Enthüllung
genauso unfair sein, wie Männer es schon immer waren.«
»Weibliche Chauvinistensäue«, sagte Alan.
»Fangen Sie jetzt bloß nicht damit an!« warnte ihn Fernandez.
»Nennen Sie ihm doch mal die Zahlen!«
»Welche Zahlen?« fragte Sanders.
»Ungefähr fünf Prozent der Klagen wegen sexueller Beläst i gung werden von Männern gegen Frauen vorgebracht. Das ist ein ziemlich niedriger Prozentsatz. Allerdings sind auch nur fünf Prozent der Vorgesetzten in Firmen weiblich. Die Zahlen zeigen also, daß weibliche Führungskräfte Männer im gleichen Verhältnis belästigen wie Männer Frauen. Und je mehr Frauen in die Unternehmen kommen, um so höher wird der Prozentsatz an Klagen von Männern. Denn sexuelle Belästigung hat nun einmal etwas mit Macht zu tun, und Macht ist weder männlich noch weiblich. Der Mensch, der hinter dem Schreibtisch sitzt, hat die Möglichkeit, Macht zu mißbrauchen. Frauen nützen das genauso aus wie Männer. Ein typisches Beispiel dafür ist unsere entzückende Ms. Johnson. Und ihr Chef feuert sie nicht!«
»Garvin sagt, er feuert sie nicht, weil die Situation nicht ei n deutig ist.«
»Das Tonband ist ziemlich eindeutig, würde ich sagen.« Fernandez runzelte die Stirn. »Haben Sie ihm von der Kassette erzählt?«
»Nein.«
»Gut. Dann wird der Fall wohl im Verlauf der nächsten zwei Stunden abgewickelt sein.«
Alan fuhr auf den Parkplatz und stellte den Wagen ab. Alle stiegen aus.
»Sehen wir mal, wie es mit den anderen wichtigen Zeugen steht. Alan – wir haben doch noch ihren ehemaligen Arbeitgeber –«
»Ja, Conrad Computer. Bei denen waren wir schon.«
»Und auch bei denen davor?«
»Ja. Novell Network.«
»Gut. Und wir haben ihren Mann …«
»Ich versuche ihn über CoStar, seine Firma, zu erreichen.«
»Und die Internet-Sache? ›A. Friend‹?«
»Wir kümmern uns darum.«
»Und dann haben wir die Universität, an der sie Betrieb s wirtschaft studierte, und Vassar.«
»Genau.«
»Ihr wißt ja, am wichtigsten ist immer das, was erst kurz zurückliegt. Konzentriert euch auf Conrad und den Ehemann.«
»Okay«, sagte Alan. »Conrad ist allerdings problematisch, weil diese Firma den Staat und die CIA mit Computersystemen beliefert. Die haben mir einen Vortrag über neutrales Au s kunftsgebaren und Nichtoffenlegung von Informationen über frühere Angestellte gehalten.«
»Dann sorgen Sie dafür, daß Harry dort anruft. Er ist gut, wenn es um nachlässige Verweisung geht. Er kann sie ein bißchen aufrütteln, wenn sie weiterhin so mauern.«
»Okay. Könnte tatsächlich notwendig werden.«
Alan stieg wieder in den Wagen. Fernandez und Sanders begannen zum Schlichtungszentrum hinaufzugehen. Sanders sagte: »Sie überprüfen ihre früheren Arbeitgeber?«
»Ja. Firmen geben nur ungern ungünstige Informationen über frühere Angestellte heraus. Jahrelang teilten sie außer dem Einstellungs-und dem Kündigungsdatum überhaupt nie etwas mit. Jetzt gibt es aber die sogenannte erzwungene Offenlegung und die sogenannte nachlässige Verweisung. Eine Firma kann jetzt haftbar gemacht werden, wenn sie ein Problem mit einem ehemaligen Angestellten nicht mitteilt. Wir können also ve r suchen, ihnen damit ein bißchen Angst einzujagen. Das gara n tiert aber nicht, daß wir die für die ehemalige Angestellte ungünstige Information tatsächlich erhalten.«
»Woher wissen Sie überhaupt, daß es ungünstige Informat i onen gibt?«
Fernandez lächelte. »Johnson hat Sie sexuell belästigt. Und Belästiger weisen immer ein bestimmtes Verhaltensmuster auf. So etwas ist nie das erstemal.«
»Sie glauben, daß sie das schon mal gemacht hat?«
»Sparen Sie sich Ihre Enttäuschung!« sagte Fernandez. »Was haben Sie denn gedacht? Daß Johnson das nur getan hat, weil sie Sie so niedlich fand? Ich garantiere Ihnen, daß sie es auch vorher schon gemacht hatte.« Sie gingen an den Brunnen im Hof vorbei auf den Eingang des Schlichtungsgebäudes zu. »Und jetzt«, sagte Fernandez, »werden wir Ms. Johnson in kleine Stücke zerreißen.«
P unkt 14 Uhr betrat Judge Murphy den Schlichtungsraum. Sie betrachtete die sieben schweigend am Tisch sitzenden Personen und verzog das Gesicht. »Haben sich die gegnerischen Anwälte besprochen?«
»Ja«, antwortete Heller.
»Mit welchem Ergebnis?«
»Es ist uns nicht gelungen, einen Vergleich zu schließen«, sagte Heller.
»Nun gut. Dann machen wir eben weiter.« Sie setzte sich und schlug ihren Notizblock auf. »Gibt es im Zusammenhang mit der
Weitere Kostenlose Bücher