Enthuellung
herausfinden kann.« Er lässt die Hand über mein Haar gleiten. »Bitte, Sara. Schließ die Tagebücher ein.«
Ich schlucke hörbar gegen die Weigerung an, die mir auf der Zunge liegt. Es ist ihm wichtig, und es steht nichts in den Tagebüchern, das ich nicht mindestens einmal gelesen habe. Widerstrebend nicke ich. »Ja. Okay. Ich werde sie einschließen.«
Erleichterung gleitet über seine Züge. »Danke.«
Ich verziehe den Mund.
Seine Augenbraue hebt sich. »Warum lächelst du?«
»Weil die meisten Machokontrollfreaks nicht ›Danke‹ sagen. Das gefällt mir.«
»Genug, um zuzustimmen, am Samstag nach der Arbeit nach Los Angeles zu fliegen und mir zu helfen, den Abend in einem Smoking bei einer Gala zu überleben?«
Ich wackele mit einer Augenbraue. »Ich bekomme dich in einem Smoking zu sehen?«
»Besser. Du kannst mir helfen, ihn auszuziehen.«
»Abgemacht«, sage ich mit einem Lachen. »Obwohl ich ein Foto will, bevor das Ausziehen anfängt.«
»Du bekommst das Foto, wenn ich dich dazu überreden kann, das Bild mitzubringen, das ich heute Nacht gemacht habe. Es ist nicht trocken genug, um es jetzt mitnehmen zu können.«
»Natürlich. Das macht mir überhaupt nichts aus.«
»Wunderbar. Im hinteren Teil des Ateliers ist ein kleiner Raum mit einem Hightechtrockner. Es steht dort drin. Ich werde dich anrufen, wenn ich mich eingerichtet und deine Reise arrangiert habe.«
Das Telefon an der Wand summt, und er greift danach. »Bin gleich unten«, murmelt er und hängt den Hörer auf, bevor er widerstrebend ankündigt: »Mein Taxi ist da.«
»Warum fährst du nicht selbst?«
»Ich will den Porsche nicht mitnehmen.«
»Ich habe meinen Wagen.«
»Der Porsche hat ein erstklassiges Sicherheitssystem. Er weiß ständig, wo du bist.«
Eine Vergangenheit, die ich am liebsten vergessen möchte, blitzt in mir auf. Die Vorstellung steht zwischen uns, und mein Ton ist schärfer als beabsichtigt. »Mit anderen Worten, du willst ständig wissen, wo ich bin?«
Meine Reaktion scheint ihn ungerührt zu lassen. »Wenn ich dich finden müsste, könnte ich es, aber das ist nicht der Punkt. Wenn du in Schwierigkeiten bist, würdest du gefunden werden, und zwar schnell. Wenn du Hilfe brauchst, sagst du es einfach dem Bordcomputer, und er wird dir Hilfe besorgen. Das ist nur für unseren Seelenfrieden.«
Sein Gedankengang ist nachvollziehbar, und die Vergangenheit beginnt sich zurückzuziehen, ersetzt durch ein anderes, ziemlich offensichtliches Motiv. »Und ganz nebenbei ist es eine klare Ansage für Mark, wenn ich deinen Wagen fahre.«
Er verschränkt die Arme vor der Brust. »Nebenbei, ja.«
Ich stemme die Hände in die Hüften. »Ich will nicht zwischen die Fronten eurer Scharmützel geraten. Ich bin kein Spielball, Chris.«
Er drückt mich gegen die Theke, seine Beine links und rechts von meinen. Mit meinen bloßen Füßen und nur mit seinem T-Shirt bekleidet fühle ich mich winzig, und er erscheint überlebensgroß. »Es sagt, dass du mir gehörst«, informiert er mich mit leiser, eindringlicher Stimme, »und ich will, dass er das weiß.«
Ich bin begeistert, obwohl ich eigentlich Einwände erheben sollte. »Und du, Chris?«, frage ich stattdessen herausfordernd. »Gehörst du mir?«
»Jeder Teil von mir, Baby, ob gut oder schlecht.«
Ich bin vollkommen überrascht, wie leicht ihm diese Erklärung über die Lippen gekommen ist. Meine eigenen Lippen teilen sich, aber es dringt kein Wort heraus.
»Nimm den Porsche.« Seine Stimme ist jetzt sanfter, rau und verführerisch.
Er hatte vorhin recht, schlussfolgere ich. Wenn er es will, schmelze ich wie Honig. »Ich werde den Porsche nehmen.«
Chris’ Hand gleitet über meine Wange. »Das ist die richtige Antwort, Baby«, murmelt er, dann drückt er seinen Mund auf meinen, und seine Zunge drängt durch meine Lippen. Das Gefühl von Reife und Anerkennung gemischt mit dem süßen, nussigen Geschmack seines Haselnusskaffees flutet meine Sinne und füllt mich ganz aus. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit bin ich glücklich.
6
Ich beobachte, wie sich die Aufzugtüren hinter Chris schließen, und bleibe innerlich hohl zurück. Ich bin allein in seinem Apartment, und das Glück der letzten Minuten ist einem Gefühl von Verlorenheit gewichen.
Ich weiß, dass räumliche Entfernung zwischen uns nicht zwangsläufig Trennung bedeuten muss, aber unsere neu gefundene Nähe ist noch zerbrechlich.
Für mehrere Sekunden betrachte ich diese Stahltüren und will, dass sie
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