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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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heißen?«
    »Sie werden doch nicht vor Gericht gehen, Tom!« Garvins Augen waren schmal geworden und funkelten bedrohlich.
    »Warum nicht?«
    »Sie werden es ganz einfach nicht tun.« Garvin holte tief Luft. »Passen Sie mal auf – jetzt reden wir Klartext! Ich habe mit Meredith gesprochen. Sie stimmt mit mir darin überein, daß die Sache uns allen über den Kopf gewachsen ist.«
    »Aha …«
    »Und jetzt spreche ich auch mit Ihnen, weil ich die Hoffnung hege, Tom, daß wir das Ganze bereinigen können und daß alles wieder so wird wie zuvor – lassen Sie mich bitte ausreden –, ehe es zu diesem unglücklichen Mißverständnis kam. Sie behalten Ihren Job, Meredith behält den ihren. Sie beide werden weiter zusammenarbeiten wie zwei zivilisierte, erwachsene Menschen. Sie machen weiter und bauen die neue Firma auf, bringen sie an die Börse, und in einem Jahr kriegen alle einen Haufen Geld. Was sollte daran falsch sein?«
    Sanders empfand Erleichterung: Die Normalität war plötzlich zum Greifen nahe gerückt. Er sehnte sich danach, den Anwälten und der Anspannung der letzten drei Tage zu entfliehen. Sich in die Dinge, wie sie waren, zu fügen erschien ihm verlockend wie ein warmes Bad.
    »Ich meine, betrachten Sie es doch mal von dieser Seite, Tom: Nachdem die Sache am Montag abend passiert war, hat keiner von Ihnen beiden Alarm geschlagen. Sie haben niemanden informiert, Meredith hat niemanden informiert. Ich glaube, Sie wollten beide, daß die Sache vergessen wird. Am nächsten Tag kam es dann zu einem unglücklichen Durcheinander und zu einem Streit, der völlig überflüssig war. Wenn Sie rechtzeitig zu der Sitzung erschienen wären und wenn Sie und Meredith übereinstimmende Darstellungen abgeliefert hätten, wäre das alles nicht passiert. Sie hätten weiter zusammengearbeitet, und was immer zwischen Ihnen vorgefallen ist, wäre allein Ihrer beider Sache geblieben. Statt dessen haben wir jetzt diese Bescherung! Das Ganze ist doch im Grunde ein einziges großes Mißverständnis. Warum also die Sache nicht einfach vergessen und weitermachen? Und reich werden, Tom! Was ist so falsch daran?«
    »Nichts«, sagte Sanders nach einer Weile.
    »Gut!«
    »Außer, daß es nicht funktionieren würde.«
    »Warum denn nicht?«
    Dutzende von Antworten schossen Sanders durch den Kopf. Weil sie nicht kompetent ist. Weil sie eine Schlange ist. Weil es ihr nur um ihre Stellung in der Firma geht, weil sie nur auf ihr Image bedacht ist, und weil diese Abteilung eine technische Abteilung ist, die mit Produkten aufwarten muß. Weil sie lügt. Weil ich sie nicht respektieren kann. Weil sie es wieder tun wird. Weil sie mich nicht respektiert. Weil sie mich nicht fair behandelt. Weil sie dein Liebling ist. Weil du sie mir vorgez o gen hast. Weil …
    »Weil die Sache zu weit getrieben wurde«, sagte er schlie ß lich.
    Garvin starrte ihn an. »Man kann eine Sache auch wieder zurücktreiben.«
    »Nein, Bob. Das geht nicht.«
    Garvin beugte sich vor und sagte mit gesenkter Stimme: »Hören Sie mal gut zu, Sie kleiner Scheißer: Ich weiß genau, was hier läuft. Ich habe Sie eingestellt, da hatten Sie noch Flaum hinter den Ohren. Ich habe Ihnen den beruflichen Start ermö g licht, habe Sie unterstützt, habe Ihnen in jeder Hinsicht Mö g lichkeiten eröffnet. Und jetzt wollen Sie mir so kommen? Na schön. Sie wollen unbedingt in der Scheiße sitzen, Tom? Das können Sie haben!« Er stand auf.
    Sanders sagte: »Bob, wenn es um Meredith Johnson ging, waren Sie noch nie einem vernünftigen Argument zugänglich.«
    »Ach, Sie glauben, ich hätte ein Problem mit Meredith?« Garvin lachte heiser auf. »Hören Sie mir gut zu, Tom: Sie war Ihre Freundin, aber sie war klug und unabhängig, und Sie sind mit ihr nicht zurechtgekommen. Als sie Sie fallenließ, waren Sie stinksauer. Und jetzt, viele Jahre später, wollen Sie es ihr heimzahlen. Um nichts anderes geht es hier. Es hat nicht das geringste mit geschäftlicher Ethik zu tun oder damit, daß das Gesetz gebrochen wurde, oder mit sexueller Belästigung oder mit irgend etwas anderem. Das Ganze ist rein privat und unglaublich kleinkariert. Und Sie sind so mit Scheiße angefüllt, daß Ihre Augen braun sind.«
    Mit diesen Worten drängte er sich wütend an Blackburn vorbei und marschierte aus dem Restaurant. Blackburn blieb einen Moment zurück, warf Sanders einen starren Blick zu und eilte dann seinem Chef hinterher.

    A ls Sanders zu seinem Tisch zurückging, kam er an einer Sitznische

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