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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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was ich zu der fraglichen Zeit getan habe. Die Affäre liegt über ein Jahr zurück, und nein, ich habe keinen Grund zur Annahme, dass das Verhältnis fortbesteht. Außerdem hat Nour ihn sicherheitshalber bereits am Samstag angerufen. Nein, Ylva war nicht bei ihm.«
    Mike erhob sich.
    »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden«, sagte er. »Ich möchte nämlich die Zeitungsredaktion auf der gegenüberliegenden
Straßenseite aufsuchen, um zu veranlassen, dass ein Foto meiner Frau veröffentlicht wird. Irgendjemand muss sie doch gesehen haben. Sie kann sich doch nicht einfach in Luft aufgelöst haben.«

26. KAPITEL
    »Was soll das heißen, mit größter Überzeugung ausgeführt? Du hältst doch Informationen zurück!«
    Jörgen Petersson klang verärgert. Calle Collin seufzte.
    »Du willst es nicht wissen«, sagte er.
    »Doch«, beharrte Jörgen.
    »Glaub mir«, sagte Calle. »Das willst du nicht.«
    »Du bist wie diese verlogen-rücksichtsvollen Nachrichtensprecher, die einen vor drastischen Aufnahmen warnen. Es gibt keine bessere Methode, die Neugierde zu wecken. Du klingst wie ein Zirkusdirektor vor der nächsten Nummer.«
    »Mir hat es tatsächlich den Schlaf geraubt.«
    »Ich habe diesbezüglich keine Probleme. Ich schlafe so gut wie die schönen Menschen aus der Werbung.«
    Calle holte tief Luft.
    »Aber beschwer dich nicht anschließend«, sagte er.
    »Warum sollte ich.«
    »Ich meine nur.«
    »Ich werde mich nicht beschweren.«
    »Okay«, meinte Calle. »Jemand hat Anders mit einem Hammer ein Loch in den Schädel geschlagen und ihm anschließend
den Hammer ins Gehirn gedrückt wie einen Butterstampfer. Der Stiel ragte aus dem Schädel wie ein leicht welker Blumenstängel aus einem Blumentopf.«
    »Widerlich.«
    »Ich sagte doch, dass du das nicht hören willst.«
    »Wirklich ekelhaft.«
    »Keine Klagen.«
    »Und diese Tat wurde von einem betrogenen Ehemann begangen?«
    »Von jemandem, der unserem alten Mitschüler nicht sonderlich gewogen war, so viel lässt sich wohl sagen.«
    »Und die Polizei glaubt, dass ein Mann den Mord verübt hat, dass aber eine Frau Anders an den Tatort gelockt hat?«
    »So ungefähr.«
    »Und sie haben keine Ahnung, wer?«
    »Nicht die geringste.«
    Jörgen nickte schweigend.
    »Er war notorisch untreu …«
    Calle zuckte zusammen.
    »Was hast du gesagt?«
    »Anders Egerbladh«, erwiderte Jörgen. »Er soll notorisch untreu gewesen sein.«
    Calle sah seinen Freund fragend an.
    »Hattest du schon mal eine Affäre?«, fragte er schließlich.
    Jörgen verstand die Frage nicht.
    »Wovon redest du eigentlich?«
    »Du hast notorisch gesagt. Das ist ein Codewort, das
Ehebrecher entlarvt. Um die eigenen Ausschweifungen zu verharmlosen, dämonisiert man andere, die es noch schlimmer treiben als man selbst. Ungefähr so, als wenn ein Alkoholiker sagt, dass er sich ein Pils gönnt. Wer Pils statt Bier sagt, ist in der Regel süchtig.«
    Jörgen sah seinen Freund lange an.
    »Jetzt redest du kompletten Unsinn.«
    »Mein Gott, so ist es doch«, meinte Calle.
    »Nein, so ist es nicht«, meinte Jörgen. »Und, nein, ich habe keinen Seitensprung begangen.«
    »Das will ich hoffen«, meinte Calle, »ich mag deine Frau nämlich lieber als dich.«
    »Und falls mir das je einfallen sollte, werde ich es dir sicher nicht auf die Nase binden.«
    »Dafür bedanke ich mich schon jetzt.«
    »Notorisch«, meinte Jörgen. »Dass ich nicht lache.«

27. KAPITEL
    Das Restaurant existierte nach wie vor. Was überaus erstaunlich war. Lokale hielten sich in trendimmunen Kleinstädten in der Regel nur kurze Zeit. Es war immer dasselbe: Ein Restaurant wurde entdeckt, überschwemmt, um dann umgehend wieder in Vergessenheit zu geraten.
    Dem Restaurantbesitzer stieg der Erfolg in der Regel in der Anfangsphase zu Kopfe. Er investierte den ganzen Gewinn in den Betrieb und versuchte, die Gäste zu halten, aber die verhielten sich wie ein Fischschwarm, machten plötzlich und ohne Vorwarnung kehrt und verschwanden woandershin.
    Es gab drei Gründe, warum Bill Åkermans Restaurant überlebt hatte. Nach einer unerwartet positiven Besprechung im Helsingborgs Dagblad hatte er sich entschlossen, beste Qualität zu einem fast schon unanständigen Preis anzubieten. Unternehmer dinierten hier auf Spesen sowie Leute, die sich einmal im Jahr etwas richtig Gutes leisten wollten.
    Der zweite Grund war die Lage des Restaurants. Es befand sich im Erdgeschoss einer Patriziervilla oberhalb
des Margaretaplatsen und bot freie Sicht über

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