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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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ist.«
    »Dann weiß ich Bescheid«, antwortete Karlsson. »Warum wollen Sie anonym bleiben?«
    »Weil das, was ich zu sagen habe, etwas heikel ist.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Ylvas Mann trifft eine andere.«
    Karlsson schwieg und wartete auf die Fortsetzung. Es kam aber keine.
    »Und?«, fragte er schließlich.
    »Er verkehrt mit Ylvas Arbeitskollegin.«
    »Aha.«
    »Er verkehrt mit ihr, falls Sie verstehen, was ich meine.«
    »Sind sie zusammen?«, fragte Karlsson.

    »Sie zeigen das offen. Sie schämen sich nicht einmal. Sie ist eine Ausländerin.«
    »Sieh einer an.«
    »Mein spontaner Gedanke ist, dass sie es zusammen getan haben.«
    »Was?«
    »Sie haben Ylva aus dem Weg geräumt.«
    »Warum glauben Sie das?«
    »Wie gesagt, das ist nur ein Gedanke. Aber finden Sie es nicht auch interessant, dass der Ehemann einer spurlos verschwundenen Frau ein Verhältnis mit ihrer Arbeitskollegin hat?«
    »Alle Beobachtungen sind interessant«, meinte Karlsson und verdrehte die Augen, als Gerda mit fragender Miene in der Tür auftauchte. »Ich verstehe nur nicht recht, was Sie zu dem Verdacht veranlasst, die beiden könnten hinter Ylvas Verschwinden stecken.«
    »Das Motiv«, sagte die Frau.
    »Das Motiv?«, erwiderte Karlsson und hörte im selben Augenblick auf, der Frau und ihrem Unsinn weiter zuzuhören.
    »Sie stand ihrer Liebe im Weg.«
    »Klingt spannend«, meinte Karlsson. »Gibt es eine Telefonnummer, unter der ich Sie erreichen kann?«
    »Natürlich, null sieben drei … nein, ich will anonym bleiben, das habe ich doch bereits gesagt.«
    »Dann bedanke ich mich für Ihren Anruf. Ich verspreche, dass ich der Sache nachgehen werde.«
    Karlsson legte auf und sah seinen Kollegen an.

    »Der Gattinnenmörder aus Hittarp«, sagte er. »Der, dessen Frau verschwand.«
    »Was wollte er?«, fragte Gerda.
    »Nein, nein, das war eine Nachbarsfrau. Er bumst offenbar mit einer Arbeitskollegin seiner Frau rum.«
    »Müssen wir das überprüfen?«
    »Wie?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Genau. Hat irgendjemand Kaffee gekocht?«

    Virginia schaute aus dem Küchenfenster auf den Tennisvägen. Sie hielt die Teetasse an die Lippen und blies. Sie hatte das Richtige getan. Es wäre falsch gewesen, nichts zu sagen. Mike sollte nicht ungeschoren davonkommen.

    Drei Monate waren verstrichen, seit Nour zum ersten Mal zum Abendessen gekommen war, zwei Monate seit dem ersten Kuss, und bislang war es ihnen nur einige wenige Male gelungen, miteinander zu schlafen. Das erste Mal war vorsichtig unbeholfen gewesen, während Sanna in ihrem Zimmer nebenan geschlafen hatte. Die anderen Male hatten sie sich über Mittag in Nours Wohnung in der Bomgränden getroffen.
    Es war die erste Nacht, die sie allein zusammen verbrachten. Sanna war bei ihrer Großmutter einquartiert.

    Am Morgen danach frühstückten sie ausgiebig, kehrten ins Schlafzimmer zurück und verausgabten sich noch einmal richtig. Danach fühlte Mike sich fiebrig, und seine Muskeln schmerzten. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt so glücklich gewesen war. Das musste Jahre zurückliegen.
    Mike rief seine Mutter an und sprach mit Sanna. Offiziell war er mit seinen Arbeitskollegen unterwegs gewesen. Alles war gut gegangen, wie er an dem Geplappere seiner Tochter merkte. Oma und sie hatten gemeinsam gekocht und vor dem Fernseher gegessen. Oma hatte ihr vor dem Einschlafen ein ganzes Buch vorgelesen.
    »Und jetzt fahren wir in diesen Zehn-Kronen-Laden in Dänemark«, endete sie.
    »Du willst also nicht, dass ich dich schon abhole?«
    »Jetzt noch nicht. Später.«
    »Okay. Kann ich noch kurz mit Oma sprechen?«
    Mike vereinbarte mit seiner Mutter einen Zeitpunkt, beendete das Gespräch und wandte sich an Nour.
    »Sie will nicht nach Hause kommen«, meinte er.
    »Bedeutet das, dass ich bleiben darf?«, fragte Nour.
    Mike ging zu ihr und gab ihr einen Kuss.
    »Sollen wir raus, laufen?«
    »Du meinst einen Spaziergang?«
    Mike nickte übertrieben wie ein Kind. Nour drückte das Kinn skeptisch an die Brust.
    »Schickt sich das? Muss man nicht erst das Aufgebot bestellen oder so?«
    »Besser gleich den Stier bei den Hörnern packen.«

    »Bist du dir sicher?«
    Mike nahm ihre Hand und zog sie Richtung Diele.
    »Komm.«
    Sie gingen nebeneinander her, ohne sich an der Hand zu halten. Sie schlenderten nicht, aber marschierten auch nicht, sie gingen in einem Tempo, das für den Spaziergang mit einem älteren Hund angemessen gewesen wäre.
    Als sie in den Wald kamen, küssten sie sich mit einer

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