Enthuellung

diese Bedenken. Ich liebe ihn bereits, und ich sehne mich danach, ihm das zu sagen, sehne mich danach, dass er genauso empfindet. Doch es gibt andere Dinge, die ich zuerst gestehen muss – Dinge, die mir auf jeden Fall mehr Schmerz bringen werden als die Peitsche, von der er geschworen hat, dass er sie niemals bei mir benutzen wird.

15
    Ich mag keine öffentlichen Auspeitschungen, aber ich habe in der Angelegenheit kein Mitspracherecht. Er ist mein Meister, und ich habe zugestimmt, zu tun, was er befiehlt. Doch es ist wenigstens besser als die Male, wenn er mich mit jemandem teilt. Ich hasse es, wenn er das tut, und es schert mich nicht, dass er sagt, er tue es, um mir Vergnügen zu bereiten. Es bereitet ihm Vergnügen, nicht mir, ebenso wie den vielen wachsamen Augen, die ich heute Nacht zu ertragen hatte. Die Auspeitschung dauerte endlos, während ich an einen Pfahl gefesselt war und er mich umkreiste und jedem Teil meines Körpers gleiche Aufmerksamkeit zollte. Als es vorüber war, waren meine Brustwarzen wund, mein Rücken voller Striemen und mein Hintern rot. Ich war aufgeregt. Ich weiß nicht, warum es heute Nacht anders war als irgendeine andere Nacht, aber sie war es, und ich war auch anders. Und dann … war er anders.
    Es tut mir nicht leid, dass es passiert ist. Es hat ihm Vergnügen bereitet, und nach der Auspeitschung hat er mich ebenso perfekt verführt, wie er mich bestraft hatte. Und während ich hier sitze und dies schreibe, liebe ich ihn mehr, als ich es jemals getan habe, aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, welchen Preis ich für ein solches Gefühl zahlen werde. Er hat klargemacht, dass in seinem Leben kein Raum für solche Dinge ist, und ebenso wenig in meinem, was das betrifft. Er glaubt, die Erfordernisse der Liebe verkomplizieren das Leben und brächten Menschen dazu, irrational zu reagieren. Er sagt, so etwas wie Liebe gebe es nicht. Nur verschiedene Schattierungen von Lust.
    Ich muss blinzeln, um dem Traum zu entrinnen, in dem ich Rebeccas Tagebuch vor meinem inneren Auge gehabt habe, und der sanfte Lichtschimmer im Raum holt mich aus dem quälend provokativen Eintrag. Der Traum verblasst, und als ich begreife, dass Chris mich hält, schürze ich die Lippen. Sein Körper ist an meinen geschmiegt, eine seiner begabten, künstlerischen Hände auf meiner Hüfte, und ausnahmsweise denke ich nicht an sein Talent als Maler, sondern an seine Fähigkeit, mir Vergnügen zu bereiten. Ein Mädchen könnte sich daran gewöhnen einzuschlafen, nachdem es gründlich gesättigt wurde, und angeschmiegt an einen großen, warmen Männerkörper aufzuwachen.
    »Ich habe dich gern in meinem Bett. Ich glaube, ich werde dich hierbehalten.«
    Mein Lächeln wird breiter, und ich drehe mich zu ihm um. Sein Haar ist sexy und zerwuschelt; einige Strähnen liegen auf meinen Fingern. »Es wird schwer sein, vom Bett aus unseren Flieger zu erwischen.«
    »Ich meine, immer. Zieh zu mir, Sara.«
    Ich erbleiche. »Was?«
    Er streichelt meine Wange. »Du hast mich gehört. Zieh zu mir.«
    »Du kennst mich erst ein paar Wochen.«
    »Ich weiß genug.«
    Aber das tut er nicht. »Vor mir hast du nicht einmal Frauen über Nacht eingeladen, und du willst, dass ich mit dir zusammenlebe?«
    »Sie waren nicht du.«
    Chris’ Worte wärmen mich, und ich fühle mich versucht, mit ihm in ein tiefes blaues Meer der Risiken einzutauchen. Ich würde es tun, wäre da nicht mein Geheimnis. »Chris …«
    »Antworte nicht jetzt. Denk während des Wochenendes darüber nach.« Sein Handy klingelt, und er beugt sich über mich, um es vom Nachttisch zu nehmen. »Guten Morgen, Katie.«
    Bei der Erwähnung seiner Patentante lehne ich mich an das Kopfteil und beobachte, wie er auf die Fernbedienung drückt, um die elektronischen Blenden über dem Fenster zu öffnen. Langsam kommt das herrliche Schimmern der Skyline von San Francisco in Sicht, aber ich kann es nicht würdigen. Mir ist immer noch schwindlig von dem Wissen, dass mir die Zeit wegläuft. Ich muss ihm alles erzählen, und dazu bin ich nicht bereit.
    »Ja, sie ist hier«, antwortet Chris.
    Mein Blick wandert zu Chris. »Viele Grüße von Katie«, informiert er mich.
    »Grüße zurück«, rufe ich, gerührt, dass sie nach mir fragt, und ich tue mein Bestes, fröhlich zu klingen, obwohl ich mich zusammennehmen muss, um nicht die Beherrschung zu verlieren.
    »Ich werde fragen, wie Saras Zeitplan aussieht, um sagen zu können, wann wir herauskommen können«, spricht Chris weiter. Ich