster schußbereit, aber die Anführerin der neun trug einen zerbrochenen Speer, wahrscheinlich ein Zeichen für ihre friedlichen Absichten.
Damaya stieg von ihrem Rancor und führte Han die Stufen zur Festung hinauf.
Die neun Frauen verharrten am Absatz, als die beiden vorbeikamen, und musterten Han mit forschenden Blicken. Ihre Anführerin, eine ältere Frau mit an den Schläfen ergrauendem Haar, hatte glitzernde grüne Augen, und ihre eingefallenen Wangen wiesen einen kränklichen Gelbton auf. Sie lächelte Han an und brachte ihn zum Frösteln.
»Sage mir, Außenwelter, wo dein Schiff ist«, rief sie ihm nach.
Hans Herz hämmerte, und er drehte sich um. »Es ist, äh, dort…« Er wollte in die entsprechende Richtung deuten, aber die Botin wirbelte wütend herum.
»Sagen Sie es ihr nicht!« befahl Damaya, und ihre Worte waren wie ein Messer, das einen unsichtbaren Marionettenfaden zerschnitt, an dem Hans Zunge hing. Plötzlich erkannte er, daß die alte Frau Lukes Jedi-Trick eingesetzt hatte, mit dem sich willensschwächere Wesen manipulieren ließen.
Sein Gesicht mußte sich gerötet haben, denn Damaya sagte: »Es gibt keinen Grund für Scham. Baritha verfügt über die mächtige Gabe, anderen ihren Willen aufzuzwingen.«
Die alte Frau, Baritha, lachte ihn aus, und Han wandte sich zornig ab. Sie folgte ihm zwei Schritte und stieß ihm dann von hinten spielerisch den Speerschaft zwischen die Beine, wie um die Stärke seiner Manneskraft zu prüfen.
Han fuhr mit geballten Fäusten herum. Die alte Frau gab einen leisen Singsang von sich und machte mit der Hand eine zupackende Bewegung. Han spürte, wie seine Fäuste von einem unsichtbaren Schraubstock umklammert wurden und die Gelenke unter dem Druck knackten.
»Zügle deinen Zorn, du Wicht von einem Mann«, lachte Baritha. »Erweise den Höhergestellten Respekt, oder beim nächsten Mal wird es ein Auge sein – oder ein anderes Körperteil, das du als wertvoll erachtest –, das ich zermalme.«
»Nimm deine schmutzigen Pfoten von mir!« knurrte Han. Damaya zog ruhig ihren Blaster, zielte damit auf die Kehle der alten Frau und sagte etwas in ihrer eigenen Sprache.
Die alte Frau entließ Han aus ihrem unsichtbaren Griff. »Ich habe deinen Gefangenen nur bewundert. Von hinten sieht er so… knackig aus. Wer könnte da widerstehen?«
»Wir vom Clan des Singenden Berges dulden eure Anwesenheit hier«, erklärte Damaya, »aber unsere Gastfreundschaft hat Grenzen.«
»Ihr vom Clan des Singenden Berges seid willensschwache Närrinnen«, krächzte die alte Frau, reckte den Kopf und hob die Augenbrauen, daß ihr faltiges Gesicht ein wenig glatter wurde. »Selbst wenn ihr wolltet, könntet ihr uns nicht vertreiben, und deshalb werdet ihr unsere Gegenwart erdulden und euch unseren Wünschen fügen müssen. Ich verachte eure anmaßende Kultiviertheit! Ich spucke auf eure Gastfreundschaft!«
»Ich könnte dir in den Hals schießen«, sagte Damaya sehnsüchtig.
»Dann tu es, Damaya«, sagte die alte Frau, während sie ihre Roben öffnete und verschrumpelte Brüste enthüllte, »erschieß deine arme Tante! Ich liebe das Leben nicht mehr, seit ihr mich aus eurem Clan geworfen habt. Erschieß mich. Ich weiß, wie gern du es tun möchtest!«
»Ich werde mich von dir nicht provozieren lassen«, sagte Damaya.
Die alte Frau lachte gackernd. »Sie wird sich von mir nicht provozieren lassen!« wiederholte sie höhnisch, und die Schwestern hinter ihr lachten. Han wurde von rasender Wut gepackt, und er wünschte, Damaya würde ihre Waffe heben und ein paar von ihnen niederblastern. Statt dessen schob sie ihren Blaster in ihr Holster, bedeutete Han mit einem Schulterklopfen weiterzugehen und hielt sich dicht hinter ihm, während die neun kapuzentragenden Schwestern in einigem Abstand folgten.
Aus der Nähe waren die Schäden an der Festung deutlich zu erkennen. Überall um den Flickenteppich aus Panzerplatten war der Fels rissig und durchlöchert. Viele der Risse waren mit einer dunkelgrünen, gummiähnlichen Substanz gefüllt worden, so daß der Basalt fast marmorartig wirkte. Die Wege vor der Festung waren mit Brocken aus rotem Sandstein übersät, und Han fragte sich, woher der Sandstein stammte – die Berge im Umkreis schienen vulkanischen
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