Enthemmt!
Speisekarte sinken. “Können wir vielleicht mal nicht über die Hochzeit sprechen? Mir scheint, wir tun nichts anderes mehr.”
“Sie ist in
drei Wochen
, Adam. Natürlich müssen wir darüber sprechen.”
Er blickt sich unruhig um, auf der Suche nach der Bedienung. “Dann sprich mit deiner Cousine. Welche Lieder auch immer du dir wünschst, ich bin einverstanden.”
“Ich hätte aber gern, dass du dich auch kümmerst.”
“Wozu? Ich muss ja sowieso allem zustimmen, was du willst.”
Das haut mich um – aber dann wird mir klar, dass der pure Stress aus ihm spricht. “Du.” Ich greife sein Kinn und drehe sein Gesicht zu mir. “Ich glaube, ich weiß, was du meinst. Es geht immer nur um die Hochzeit, es ist, als ob es uns gar nicht mehr gäbe. Aber wir haben es fast geschafft, Schatz. Danach wird unser Leben wieder normal werden.”
Der Ober füllt unsere Wassergläser und fragt, ob wir noch etwas anders trinken wollen.
“Ich hätte gern …”
“Geben Sie uns bitte noch ein paar Minuten”, unterbricht Adam mich.
Mein Magen krampft sich zusammen. Etwas stimmt mit seinem Ton nicht. Er klingt … ich weiß nicht. Ich kann es nicht ganz greifen.
“Stimmt was nicht, Adam? Verschweigst du mir etwas?”
“Ja”, antwortet er leise. “Ich schätze, so könnte man es nennen.”
Ich nehme seine Hand, doch er zieht sie weg.
“Ich habe einfach das Gefühl”, fährt er fort, “dass es nicht richtig läuft.”
“Was läuft nicht richtig?”
Doch er antwortet nicht und schaut mich auch nicht an. Ich lasse meinen Blick durchs Restaurant schweifen – und sehe nichts als glückliche Leute an den Tischen. Doch hier an meinem Tisch gibt es kein Glück, und ich weiß nicht, wieso.
“Wenn ich etwas falsch gemacht habe, sag es mir.”
“Es ist einfach alles”, entgegnet er langsam. “Die Hochzeit. Wir.”
Ein kalter Wind fährt in meinen Nacken. “Adam, sieh mich an.”
Es dauert ein paar Sekunden, doch schließlich hebt er den Kopf. “Tut mir leid”, sagt er.
Ich schwöre, ich fühle mich wie in einem Alptraum. “Was tut dir leid?”
“Dass ich dich nicht heiraten kann, Claudia.”
Das ist ein Schlag in den Magen, und gleich darauf fangen meine Hände an zu zittern. Nicht nur meine Hände, mein ganzer Körper.
Gott steh mir bei, das kann nicht wahr sein.
Ich starre Adam an, eine Ewigkeit, wie mir scheint, und warte darauf, dass er anfängt zu grinsen, damit ich ihm eine langen und sagen kann, was für ein fürchterlicher Kerl er ist. Aber kein Grinsen. Nur fest zusammengepresste Lippen und Bedauern in seinen Augen.
Jetzt begreife ich, warum Adam hierher wollte, obwohl ich sagte, dass ich keinen Hunger hätte. Er will unsere Verlobung in der Öffentlichkeit lösen, damit ich ihm keine Szene machen kann.
“Sag mir, dass du nicht gesagt hast, was ich gerade gehört habe.”
“Ich bin noch nicht so weit”, fährt er fort.
“Noch nicht so weit?”, wiederhole ich fassungslos. “Wir sind seit vier Jahren zusammen.”
“Ich weiß … und es tut mir leid.”
“Es tut dir leid?” Ich klinge wie eine erbärmliche, zerkratzte Schallplatte.
“Wirklich. Ich wollte dir nicht wehtun.”
Langsam begreife ich. Es handelt sich nicht nur um einen schlimmen Traum. “Willst du damit sagen, dass du mich nicht in drei Wochen heiraten willst, oder willst du mich überhaupt nicht heiraten?”
“Ich bin noch nicht bereit zu heiraten”, weicht er mir aus.
Gut, jetzt werde ich wirklich panisch. Blumen für dreißigtausend Dollar werden per Schiff für unsere Hochzeit geliefert. Babyface wird nur für uns auftreten. Adam kann mich nicht hängen lassen, nicht jetzt.
“Adam, was du gerade durchmachst, ist völlig normal. Man nennt das auch 'kalte Füße kriegen'. Es wird der wichtigste Tag unseres Lebens werden. Natürlich bist du nervös.” Ich nehme seine Hand. “Ich auch. Aber bevor du es merkst, wird dieser Wahnsinn schon vorüber sein.”
“Du verstehst nicht.”
In seinen Worten liegt eine Stärke, die mich das Schlimmste fürchten lässt.
“Geht es um gestern Nacht? Weil ich nicht noch mal in den Swingerclub wollte?”
“Es geht um uns. Darum, dass es bei uns nicht funktioniert.”
“Verdammt noch mal, seit wann?” Meine Stimme wird bei jedem Wort lauter.
“Bitte, beruhige dich.”
“Du erwartest, dass ich mich beruhige?”
Adam blickt sich unangenehm berührt um. “Wie gesagt, ich will dir nicht wehtun. Aber ich musste es einfach sagen … hast du nicht auch das
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