Enthuellung
aus.«
»Oh, danke.«
Ich betrete den Bürotrakt und bleibe wie angewurzelt stehen, als ich mich plötzlich Mark gegenübersehe. Der Mann ist so verdammt entwaffnend. Wie Feuer, das Eis schmelzen lässt, bringt er ein Mädchen direkt auf ihren hohen Schuhen zum Dahinschmelzen. »Guten Morgen«, schaffe ich zu sagen, und ich frage mich, ob bei ihm jemals ein Haar nicht dort liegt, wo es hingehört, oder ein Anzug nicht perfekt sitzt. Heute hat er ein hellgraues Ensemble gewählt, das seine Augen besonders stechend wirken lässt.
Sein Blick gleitet an mir herab, bevor er mir ins Gesicht schaut. »Amanda hatte recht. Sie sehen heute ziemlich umwerfend aus, Ms Millan.«
»Danke.«
Er tritt zur Seite und lässt mich vorbei. Für einen Moment verspüre ich Hilflosigkeit, wie ein Reh im Scheinwerferlicht, und erstarre, denn ich begreife, dass er mir nachschauen wird, wie ich in mein Büro gehe. Verdammt sollen dieser Mann und seine Machtspielchen sein. Es gefällt mir nicht, und schon gar nicht, wie er damit dafür sorgt, dass meine Gedanken plötzlich zu Michael und meinem Vater wandern – und zu meinen Ängsten, dass sie Chris immer noch Ärger machen könnten. Warum erinnert mich Mark an Michael?
Ich hole kurz Atem, mache einen Schritt und versuche, nicht auf meinen hohen Absätzen zu schwanken, um das ganze gute Aussehen zu vermasseln, für das ich gerade gelobt worden bin. Nicht dass ich Marks Lob brauche. Das tue ich nicht.
Aber als ich mich an meinen Schreibtisch setze und meine Sachen weglege, muss ich mir verbittert eingestehen, dass ich es sehr wohl brauche. Warum bin ich immer noch so? Ich mag Mark nicht; er ist mir zu dominant. »Kein Zwischending. In der Tat«, murmele ich.
»Stimmt irgendetwas nicht, Ms McMillan?«
Mark lehnt in meinem Türrahmen, und mein Blick huscht zu den zarten Rosen des O’Nay-Gemäldes an der Wand – des Gemäldes, das er für Rebecca hier aufgehängt hat. Dass Rebecca verschwunden ist, stimmt hier nicht. Er ist der Meister in dem Tagebuch, und er
muss
etwas darüber wissen, wohin sie gegangen ist.
Ich öffne den Mund, um genau das zu sagen, dann schließe ich ihn wieder, weil ich mich an die Warnung erinnere, vorsichtig zu sein. Ich will nicht, dass Beweise versteckt werden, ebenso wenig wie ich mich selbst in Gefahr bringen will.
»Ich bin nervös«, erwidere ich. »Ich werde heute in der Schule kündigen.«
Eine Augenbraue wandert nach oben. »Ach ja?«
»Ja.«
Anerkennung glänzt in seinen Augen, und es gefällt mir, zu denken, dass er meine Anwesenheit hier genug schätzt, um erfreut zu sein. »Nun denn. Ich werde Sie Ihrer Arbeit überlassen.«
Er verschwindet, und ich lasse mich in meinen Stuhl zurückfallen. Ich muss zugeben, dass dieser Mann mich nach jeder Begegnung aufgeregt und erschöpft zurücklässt. Mein Blick wandert wieder zu dem Bild und meine Gedanken zu Rebecca.
Ich nehme dir deinen Job nicht weg. Komm zurück. Hoffentlich geht es dir gut. Und das gilt auch für dich, Ella.
Allein der Gedanke an Ella lässt mich aktiv werden. Ich richte mich auf und wähle die Nummer der Schule. Ich muss eine Nachricht hinterlassen. Großartig. Noch mehr Nervenaufreibendes.
Ryan ruft an und mailt mir Ansichtsfotos der Immobilie, bei deren Dekoration ich helfen soll, und ich mache mich an die Arbeit und suche nach möglichen Kunstwerken für das Projekt. Am späten Nachmittag habe ich ein wenig Luft, nehme mir Rebeccas Arbeitstagebuch vor und beginne es auf hilfreiche Verkaufstipps zu untersuchen. Bei einer Seite mit willkürlichen Notizen ziehe ich die Brauen zusammen.
Riptide Auktionsstück. Echt? Experten finden.
Ich atme scharf ein. Ist Rebecca einer Fälschung auf die Spur gekommen, die bei Riptide gelistet war? Konnte sie das in Schwierigkeiten gebracht haben? Bestimmt weiß Mark Bescheid. Er hatte das Tagebuch. Er muss es gelesen haben. Es sei denn … Mark war involviert. Nein. In diesem Fall hätte er mir das Tagebuch niemals gegeben. Ist das der Grund, warum er es mir überlassen hat? Will er, dass ich es weiß? Was hätte das zu bedeuten? Ich bin verwirrt.
Ich schaue gerade rechtzeitig auf, um einen Blick auf Ricco zu werfen, der an meiner Tür vorbeigeht. Sofort werde ich panisch. Ist er hier, um sich darüber zu beklagen, dass Chris vor seinem Haus aufgetaucht ist? Ich stehe auf, eile in den Flur und beobachte, wie Ricco in Marks Büro verschwindet. Als Nächstes gehe ich zu Ralph, meiner hauseigenen Informationsquelle, um eine mögliche Erklärung
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