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Entfuhrt

Entfuhrt

Titel: Entfuhrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koppel Hans
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bist ausgeleiert, fertig. Du solltest dich über das Seil freuen.«
    Ylva versuchte sich daran zu erinnern, was die Christen sagten. Dass man sich für den Glauben entschied.

    Ylva glaubte nicht. Weder an eine Möglichkeit zur Flucht, noch daran, dass ihr altes Leben draußen auf sie wartete.
    Das Haus putzen.
    Mit Erlaubnis den Keller verlassen, wenn auch nur vorübergehend. Der Gedanke ließ sie schwindeln. Er war fast unmöglich zu begreifen.
    Ylvas Eingeweide waren in Aufruhr.
    Sie wünschte sich, Gösta hätte nichts gesagt und sie nicht mit dieser falschen Hoffnung gefüttert.

    Sanna behielt sie im Auge, als ahnte sie, dass Nour Papas und ihr Universum bedrohte. Aber es fiel ihr schwer, da sie Nour mochte und nicht wusste, wie sie mit der Tatsache umgehen sollte, dass ihr Vater das auch zu tun schien.
    Während Mike grillte, spielten Sanna und Nour Federball, und sie musste sich weiter keine Sorgen machen. Nach dem Abendessen wurde es schwieriger, als sie mit dem Auto zum Hamnplan zum Baden fuhren und Sanna darauf bestand, wie immer vorne zu sitzen.
    Mike fand, dass der Beifahrersitz in erster Linie Erwachsenen gebühre, aber Nour nahm beschwichtigend hinten Platz.
    Im Wasser zeigte Sanna Nour dann ihre Tricks. Sie tauchte zwischen den Beinen ihres Vaters hindurch, sprang vom Steg und kraulte. Aber so sehr sie sich auch anstrengte,
ihr Papa und Nour befanden sich auf irgendeine seltsame Weise immer nebeneinander.
    Nach dem Schwimmen fuhren sie zum Eisessen nach Sofiero. Sie saßen vor dem Kiosk auf der Bank. Sanna hielt Nour ihre Waffel hin und ließ sie probieren.
    »Hm, lecker«, sagte Nour.
    »Was hast du genommen?«, fragte Sanna.
    »Rosinen in Rum. Willst du probieren?«
    Nour hielt ihr ihre Waffel hin und Sanna probierte.
    »Igitt, eklig. Schmeckt nach Schnaps.«
    »Das ist Schnaps. Rum.«
    »Das darf ich nicht essen.«
    »Das ist nicht so schlimm«, meinte Mike.
    »Kinder dürfen keinen Schnaps trinken«, meinte Sanna.
    »Nein, das stimmt«, sagte Nour.
    »Warum hast du es mir dann angeboten?«
    »Ich dachte, du wolltest probieren?«
    »Schnaps aber nicht.«
    »Da ist in Wirklichkeit gar kein Schnaps drin«, sagte Nour. »Man legt die Rosinen nur in Rum, damit sie den Geschmack annehmen.«
    »Trotzdem eklig.«
    Damit war das abgehakt, und doch war es eine deutliche Distanzierung von Sannas Seite. Nour und Mike tauschten über ihren Kopf hinweg einen Blick aus.
    »Fährst du mich nach Hause?«, fragte Nour.
    »Selbstverständlich«, antwortete Mike.
    Sie ließen sie in der Bomgränden aussteigen. Nour legte Mike über die Rückenlehne ihre Hand auf die Schulter.

    »Danke für diesen schönen Tag.«
    »Warte, ich steige aus. Wir müssen uns richtig verabschieden.«
    Er stieg aus und umarmte Nour.
    »Danke«, flüsterte er.
    Nour legte ihm die Hand auf die Brust, beugte sich vor und schaute zu Sanna ins Auto.
    »Viel Spaß morgen beim Reiten. Hoffentlich bis bald.«
    »Hm.«
    Im Auto fragte Sanna ihren Vater, ob er in Nour verliebt sei.
    »Warum fragst du das?«
    Sanna zuckte mit den Achseln.
    »Es wirkt so.«
    »Ach, wirklich?«
    Sanna antwortete nicht.
    Mike fuhr über die Drottninggatan und den Strandvägen nach Hause. Das war eine meditative Strecke, die viele gebürtige Helsingborger der Autobahn oben in Berga vorzogen. Der Himmel war am Sund wunderbar weit. Die A 111 diente nur zum Transport und dazu, von einem Ort zum anderen zu gelangen.
    Mike erinnerte sich an die Zeit, als der Tinkarpsbacken noch mit Kopfstein gepflastert war. Das Geräusch hatte sich schlagartig verändert, wenn man den Asphalt verlassen hatte. Damals waren die Alleebäume oberhalb der Steigung auch noch groß und mächtig gewesen, und die Schafe des Königs hatten auf den Wiesen am Wasser geweidet. In dem Fenster des rot-weißen Holzhauses direkt
an der Landstraße hatte ein Schiffsmodell mit mehreren Masten gestanden. Jetzt war die abschüssige Straße angenehm asphaltiert, die Bäume der Allee waren neu gepflanzt und winzig, und ein Schiffsmodell stand auch nicht mehr im Fenster des Hauses.
    »Mama fehlt mir«, sagte Sanna.
    Mike sah seine Tochter an. Sie starrte geradeaus.
    »Mir auch«, erwiderte er. »Mir auch.«

42. KAPITEL
    »Karlsson.«
    »Ja, hallo. Ich würde gerne anonym bleiben.«
    Es war die Stimme einer energischen, aber in der momentanen Situation verunsicherten Frau.
    »Worum geht es?«, fragte Karlsson.
    »Um Ylva Zetterberg.«
    »Wen?«
    »Die Frau aus Hittarp, die vor gut einem Jahr verschwunden

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