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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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begleiten, aber ich bin zu müde.“ „Großmama ..."
    „Gute Nacht, meine Liebe. Wir sehen uns beim Frühstück.“ Venetia seufzte. Wenn Großmama etwas wollte, hatte es keinen Zweck, sich ihr zu widersetzen. Sie wusste nicht, warum sie es überhaupt probiert hatte. Ein Hausmädchen erschien, packte flink Venetia Reisetasche wieder und trug sie in die Halle zu einem wartenden Diener. Venetia schlüpfte in ihr Kleid und folgte dem Butler die Flure entlang. Sie gingen an zahlreichen anderen Schlafzimmern vorbei, am Ende auch an dem Rosa Zimmer, in dem Großmama Gregor untergebracht hatte.
    Gegen ihren Willen dachte Venetia darüber nach, was er wohl gerade tat. Hatte er sich bereits schlafen gelegt? Vor ihrem inneren Auge sah sie deutlich vor sich, wie er zwischen die Laken glitt, und sie hätte ihr letztes Geld darauf gewettet, dass er ohne einen Faden am Leib schlief. Bei diesem Gedanken durchlief sie ein köstlicher Schauer.
    Vor einer mehrflügeligen Tür ein paar Schritte neben dem Eingang zum Rosa Zimmer blieb Raffley stehen. Der Butler öffnete die Tür zu einem Zimmer, welches doppelt so groß war wie das, in dem sie in diesem Haus gewöhnlich schlief. Und da beide Kamine brannten, war es gemütlich warm. Das Bett war bereits aufgedeckt, auf der Brokatdecke prangten unzählige mit blauem Garn gestickte Blumen, ein Berg weicher Kissen mit blauen und goldfarbenen Bezügen zog sie wie magisch an, und Venetia spürte wieder, wie müde sie war. Auf beiden Seiten des Bettes brannten Kerzen, die die frisch gestärkten Laken in verführerisches Licht tauchten.
    Vor einem der Kamine standen mehrere Stühle und ein Kanapee, überall waren weiche Teppiche verteilt. Eine große zweiflügelige Tür führte hinaus auf den Balkon, von dem aus man bei Tageslicht wohl einen weiten Blick auf den Garten hinter dem Haus hatte. Die dicken Vorhänge aus blauer Seide reichten bis zum Fußboden, und überall im Zimmer waren Kissen mit goldfarbenen Bezügen arrangiert.
    Raffley packte Venetias Sachen aus, während ein Diener ein neues Teetablett mit frischen Erdbeeren, Himbeeren, Sahne, Zimtgebäck und einer Karaffe mit gekühltem Sherry ins Zimmer brachte. Venetia dachte, ihre Großmutter wollte sich auf diese Weise dafür entschuldigen, dass sie Tee auf ihr Bett geschüttet hatte.
    Schließlich ließ Raffley seinen prüfenden Blick durchs Zimmer wandern, nickte zufrieden, wünschte ihr eine gute Nacht und zog die schweren Türen hinter sich ins Schloss.
    Venetia zog ihr Kleid aus und warf es über einen Stuhl, dann ging sie zu dem Tablett und schenkte sich ein Glas Sherry ein. Das würde ihr beim Einschlafen helfen. Nachdem sie das Glas mit kleinen Schlucken geleert hatte, beschloss sie, ein zweites zu trinken.
    Sie streckte ihre Füße in Richtung Feuer und wackelte in der behaglichen Wärme mit den Zehen. Morgen früh, wenn sie ausgeschlafen war, würde sie herausfinden, wie sie ihren Mitreisenden helfen konnte. Sir Henry war auf jeden Fall eine passende Partie für Miss Higganbotham, die von all ihren romantischen Vorstellungen schon ganz wirr zu sein schien. Er war zuverlässig und ausgeglichen und hatte Venetia mit seiner Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit beeindruckt.
    Miss Platt war ein anderer Fall. Für sie würde Venetia so bald wie möglich eine neue Stellung finden müssen; vielleicht hat Großmama eine Bekannte, die eine Gesellschafterin suchte.
    Und Ravenscroft musste nach London zurückkehren und sich bei Lord Ulster entschuldigen. Dabei könnte ihre Mutter vielleicht behilflich sein, weil sie Ulsters Großmutter ziemlich gut kannte. Die alte Dame kontrollierte die Finanzen ihres Enkels, und so war es durchaus möglich, dass sie ihn dazu bringen konnte, Ravenscrofts reichlich verspätete Entschuldigung anzunehmen. Ja, dieser Plan konnte funktionieren.
    Venetia legte die Stirn in Falten und nippte an ihrem Sherry. Blieben eigentlich nur noch ihre eigenen Probleme zu lösen. Ihre Mitreisenden wussten wahrscheinlich mittlerweile, dass sie nicht Ravenscrofts Schwester war, dass sie und er allein gereist waren und dass Gregor nicht ihr Vormund war.
    Seufzend fragte sich Venetia, was sie tun sollte. Sie liebte das Leben in London und konnte sich nicht vorstellen, eine Einsiedlerin zu werden, aber genau das war es, was ihr bevorstand, denn alle ihre Londoner Bekannten würden sie schneiden. Sie konnte diesem Schicksal entgehen, indem sie Ravenscroft heiratete, aber nichts konnte sie dazu bewegen, diesen Schritt zu tun.

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