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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Lächeln, und ihre Gesichtszüge wurden weich. „Mein Bruder ist ein wunderbarer Mann, sehr gut aussehend und höflich, allerdings ein wenig ... “ Sie zögerte, wohl, weil sie vermeiden wollte, etwas Negatives über ihren Bruder zu sagen. „Naiv?“, versuchte Venetia zu helfen.
    „Ja!“, stimmte Miss Platt erleichtert zu. „Bertrand ist einige Jahre jünger als ich. Durch unglückliche Umstände verschlug es ihn nach London. “ Sie beugte sich vor und flüsterte mit niedergeschlagenen Augen schüchtern: „Mit mehr als tausend Pfund in der Tasche.“
    „Das ist eine ziemlich große Summe.“
    „Er hatte es von meinem Onkel geerbt. Mein Bruder und ich wuchsen fern der großen Städte in Dover auf, und als Bertrand geerbt hatte, hielt ihn nichts mehr, er wollte unbedingt nach London. Ich fürchte, dort kam er nicht zurecht, weil alles unbekannt und neu für ihn war. Er ist ein sehr impulsiver Mensch.“ Rasch und atemlos stieß Miss Platt die Sätze hervor, die Hände im Schoss krampfhaft ineinander verschlungen, die Wangen leicht gerötet. „Ich fürchte, es handelt sich um eine Familienkrankheit. Mein Vater litt ebenfalls unter einem aufbrausenden Temperament.“
    Venetia legte der anderen Frau die Hand auf die Schulter und drückte sie mitfühlend. „Ich glaube, ich weiß, was passiert ist. Jemand hat die Schwäche Ihres Bruders ausgenutzt.“
    „Oh ja! “ Mit einem flehenden Blick griff Miss Platt nach Venetias Hand. „Miss West, Sie wissen ja nicht, wie es ist, sich so weit entfernt vom einzigen Blutsverwandten aufzuhalten, den man noch hat!“
    „Sind Ihr Bruder und Sie die letzten, die noch von Ihrer Familie übrig sind?
    „Ja. Außer Mrs. Bloom.“
    „Sie sind mit ihr verwandt?“
    „Sie war mit dem Bruder meiner Mutter verheiratet, was sie zu einer angeheirateten Verwandten macht. Mein Onkel, Mr. Bloom, war ein sehr reicher Mann. Er und Mrs. Bloom kümmerten sich um Bertrand und mich, bis mein Onkel vor einigen Jahren starb. Er hinterließ uns beiden etwas Geld.“
    „Daher hatte Bertrand seine tausend Pfund.“
    „Ja.“ Miss Platts Miene verfinsterte sich. „Ich habe immer befürchtet, dass es Mrs. Bloom nicht recht ist.“
    Beruhigend tätschelte Venetia die Hand der anderen Frau. „Und wo ist Bertrand nun?“
    „In London“, erwiderte Miss Platt mit bebenden Lippen. „Im Schuldgefängnis.“
    „Oh nein!“
    „Ja! Mrs. Bloom und ich sind unterwegs, um ihn dort herauszuholen.“
    Staunend riss Venetia die Augen auf. „Hat Mrs. Bloom vor, seine Schulden zu bezahlen?“
    Brennende Röte überzog Miss Platts Wangen. „Ja, aber ...“ Für einen Moment presste sie die Lippen aufeinander, bevor sie weiterreden konnte. „Ich darf eigentlich nicht darüber sprechen. Mrs. Bloom will nicht, dass ich Einzelheiten über diese Angelegenheit erzähle.“
    Plötzlich begriff Venetia. Miss Platt arbeitete als Mrs. Blooms Gesellschafterin, um der geizigen alten Schachtel einen Gegenwert für das Geld zu bieten, mit dem sie Bertrand aus dem Gefängnis freikaufen würde. Was für ein gemeines Verhalten, aus der Zwangslage der armen Miss Platt Vorteile zu ziehen!
    Venetias Vater pflegte zu sagen, ein Wohltäter solle niemals über das Geld sprechen, welches er den Bedürftigen gegeben habe. Aber Venetia war sich sicher, dass Mrs. Bloom die ganze Zeit Miss Platt gegenüber von dem Geld sprach, welches Bertrand sie kosten würde. Wahrscheinlich glaubte Mrs. Bloom noch, sie würde Miss Platt und dem armen Bertrand einen großen Gefallen tun, beglückwünschte sich selbst für ihre Wohltätigkeit und erinnerte Miss Platt jeden Tag tausend Mal daran, wie viel sie ihr „schuldete“.
    Aufmunternd drückte Venetia die Hand der niedergeschlagenen Miss Platt. „Ich möchte nichts Voreiliges sagen, aber es gibt andere Möglichkeiten, zu Geld zu kommen, als sich selbst als Dienstbotin zu verkaufen.“
    Miss Platt blinzelte erstaunt. „Was für andere Möglichkeiten?“
    „Nun ... Es gibt... Ich meine, Sie könnten doch sicher ..." Venetia biss sich auf die Unterlippe. „Gerade jetzt fällt mir nichts ein, aber ich bin sicher, wenn ich darüber nachdenke, wird mir eine Idee kommen.“ Als sie Miss Platts enttäuschtes Gesicht sah, fügte Venetia ernst hinzu: „Sie dürfen die Hoffnung nicht auf geben. Ich bin sicher, Sie möchten Mrs. Bloom nicht für den Rest Ihres Lebens als Gesellschafterin dienen.“
    „Nein ... ich glaube nicht. Bis jetzt habe ich noch nicht darüber nachgedacht. Außer in

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