Enthüllung
Vormittagssitzung noch Punkte, über die gesprochen werden muß?«
»Ja, Euer Ehren«, sagte Fernandez. »Ich möchte einige z u sätzliche Fragen an Ms. Johnson richten.«
»In Ordnung. Ms. Johnson?«
Meredith Johnson setzte ihre Brille auf. »Ich möchte zuvor gerne eine Aussage machen, Euer Ehren.«
»Gut.«
»Ich habe über die Vormittagssitzung nachgedacht«, begann Johnson mit ruhiger, fester Stimme, »und über Mr. Sanders’ Darstellung der Vorgänge vom Montag abend. Und ich bekam immer mehr das Gefühl, daß es sich hier um ein Mißverständnis handeln könnte.«
»Ich verstehe.« Judge Murphy sprach ohne jeden Unterton und hielt den Blick starr auf Meredith gerichtet. »In Ordnung.«
»Ich fürchte, daß ich, als Tom ein Treffen nach Arbeitsschluß vorschlug und als er meinte, daß wir Wein trinken und uns über die alten Zeiten unterhalten könnten, nun, daß ich da unbewußt in einer Art und Weise auf ihn reagiert haben könnte, die er möglicherweise nicht beabsichtigt hatte.«
Judge Murphy blieb völlig regungslos. Alle blieben völlig regungslos. Es war vollkommen still im Raum.
»Ich glaube, ich kann wahrheitsgetreu sagen, daß ich ihn beim Wort nahm und mir so etwas wie eine, äh, romantische Episode vorzustellen begann. Und um ganz ehrlich zu sein – ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Mr. Sanders und ich hatten vor einigen Jahren eine ganz besondere Beziehung miteinander, die mir als sehr aufregend in Erinnerung geblieben war. Der Ehrlichkeit halber muß ich also sagen, daß ich mich auf unser Treffen freute und vielleicht sogar annahm, daß es zu einer intimen Begegnung führen könnte, die ich mir, unbewußt, sogar wünschte.«
Die Mienen von Heller und Blackburn, zwischen denen M e redith saß, blieben völlig starr; die beiden zeigten nicht die geringste Reaktion. Auch die beiden Anwältinnen zuckten nicht mit der Wimper. Sanders war klar, daß Meredith’ Aussage sorgfältig vorbereitet worden war. Aber was sollte das? Warum bog sie ihre Geschichte jetzt um?
Johnson räusperte sich und sprach im gleichen, sehr b e stimmten Ton weiter. »Ich glaube, man kann sagen, daß ich bei allen Vorfällen an jenem Abend eine bereitwillige Mitwirkende war. Und es ist durchaus möglich, daß ich an einem bestimmten Punkt für Mr. Sanders’ Geschmack zu direkt wurde. Es kann gut sein, daß ich im Eifer des Gefechts die Grenzen der Schic k lichkeit überschritten habe und mir meiner Position innerhalb des Unternehmens nicht mehr bewußt war. Ich halte das für denkbar. Nach gründlicher Überlegung bin ich daher zu dem Schluß gelangt, daß meine Erinnerung an die Ereignisse und Mr. Sanders’ Erinnerung an die Ereignisse weit mehr miteinander übereinstimmen, als mir zuvor bewußt war.«
Eine Zeitlang herrschte tiefes Schweigen. Auch Judge Mu r phy sagte nichts. Johnson rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum, nahm die Brille ab, setzte sie wieder auf.
»Ms. Johnson«, sagte Murphy schließlich, »verstehe ich Sie richtig? Sie sagen, daß Sie jetzt Mr. Sanders’ Version der Ereignisse vom Montag abend zustimmen?«
»In vielen Aspekten, ja. Vielleicht sogar in allen Aspekten.«
Plötzlich verstand Sanders, was passiert war: Sie wußten von dem Band.
Aber woher? Sanders selbst hatte doch erst vor zwei Stunden davon erfahren. Und Levin war nicht in seinem Büro gewesen, er hatte mit ihnen zusammen zu Mittag gegessen und konnte es der gegnerischen Partei nicht erzählt haben. Aber woher wußten sie es dann?
»Und«, fuhr Murphy fort, »Sie teilen also auch den von Mr. Sanders gegen Sie erhobenen Vorwurf der sexuellen Beläst i gung?«
»Nein, ganz und gar nicht, Euer Ehren«, sagte Johnson. »Nein.«
»Dann weiß ich nicht, ob ich Sie richtig verstanden habe. Sie haben doch Ihre Darstellung geändert. Sie sagen jetzt, daß Mr. Sanders’ Version der Ereignisse in weiten Teilen korrekt sei. Aber mit den Anschuldigungen, die er gegen Sie vorgebracht hat, sind Sie nicht einverstanden?«
»Nein, Euer Ehren. Wie ich bereits sagte, halte ich das Ganze für ein Mißverständnis.«
»Ein Mißverständnis «, wiederholte Murphy mit ungläubigem Staunen.
»Ja, Euer Ehren. Und zwar ein Mißverständnis, bei dem Mr. Sanders eine sehr aktive Rolle spielte.«
»Ms. Johnson. Mr. Sanders zufolge begannen Sie ihn zu küssen, obwohl er dagegen protestierte. Sie drückten ihn auf die Couch, obwohl er dagegen protestierte. Sie öffneten den Reißverschluß seiner Hose und zogen seinen Penis hervor,
Weitere Kostenlose Bücher