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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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versuch’n nur, sich Ihr’n Stolz zu bewahr’n. Isch verstehe“, stieß Ravenscroft mit schwerer Stimme hervor.
    „Nein, so ist es nicht. Ich bin hierhergekommen, weil ich es so wollte ..."
    „Ha!“ Ravenscroft ballte seine Hand zur Faust und bedrohte damit die Wand. „Verdammt seid ihr alle, ihr ... ihr ... ihr Frauen !“
    Chambers schenkte auch sich selbst einen Grog ein und betrachtete den jüngeren Lord mit gutmütiger Neugier. „Das Gasthaus liegt nicht in der Richtung.“
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte Ravenscroft die Wand an. „Tut es nich’?“
    „Nein. In der Richtung liegt die Straße.“
    „Oh.“ Indem er sich an den Rändern seines Fasses festhielt, drehte sich Ravenscroft anders herum. Dann stand er langsam auf, stand eine Weile schwankend da und hob schließlich erneut seine Faust. „Da! Diese ... diese ... was ich eben schon gesagt hab!“
    „Gut gemacht“, lobte ihn Chambers. „Vielleicht sollten Sie sich besser wieder setzen.“
    „Ja“, stimmte ihm Gregor zu, der ebenfalls bemerkte, wie sehr Ravenscroft schwankte. „Sonst fallen Sie noch mit dem Kopf gegen den Ofen, und ich möchte nicht hören, wie Sie dann jammern werden.“
    Ravenscroft setzte sich und umklammerte sein leeres Trinkgefäß.
    Während Gregor Schluck für Schluck seinen Becher leerte, entspannte er sich zusehends und fühlte sich wieder mehr wie er selbst. Einen Anteil daran hatte der Grog, aber zum Teil half ihm auch die Entfernung, die nun zwischen ihm und Venetia lag.
    Er seufzte. Die Unterhaltung mit Venetia hatte er mit dem diplomatischen Geschick eines Fischhändlers geführt. Sie hatte Verlangen und Sehnsucht noch nicht kennengelemt und wusste nicht damit umzugehen. Wie sollte sie denn auch? In vielerlei Hinsicht war sie unschuldiger als die schrecklich naive Tochter des Squires.
    Das war ein weiterer Grund für sein Erstaunen angesichts von Venetias Leidenschaft. Gregor nahm einen weiteren stärkenden Schluck und wünschte sich dabei, Venetia wäre wenigstens bereit gewesen, mit ihm über die Sache zu reden. Aber sie hatte ihn abgewiesen, bevor er Gelegenheit gehabt hatte, ihr zu erklären, worum es ihm ging. Sein Leben lang hatte er noch keine Frau erlebt, die sich ihm gegenüber derart unerbittlich gezeigt hatte.
    Einige Minuten lang grübelte er darüber nach und kam zu dem Ergebnis, dass er sich mit jedem Weg, den Venetia zu gehen wünschte, hätte einverstanden erklären sollen. Denn dann hätte er wenigstens noch den freien und freundschaftlichen Umgang mit ihr, den er immer so genossen hatte. Nun aber würde sie ihn misstrauisch beobachten, ganz gleich, was er tat. Wenn er sie links liegen ließ, würde sie denken, dass er wütend auf sie war, und wenn er sich um sie bemühte, würde sie glauben, er wolle sie verführen.
    Großer Gott, was für ein Durcheinander! Vielleicht ... vielleicht, wenn er versuchte, sich völlig normal zu verhalten, könnte es gelingen, den alten Zustand zwischen Venetia und ihm wiederherzustellen. Und nachdem sie nach London zurückgekehrt waren, würde vielleicht der übliche Schwarm von Schönheiten, der ihn dort umgab, die Anziehung, die zwischen ihm und Venetia so plötzlich entstanden war, zum Abflauen bringen, und schließlich würde sie verschwinden.
    Langsam trank er den Grog. Möglicherweise war es genau das: Es gab hier keine Konkurrenz für Venetia. Ganz gleich, mit welcher Frau er bei einem Unwetter hier gelandet wäre, er hätte wohl plötzlich jede mit anderen Augen gesehen.
    Ravenscroft fand ein weiteres Mal seinen Becher, den er schon wieder auf den Boden hatte fallen lassen, und hielt ihn Chambers hin. Der teilte ihm jedoch mit, der Topf sei leer.
    Daraufhin wurde der junge Lord höchst verdrießlich und schimpfte über das böse Schicksal, dreiste Diener und launenhafte Frauen.
    Seufzend streckte Gregor seine Beine in Richtung Ofen. Im Stall war es warm und gemütlich, das Feuer brannte fröhlich vor sich hin, das Holz knackte und krachte, der süße Geruch nach Gewürznelken und Rum wirkte beruhigend auf ihn.
    Plötzlich hob Ravenscroft den Kopf. „Wissen Sie, was ich denke?“
    Weder Chambers noch Gregor antwortete.
    „Ich glaube, hier drinnen is’ es warm genug, um einen der großen Eiszapfen zu sch-schmelzen, die über der Stalltür hängen.“
    Chambers, der begonnen hatte, neuen Grog anzurühren, reagierte gelangweilt. „Natürlich ist es warm genug. Wir haben ein Feuer.“
    „Das weiß ich“, erwiderte Ravenscroft entrüstet.

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