Enthuellung
gibt Seiten an mir, die ich hasse. Wir gehen nicht dorthin. Wir werden niemals dort hingehen. Verstanden?«
Nein, ich verstehe nicht. Aber ich verstehe sehr wohl den Selbsthass. Ich verstehe das Gefühl. »Ich liebe dich auch.« Ich umfasse seine Wange, und er lehnt sich dagegen, senkt die Lider, und sein Kinn wird weicher. »Und du kannst nichts an meinen Gefühlen ändern.«
Sein Kinn zuckt, seine Augen ziehen sich zusammen. »Doch. Das kann ich, und ich sollte gehen, bevor es geschieht, um unserer beider willen.« Er bettet seine Stirn an meine. »Aber ich kann nicht.«
Ich schiebe die Finger in sein Haar. Was ist so grauenhaft, dass es ihn so sehr verfolgt?
Er hebt mich hoch und trägt mich zum Badezimmer. Wir duschen zusammen, aber wir lieben uns nicht, und wir ficken nicht einmal, um einen Begriff aus seinem Sprachgebrauch zu benutzen. Wir halten einander nur fest. Wo ich mir einst entfremdet war, hat er mich zu mir selbst gebracht. Aber ich weiß jetzt, dass ich erst angefangen habe, Chris wahrhaft zu entdecken. Er ist sich immer noch selbst entfremdet.
Ich stehe neben Chris am Badezimmerwaschbecken, und es ist ein seltsamer, wunderbar intimer Augenblick, während ich mein Haar richte und er sich die Zähne putzt. Ich trage Jeans und ein grünes T-Shirt mit V-Ausschnitt, um die Smaragdkette zu zeigen, die ich nicht abnehmen will, und ich kann nicht aufhören, zu Chris hinüberzuspähen, der selbst mit einer Zahnbürste in der Hand alles andere als hausbacken aussieht. Ich weiß jetzt schon, dass ich den Tag über köstlich abgelenkt sein werde von meinem intimen Wissen um die sehnigen Muskeln und seinen Waschbrettbauch unter dem braunen Harley-T-Shirt und der verwaschenen Jeans.
Ich ziehe den Stecker meines Glätteisens aus der Steckdose und packe es zusammen, während er seine Reisetasche schließt. Dann betrachte ich mein Bild im Spiegel. Ich bin gute dreißig Zentimeter kleiner als er, und mein dunkles Haar bildet einen Kontrast zu seinem hellen, kinnlangen Haar, das feucht ist und an den Ohren gewellt. Er hat eine Zuversicht an sich, eine Macht, die mich süchtig macht. Er ist maskulin und hart, und er gibt mir das Gefühl, feminin und weich und stark zu sein.
Er hebt den Blick, und unsere Augen treffen sich im Spiegel. Unter seinem Blick läuft mir ein Kribbeln über Brust und Schultern und breitet sich in meinem Körper aus wie flüssiges Feuer. »Wenn du mich weiter so ansiehst«, warnt er, »wirst du es morgen nicht zur Arbeit zurückschaffen, weil wir den Flieger verpassen.«
Ich verziehe die Lippen. »Sehr verlockend.«
Es klopft an der Tür, und Chris nickt mir zu. »Zimmerservice oder ich zu deinen Diensten?«
In gespielter Bestürzung beiße ich mir auf die Lippen und seufze widerstrebend. »Angesichts der Tatsache, dass Dylan wartet, muss ich mich wohl mit der zweiten Wahl begnügen. Zimmerservice.«
Er greift nach mir und gibt mir einen heißen, schnellen Kuss mit einer brennenden Berührung seiner Zunge, bevor er zur Tür geht. »Hmmm«, rufe ich hinter ihm her und lecke mir die Lippen. »Pfefferminzgeschmack.«
Das Telefon klingelt. »Geh da ran, ja, Sara?«
Ich eile ins Schlafzimmer, nehme das Telefon vom Nachttisch und höre:
»One, two, Freddy’s coming for you.«
»Und wir kommen zu dir, Dylan«, verspreche ich lachend. »Wir werden in ungefähr einer halben Stunde da sein.«
»Können Sie mir einen Schokoriegel mitbringen?«, flüstert er verschwörerisch.
»Ja«, verspreche ich. »Ich werde dir einen Schokoriegel mitbringen. Wir sehen uns bald.« Als ich auflege, gibt Chris gerade dem Zimmerkellner Trinkgeld, und wir setzen uns aufs Bett, um zu essen.
»Wie hat er sich angehört?«, fragt Chris.
»Er hat sich gemeldet, indem er das Freddy-Lied gesungen hat.«
Er zieht eine Augenbraue hoch, ein Hoffnungsschimmer füllt seine Augen. »Wirklich? Ich schätze, die Nachwirkungen der Behandlung haben sich gelegt.«
»Ja«, stimme ich vorsichtig zu. Ich mache mir Sorgen, wie sehr sich Chris an jeden Strohhalm klammert. Ich hebe den Deckel von meinem Essen und inspiziere die Eier.
Wir machen uns gerade über unsere Omeletts her, als Chris’ Handy klingelt. »Blake«, wendet er sich an den Anrufer.
Ich lausche hoffnungsvoll, und Chris schaut mich an, als er antwortet: »Mark ist der Meister in dem Tagebuch. Ich weiß, es stehen keine Namen drin, aber ja, ich bin mir sicher. Sie hatten eine Beziehung. Ich habe keine Ahnung, wer der zweite Mann ist.«
»Ryan Kilmer«, sage
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