Enthemmt!
Stadt – wieder eine Geschäftsreise, von der er mir erst in der letzten Sekunde erzählt hat. Und die Tage, die er hier war, kam er spät aus dem Büro, aß schweigend sein Abendessen und ging ins Bett.
Ich kann es nicht länger ertragen, mit ihm zu leben, als ob wir Bruder und Schwester wären.
Deswegen habe ich beschlossen, ihn und unsere Probleme heute einmal aus meinen Gedanken zu verbannen, mich mit den Mädels zu treffen und einfach etwas Spaß zu haben.
Und ich hatte Spaß. Um genau zu sein, kann ich mich überhaupt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte. Das lag bestimmt nicht zuletzt am Island Love, dem speziellen Drink, den Claudia und Adam für ihre Hochzeit kreiert haben.
Ich komme noch immer nicht darüber hinweg, wie fantastisch ich in meinem Kleid aussah! Vergiss all die Frauenzeitschriften mit ihren Diätvorschlägen. Nichts funktioniert so gut wie die Stressdiät. In den letzten Wochen habe ich vermutlich um die vier Kilo abgenommen.
Als die Anprobe- und Cocktailstunde rum war, wollte ich noch nicht nach Hause fahren. Ich fragte Lishelle, ob sie noch Lust hätte, mit mir bummeln zu gehen, etwas, das wir schon lange nicht mehr getan haben. “Hey, Lishelle”, sagte ich und schlang einen Arm um ihre Hüften. “Wie wär's, sollen wir rumbummeln und vielleicht irgendwo unsere Fußnägel lackieren lassen?”
“Tut mir leid, Süße, aber Glenn ist noch in meiner Wohnung, ich muss zurück. Er ist nicht mehr so lange in der Stadt.”
Daraufhin fragte ich Claudia, die gerade die anderen Frauen zur Tür brachte. “Ach, das würde ich gerne. Aber Adam wartet schon auf mich, er will, dass wir zusammen essen gehen. Obwohl ich überhaupt keinen Hunger habe – vor allem möchte ich in ein paar Wochen noch in mein Brautkleid passen!”
Was soll's, dachte ich mir dann. Ich kann schließlich auch allein losziehen, oder nicht? Also fuhr ich nicht nach Hause, sondern in ein kleines Einkaufszentrum. Warum sollte ich einen weiteren lieblosen Abend mit Charles verbringen?
“Haben Sie alles gefunden, was Sie suchten?”, fragt mich die junge Kassiererin, als ich eine Auswahl an BHs und Höschen auf den Ladentisch lege.
“Oh, ich denke schon.” Ich habe so viele verschiedene Spitzen- und Push-up-BHs gekauft, als wäre ich ein Unterwäschemodel. Ganz zu schweigen von all den Tangas, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie jemals tragen würde. Aber in sexy Unterwäsche fühle ich mich auch sexy, selbst wenn niemand mit mir schläft.
“Haben Sie unsere Victoria's-Secret-Kreditkarte?”
“Nein.”
“Möchten Sie vielleicht eine beantragen?”
Ich denke darüber nach. “Nein, nicht heute.” Mein Blick fällt auf die Nagellackfläschchen neben der Kasse. “Ah, das sind ja fantastische Farben.”
Ich greife schon nach einem dezenten hellbraunen Fläschchen, meine gewohnte Farbe, halte aber inne. Heute werde ich mal nicht graues Mäuschen spielen. Ich will etwas Kräftiges, Lebendiges, etwas, das zu dem Kram passt, den ich gerade kaufe. Die Art von Nagellack, die die Aufmerksamkeit eines Mannes auf meine Füße lenkt.
Rot.
Ich wähle die Farbe, die am ehesten an ein Feuerwehrauto erinnert – und dann drehe ich mich aus irgendeinem Grund um.
Hinter mir steht eine Schlange von Frauen, manche mit ungeduldigem Gesichtsausdruck. Nichts Ungewöhnliches. Wieso habe ich dann das Gefühl … was für ein Gefühl eigentlich?
Als ob mich jemand beobachtet.
Ich schüttle den Kopf und wende mich wieder der Kassiererin zu. Neben ihr öffnet eine weitere Frau die Kasse und ich höre erleichtertes Stöhnen hinter mir, als die Schlange sich aufteilt.
“Das macht dann vierhundertdreiundsechzig Dollar und achtundzwanzig Cent.”
Ich reiche ihr meine American Express Platinum, die Kreditkarte, die auf Charles' Konto läuft, und bezahle.
Als ich den Laden verlasse, habe ich noch immer dieses merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden. Nun, vielleicht ist da der Wunsch Vater des Gedankens.
Der Wunsch, Dominic zufällig über den Weg zu laufen.
“Meine Güte!”, ruft Charles, als ich mit den vier Tüten von “Victoria's Secret” hereinmarschiere. “Du warst ja sehr beschäftigt.”
“Ich habe beschlossen, etwas einkaufen zu gehen.”
“Das sehe ich.”
“Und entschuldige, dass ich kein Abendessen vorbereitet habe. Ich war mir sowieso nicht sicher, ob du kommen würdest. Ich habe schon bei Claudia gegessen.”
“Schon gut.” Er lümmelt auf dem Sofa herum, als ob er
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