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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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Autobahnauffahrt und ging hinein.
    Die Frau am Empfang verständigte Karlsson.
    »Sie erwarten Sie«, sagte sie und lächelte freundlich. »Vierter Stock, zweite Tür rechts.«
    Karlsson erwartete ihn auf dem Gang, als Mike aus dem Fahrstuhl trat. Er winkte ihn zu sich.
    »Schön, dass Sie kommen konnten«, sagte er und lotste ihn in sein Büro. Gerda saß bereits auf einem der Besucherstühle. »Nehmen Sie bitte Platz.«
    Karlsson umrundete seinen Schreibtisch und setzte sich an seinen Computer.
    »Sie haben zu Protokoll gegeben, dass Sie als Erstes Nour angerufen haben. Aber vorher haben Sie doch wohl versucht, Ihre Frau zu erreichen?«
    »Natürlich.«
    »Wann haben Sie sie das erste Mal angerufen? Nur damit wir sehen können, ob alles stimmt.«
    Karlsson deutete auf die Liste, die er vor sich liegen hatte.

    »Ich erinnere mich nicht«, antwortete Mike. »Ich wollte schon recht früh anrufen, um sie zu fragen, ob sie zum Abendessen nach Hause kommt, hab es dann aber bleiben lassen.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihr kein schlechtes Gewissen machen wollte. Ich dachte, dass sie ruhig mal ausgehen und sich alleine amüsieren soll.«
    »Und wann haben Sie sie dann angerufen?«
    Mike zuckte mit den Achseln.
    »Bevor ich zu Bett gegangen bin. Gegen zwölf?«
    Gerda fuchtelte unsicher mit den Händen in der Luft, als bereite er sich auf eine unangenehme Frage vor, die er gegen seinen Willen stellen musste.
    »Wie läuft es denn so, ich meine, in Ihrer Ehe?«
    »Jetzt machen Sie aber mal halblang.«
    Karlsson hob abwehrend die Hand.
    »Hören wir uns doch mal das hier an«, sagte er, verschob den Cursor mit ungeübten Bewegungen auf eine Audiodatei auf dem Bildschirm und klickte.
    Mike hörte seine eigene Stimme und war erstaunt, wie schwach sie klang, devot und entschuldigend.
    »Hallo, ich bin’s. Dein Mann. Wollte nur hören, ob du dich amüsierst. Ich vermute, du bist mit den Kollegen unterwegs. Du, ich leg mich jetzt hin. Sei so nett und nimm dir ein Taxi nach Hause. Ich hab was getrunken und kann dich nicht abholen. Sanna schläft. Kuss. Ciao.«
    Danach sagte eine mechanische Frauenstimme: »Eingegangen: null null vierzehn.«

    Karlsson stoppte die Wiedergabe und wandte sich an Mike.
    »Stellen Sie sich Ihrer Frau immer als ›dein Mann‹ vor, wenn Sie sie anrufen?«
    »Nein. Das sollte vermutlich ein Witz sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht. Wissen Sie, wie das in meinen Ohren klingt? Das klingt, als wären Sie wahnsinnig wütend und wollten sich das nicht anmerken lassen. Ich finde, das klingt nach einer kläglichen Ermahnung. Du wirfst dich doch jetzt nicht einem anderen an den Hals? Denk dran, dass du verheiratet bist. Mit mir.«
    Mike starrte ihn an. Karlsson erwiderte gut gelaunt seinen Blick. Als hätte man ihn gerade zum dümmsten Mann des Universums gekürt, worauf er auch noch stolz war.
    Gerda fuchtelte nervös mit der Hand.
    »Ich frage mich, warum Sie sich fragen, ob sie mit den Kollegen unterwegs ist, obwohl Sie das doch wussten. Es wirkt fast, als vermuteten Sie sie woanders.«
    Er war mindestens genauso ein Idiot.
    »Sie klingen nervös«, fuhr Karlsson fort. »Sind Sie das?«
    Mike sah sie an.
    »Haben Sie mich deshalb hierherzitiert?«
    Karlsson legte die Fingerspitzen aneinander. Er sah aus wie der Wirtschaftsboss auf dem alten rassistischen Cover von MasterMind. Der Stratege. Der Denker.
    Karlsson lehnte sich zurück und tauschte einen Blick
mit Gerda. Als sei dies das Puzzlestück, auf das sie gewartet hatten. Ein Eifersuchtsdrama, das aus den Gleisen geraten war.
    Mike lachte nasal. Zynisch.
    »Sie müssen schon entschuldigen«, meinte er. »Aber ist das alles, was Sie bisher erreicht haben? Ist das der Grund, weshalb Sie mich hierhergebeten haben?«
    Immer noch keine Antwort.
    »Ist das eine besondere Vernehmungstechnik, einfach dazusitzen und zu schweigen? Sollte es gar so sein, dass Sie mich verdächtigen, dass ich meine Frau verschleppt oder sie totgeschlagen und ihre Leiche irgendwo vergraben habe? Ist es so?«
    »Wir überlegen nur, ob Ihre Frau vielleicht einen Liebhaber hat«, sagte Gerda bemüht beiläufig, als ginge es um die Farbe eines Hauses oder eine Automarke.
    »Nein, meine Frau hat keinen Liebhaber. Sie hatte eine Affäre mit einem widerlichen Typen, für den ich aus verständlichen Gründen nicht viel übrighabe. Lassen Sie es mich so sagen: An dem Tag, an dem Bill Åkerman spurlos verschwindet, dürfen Sie mich gerne aufsuchen und fragen,

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