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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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schaue zu, wie er den glühend heißen Kaffee herunterkippt, den ich ihm gemacht habe. Sein Haar ist feucht, nur mit den Fingern durchgekämmt und sexy, und er trägt ein hellblaues T-Shirt mit Spider-Man auf der Vorderseite, das eins der Kinder, die er im Krankenhaus besucht, ihm geschenkt hat. Dazu schwarze Jeans. Ich bin gespannt zu erfahren, was dieses karitative Engagement hervorgerufen hat, und wünschte, ich hätte mehr Zeit, ihn danach zu fragen.
    »Hast du überhaupt geschlafen?«, frage ich und versuche, ihn meine Unsicherheit nicht spüren zu lassen. Aber wieso wollte er mich in seinem Bett haben, wenn er gar nicht mit mir darin blieb?
    »Ich schlafe nachts nicht viel. Das ist die Zeit, in der ich male.« Er greift nach der Tasse, die ich in der Hand halte, und nippt an meinem Kaffee. »Ich wollte etwas für eins der Kinder. Der Junge ist ein Filmfanatiker wie ich, und wir haben ein paar gemeinsame Vorlieben.«
    »Wie alt ist er?«
    »Dreizehn.«
    »Krebs?«
    Er nickt, und seine Züge verhärten sich. »Leukämie. Spätstadium. Es bringt seine Eltern schier um. Sie sind gute Menschen, die gezwungen sind, zuzusehen, wie ihr Kind stirbt.«
    Mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. »Bist du sicher, dass er sterben wird?«
    »Ja. Er wird sterben. Und glaub mir, wenn Geld oder Medizin das ändern könnten, würde ich dafür sorgen, dass es geschieht.« Er streicht sich mit der Hand durchs Haar, geht zum Telefon und ruft ein Taxi. Ich kann ihm die Anspannung an den Schultern ablesen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wohl ist, zu wissen, dass jemand, den man liebt, stirbt, und man ist machtlos, kann es nicht verhindern, aber ich glaube, Chris weiß es. Hat er nicht beobachtet, wie sich sein Vater langsam zu Tode getrunken hat? Plötzlich wünschte ich, ich würde doch mit ihm fliegen. Vielleicht kann ich den Samstag freibekommen, wenn ich meine Anwesenheit auf der Wohltätigkeitsveranstaltung als Publicity für die Galerie hinstelle. Und ich bin mir verdammt sicher, dass ich Mark dazu bringen werde, seine Brieftasche für eine fette Spende zu öffnen.
    Chris legt auf und dreht sich zu mir um, und ich habe keine Gelegenheit zu fragen, warum er ein Taxi nimmt. »Komm mit mir«, sagt er. »Ich habe deine Buchung nicht storniert.«
    Jetzt, da ich mehr über die Wohltätigkeitsveranstaltung weiß, fällt mir meine Antwort noch schwerer. »Diesmal nicht.«
    Er lässt sich durch die Aussicht, dass ich eine zukünftige Einladung annehmen würde, nicht beschwichtigen. »Das ist nicht die richtige Antwort.«
    »Es ist die einzige, die ich habe.«
    Er reibt sich das Kinn, dreht sich zu der Theke direkt neben mir und presst die Hände darauf. Sein Kopf sackt nach vorn, und er verharrt einfach für mehrere Sekunden so. Wellen der Anspannung durchlaufen ihn.
    Ich streiche ihm durch das verwuschelte blonde Haar. Er hebt den Kopf, und in dem Sonnenlicht, das durch das Erkerfenster hinter uns auf sein Gesicht fällt, sehe ich in seinen hellgrünen Augen Sorge glitzern. »Ich werde vor Sorge wie von Sinnen sein. Hast du eine Ahnung, wie schwer es mir fällt, dich einfach hierzulassen?«
    »Was meinst du, wie schwer es mir fällt, dich gehen zu lassen.«
    Ich weiß, dass er sich über meine Worte freut – trotzdem spannt er den Kiefer an. »Du musst etwas für mich tun, Sara. Du musst diese Tagebücher in den Safe in meinem Schrank einschließen und sie dortlassen. Ich werde dir die Kombination geben.«
    Mein Herz beginnt zu rasen, und ich lehne mich an die Theke, um ihm besser ins Gesicht blicken zu können. »Du machst dir Sorgen, dass jemand versucht, sie zu stehlen? Ich dachte, du hättest gesagt, das Apartment sei sicher?«
    Er dreht sich zu mir um. »Es ist sicher. Darüber mache ich mir keine Sorgen, sonst würde ich nicht nur versuchen, dich dazu zu überreden, mich zu begleiten. Ich würde stattdessen darauf bestehen. Ich mache mir Sorgen, dass du den verdammten Kram darin liest und dich in etwas hineinsteigerst. Ich bitte dich, die Tagebücher wegzulegen, während ich fort bin. Bezähme deine Neugier, bis ich wieder da bin und dir erklären kann, was du da liest, falls es irgendwie mit dir und mir zusammenhängt. So wie wir es letzte Nacht gemacht haben.«
    »Es geht nicht um Neugier, Chris. Es geht darum, Rebecca zu finden.«
    »Lass den Privatdetektiv seinen Job machen. Ich werde ihn heute Morgen anrufen, ihm erzählen, was gestern Abend passiert ist, und ihn fragen, ob er irgendetwas über den Zwischenfall

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