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Entfuehrung nach Gretna Green

Titel: Entfuehrung nach Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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die Stirn. „Was soll falsch daran sein zu helfen, wenn Hilfe benötigt wird?“ Sie warf Miss Platt einen strafenden Blick zu. „Das ist unsere Pflicht, nicht wahr?“
    „Das ist die Pflicht von Dienstboten“, schnaubte Ravenscroft. Energisch reckte Miss Platt ihr Kinn vor. „Ja! Das denke ich auch. Es ist Arbeit für Dienstboten!“
    Mit gerümpfter Nase wandte Mrs. Bloom sich ab und wollte Venetia zur Tür folgen, doch Mrs. Treadwells Stimme hielt sie zurück. „Ich wage es kaum, Sie zu bitten, aber vielleicht könnten Sie helfen, den Tisch zu decken, während Miss West in der Küche nach dem Rechten schaut.“
    „Selbstverständlich“, stimmte Mrs. Bloom sofort zu. „Ich will mir nicht nachsagen lassen, ich hätte meine Pflicht als Mensch vergessen und würde meinen Platz im Leben nicht kennen. Mir macht es nichts aus, in der Küche zu arbeiten oder sonst irgendwie behilflich zu sein.“ Sie schaute kurz zu Miss Platt hinüber, die auf ihrem Stuhl sitzen geblieben war, und folgte dann Mrs. Treadwell zu dem großen Schrank, der an einer Wand des Gastraumes stand und in dem sich eine Menge verschiedensten Geschirrs befand. Mrs. Treadwell gab Mrs. Bloom einige Instruktionen, und diese begann sofort, Teller zusammenzusuchen und zum Tisch zu tragen.
    Miss Platt wandte sich an Ravenscroft und bemerkte mit gesenkter Stimme: „Was mich betrifft, müssen Sie sich niemals Sorgen machen, ob ich meinen Platz im Leben kenne. Ich werde hier bleiben, direkt neben Ihnen.“
    Hastig sprang Ravenscroft von seinem Stuhl auf. „Venetia! Ich glaube, ich sollte mit Ihnen kommen.“
    „Nein, vielen Dank“, wehrte Venetia freundlich ab. „Hier können Sie sich sicher besser nützlich machen, indem Sie Mrs. Bloom helfen.“
    „Aber ich ... “
    „Mr. West“, mischte sich Mrs. Bloom ein, „hier sind die Löffel.“ Sie reichte ihm eine Handvoll Besteck.
    Als Ravenscroft erkannte, dass er von den beiden Frauen überlistet worden war, fügte er sich in sein Schicksal und begann, die Löffel neben die Teller zu legen.
    „Ich werde ebenfalls beim Tischdecken helfen“, beschloss Miss Platt mit strahlendem Gesicht.
    Ravenscroft zuckte zusammen.
    „Welche Vorräte haben Sie, Mrs. Treadwell?“, wollte Venetia von der Wirtin wissen.
    „Oh, alles Mögliche! Wir haben das Rebhuhnpaar, eine schöne Rehkeule und ein paar fette Hühner im Stall hinter der Scheune "
    Ravenscroft schluckte krampfhaft. „Hühner? Sie sind noch lebendig?“
    „Das kann man wohl sagen. Und so fett, wie man es sich nur wünschen kann. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt noch herumlaufen können. Das gibt einen besonders saftigen Braten.“ „Ich kann kein Fleisch essen, das eben noch gelebt hat“, jammerte Ravenscroft, und ein Schauder lief durch seinen Körper. „Das ist... Das ist...“
    „Zu viel für Ihren empfindlichen Magen?“, schlug Gregor vor. Der Squire unterdrückte ein Lachen.
    „Unzivilisiert“, beendete Ravenscroft seinen Satz und warf Gregor einen finsteren Blick zu.
    Mrs. Treadwell sah ihn irritiert an. „Aber die Schinkenpastete gestern hat Ihnen geschmeckt, nicht wahr?“
    „War die Pastete etwa frisch?“, keuchte er entsetzt. „Natürlich. Wir haben das Schwein morgens geschlachtet und gleich hinterher den Schinken gekocht“, erklärte Mrs. Treadwell, und ein strahlendes Lächeln zog über ihr Gesicht. „Was mich daran erinnert, dass wir auch noch Koteletts und eine schöne Haxe übrig haben. Und Innereien, die wir in einen Leinensack stecken könnten und dann kochen und daraus ...“ „Mrs. Treadwell“, unterbrach Venetia sie hastig, als sie sah, dass Ravenscroft leichenblass geworden war, „lassen Sie uns nachsehen, was Mr.Treadwell schon vorbereitet hat.“ Sie nahm die ältere Frau beim Ellenbogen und zog sie mit sich in Richtung Küche.
    Dort angekommen, mussten Venetia und Mrs. Treadwell wegen der dichten Rauchschwaden, die in der Luft hingen, heftig husten. „Himmel!“, rief Venetia und wedelte etwas von dem Qualm fort. „Öffnen Sie die Tür zum Hof!“
    Mr. Treadwell, der in eine lange, schmutzige Schürze gewickelt war, beeilte sich zu tun, was sie gesagt hatte. Venetia ging zum Bratspieß, auf dem zwei bereits knusprig gebratene Rebhühner steckten. Daneben stand ein Topf, in dem es laut brodelte. Als sie den Deckel hob, quoll noch mehr dunkler Rauch daraus hervor. Mithilfe eines Schürhakens zog Venetia den Topf vom Feuer, stellte ihn anschließend auf den Tisch und nahm den Deckel ganz ab. Die

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