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Enthuellung

Enthuellung

Titel: Enthuellung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Renee Jones
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bin begeistert über seine Annahme, dass ich an seiner Seite sein werde, bis er hinzufügt: »Ich werde nicht nach Paris zurückfliegen, ohne vorher vorbeizukommen.«
    Paris.
Kaum zu glauben, dass ich heute Morgen noch erschütterter sein kann, als ich es schon bin, aber dieses eine Wort reicht. Meine Annahme, dass seine Einladung etwas bedeutet, wird zunichtegemacht. Der Tagebucheintrag, mit dem ich aufgewacht bin, hämmert in meinem Kopf.
Er sagt, so etwas wie Liebe gebe es nicht. Nur verschiedene Schattierungen von Lust.
Ich kann nicht umhin, mich zu fragen, ob Chris ebenfalls so empfindet. Wie kann er mich bitten, bei ihm einzuziehen, mein ganzes Leben zu ändern, wenn er bald nach Paris zurückkehrt? Wofür das alles? Für ein paar Wochen heißen Sex? Es zerreißt mir schier das Herz.
    Ich schlage die Decke auf, klettere aus dem Bett, greife mir Chris’ Hemd, das ich während eines spätnächtlichen Überfalls auf die Küche getragen habe, und der erdige, männliche Duft steigt mir in die Nase und zischelt durch mich hindurch, als ich es anziehe. Aber andererseits, warum sollte er das nicht tun? Heißer Sex ist sein Fachgebiet.
    Ich eile durch den Raum und spüre, dass Chris’ Blicke mir folgen, und ich bete, dass er meine Verwirrung nicht bemerkt. Sekunden bevor ich entschwunden bin, legt sich seine Hand auf meinen Arm, und ich kneife die Augen fest zusammen, als ich höre: »Ich rufe gleich zurück, Katie.«
    Chris dreht mich zu sich um, und ich bin im Nachteil, weil er atemberaubend nackt ist. »Ich muss über die Feiertage zurück und zu meinen Wohltätigkeitsverpflichtungen«, erklärt er, als hätte ich eine Frage gestellt. »Ich will, dass du mich begleitest.«
    Ich schüttle den Kopf, wohl wissend, dass es schmerzliche Folgen haben wird. »Ich …«
    »… … habe einen Job«, beendet er meinen Satz. »Ich weiß. Hast du deine Geburtsurkunde?«
    »In meinem Apartment, aber …«
    »Gut. Wir werden dort vorbeifahren und sie holen, damit du heute deinen Pass beantragen kannst.«
    »Ich kann nicht einfach weg.«
    »Es gibt viele Möglichkeiten in Paris, und ich kann helfen, dir diese Türen zu öffnen.«
    »Mein ganzes Leben lang ging es darum, dass jemand anders etwas für mich getan hat. Ich will dieses Szenario nicht mehr. Ich werde es nicht wiederholen.«
    »Du hast Angst davor, dich auf mich zu verlassen.«
    »Ich habe Angst davor, mich nicht auf dich verlassen zu können.«
    Da ist ein Anflug von Gefühl in seinem Blick, bevor seine Miene undeutbar wird. Er lässt die Hand sinken. »Ich verstehe«, erklärt er mit matter Stimme, sein Gesichtsausdruck enttäuscht.
    Ich merke, dass ich ihm wehgetan habe, und diese Einsicht ist wie ein Schlag ins Gesicht. Ich habe mir erlaubt, ihn als eine Art Dämon zu betrachten, um den realen Dämonen meiner Vergangenheit auszuweichen.
    Mit zwei kleinen Schritten bin ich bei ihm, lege die Arme um ihn und presse die Wange an seine Brust. »Ich fürchte, dass du nicht weißt, wie viel du mir bedeutest – oder wie leicht und gleichzeitig schwer du mir wehtun könntest.« Ich hebe den Kopf und lasse ihn die Wahrheit in meinem Gesicht sehen. »Also ja, ich fürchte mich davor, mich auf dich zu verlassen.«
    Die Anspannung weicht aus seinem Körper, seine Miene wird weicher. Sanft streicht er mir übers Haar. »Dann werden wir uns zusammen fürchten.«
    »Du
fürchtest dich?« Das Geständnis überrascht mich.
    »Du bist der beste Adrenalinrausch meines Lebens, Baby. Viel besser als der Schmerz, den du ersetzt hast.«
    Zum ersten Mal denke ich, dass ich vielleicht, nur vielleicht, alles bin, was Chris braucht.
    Eine Stunde später stehe ich an der Küchenspüle und nippe an meinem Kaffee, während Chris im Nebenzimmer mit einem der Wohltätigkeitsorganisatoren telefoniert. Mir ist immer noch schwindlig von seiner Einladung, zu ihm zu ziehen, und ich wälze eine Sorge nach der anderen in meinem Kopf. Wie soll ich meinen Job behalten und meine Identität bewahren? Brauche ich den Job für mein Selbstverständnis, wenn ich neue Gelegenheiten zum Arbeiten bekomme? Wird irgendetwas von alldem eine Rolle spielen, wenn Chris herausfindet, dass ich ihn belogen habe? Wird er verstehen, warum? Warum ich mich wegen der Wahrheit so sehr schäme? Wenn irgendjemand es könnte, dann Chris, glaube ich.
    »Abmarschbereit?«
    Chris schlendert in den Raum, und ich muss lächeln. Er trägt Jeans und ein braunes
Allure
-Gallery-Shirt, das zu meinem rosafarbenen passt. Beide verdanken wir

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