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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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würde vom Anfang bis zum Ende furchtbar sein, das hatte Gregor längst erkannt. Kein Wunder, dass der arme Mann sich voller Mitleid opfern und sie heiraten wollte.
    Venetia wollte keinen Bräutigam, der ein Opfer brachte. Sie wollte einen Mann heiraten, der sie voller Freude und Aufregung zum Traualtar führte und niemanden, der ganz nebenbei beim Karottenschneiden erwähnte, dass „es sein musste“.
    Leise seufzend klopfte Venetia ihr Kissen flach und rollte sich auf die andere Seite des Bettes, möglichst weit weg von Elisabeths lautem Schnarchen. Endlich war auch sie erschöpft eingeschlafen.
    In der ersten Morgendämmerung erschien Elisabeths Zofe mit einem Frühstückstablett und informierte sie mit irritierender Munterkeit, dass die Gentlemen bereits ihr Frühstück im Gastraum einnahmen. Venetia murrte leise vor sich hin, weil es Menschen gab, die offensichtlich bester Laune erwachten und ihr damit am frühen Morgen auf die Nerven gingen. Dann stand sie auf, erschöpft, lustlos und furchtbar schlecht gelaunt. Sie zog sich rasch an und begann, ihre restlichen Sachen einzupacken.
    In der Zwischenzeit tuschelten Elisabeth und ihre Zofe ununterbrochen miteinander, und obwohl sie leise sprachen, schrillten ihre Stimmen in Venetias Ohren.
    Als es klopfte, hörte Elisabeth auf, ihrer Zofe unzählige Anweisungen zu erteilen und eilte zur Tür. „Ich mache schon auf!“ Bevor sie die Hand auf den Türknauf legte, änderte sich ihre Haltung schlagartig. Anstelle der munteren, modisch gekleideten jungen Frau lehnte plötzlich ein apathisches Wesen am Türrahmen und strich sich mit der Hand über die Stirn. „Guten Morgen“, hörte Venetia sie mit leiser, heiserer Stimme sagen. „Lord MacLean ist da.“ Diesen Worten folgte ein kraftloses Husten.
    „Guten Morgen, Miss Higganbotham.“ Gregors volle Stimme schien das ganze Zimmer zu füllen „Ich wollte Ihnen einen herrlichen Tag wünschen, aber ich sehe, es geht Ihnen nicht gut.“
    Elisabeth presste ihre Fingerspitzen gegen ihre Kehle. „Nein. Ich fürchte, ich brüte irgendetwas aus, ebenso wie meine Zofe.“
    Im Hintergrund gelang es der Zofe, kläglich zu hüsteln.
    „Es tut mir leid, das zu hören.“
    „Ich kann nur hoffen, es sind nicht die Lungen“, flüsterte Elisabeth mit einem tapferen Lächeln. Sie wandte sich von der Tür ab und schwankte ein wenig, während sie das Zimmer durchquerte.
    Sofort war Gregor an ihrer Seite, griff nach ihrem Arm und stützte sie. Mit einem dankbaren Seufzer lehnte sie sich an ihn und schaute dankbar zu ihm auf, wobei ihr Gehabe stark an das einer zweitklassigen Schmierenkomödiantin erinnerte.
    Als sich Venetias und Gregors Blicke trafen, lag für einen Moment Erheiterung zwischen ihnen in der Luft. Dann verfinsterte sich seine Miene, und er wandte sich abrupt ab.
    Venetia beugte sich wieder über ihre Reisetasche und schluckte mühsam die Tränen herunter, die ihr in die Augen steigen wollten. Nie wieder würden Gregor und sie Freunde sein können. Ihre Freundschaft war für immer zerstört.
    Während Elisabeth sich von ihrer Zofe beim Hinsetzen helfen ließ, versuchte Venetia sich auf die Frage zu konzentrieren, was plötzlich mit ihrer Zimmergenossin los war. Was führte Elisabeth im Schilde? Versuchte sie Gregors Aufmerksamkeit zu erwecken?
    Dieser Gedanke machte Venetia sehr zu schaffen. Mit einer heftigen Bewegung stopfte sie ihren silbernen Kamm in ihr Retikül und riss dabei um ein Haar die zarten Nähte auf. Verdammt, verdammt, verdammt! Sie wünschte sich inständig, sie könnte aufhören, jedes Mal so heftig zu reagieren, wenn Gregor in der Nähe war - auch das war etwas, das sich während der letzten fünf Tage geändert hatte, denn früher war sie in Gregors Gegenwart stets ruhig und ausgeglichen gewesen.
    „Der Squire bat mich, Sie zu informieren, dass er in Kürze aufbrechen will, Miss Higganbotham“, erklärte Gregor den Grund seines Kommens. „Er schickt einen Mann herauf, um Ihre Koffer abzuholen.“
    Als sie Gregors tiefe, raue Stimme hörte, liefen leise Schauer über Venetias Haut, aber sie zwang sich, damit fortzufahren, Gegenstände in ihr Retikül zu stecken - ihre Lieblingsuhr, ein Taschentuch, ihren kleinen Silberspiegel. Bewege dich ruhig und gelassen, und du wirst dich auch so fühlen, redete sie sich im Stillen gut zu.
    „Ich hoffe, ich werde bald fertig sein“, erklärte Elisabeth mit zitternder, schwacher Stimme und wenig Überzeugung. „Es tut mir leid, wenn ich so unentschlossen

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