Enthüllung
Fairneß walten zu lassen, gelingt uns das nicht immer. Und was ist eine Firma denn anderes als eine Gruppe von Menschen, eine Gruppe von menschlichen Wesen? Letz t lich sind wir doch alle nur Menschen. So hat Alexander Pope es einmal ausgedrückt. Deshalb möchte ich dir in Anerkennung deiner durchweg beibehaltenen Freundlichkeit sagen, daß –«
Sanders hörte nicht hin. Er war müde. Er nahm nur wahr, daß Phil einsah, Mist gebaut zu haben, und sich bemühte, die Dinge auf für ihn typische Art zu lösen – indem er sich bei demjenigen, den er noch kurz zuvor schikaniert hatte, anbiederte.
Sanders fiel ihm ins Wort. »Was ist mit Bob?« Jetzt, da alles vorbei war, kehrten seine Gedanken immer wieder zu Garvin zurück. Während seiner ersten Jahre in der Firma war Garvin für ihn fast wie ein Vater gewesen. Und jetzt wollte Sanders etwas von ihm hören. Eine Entschuldigung. Irgend etwas.
»Ich könnte mir vorstellen, daß Bob ein paar Tage braucht, bis er das alles verdaut hat«, sagte Blackburn. »Die Entscheidung ist ihm wahrlich nicht leichtgefallen. Ich mußte ihm sehr zureden, sich zu deinen Gunsten zu entscheiden. Und jetzt muß er sich überlegen, wie er es Meredith beibringt, und so weiter.«
»Ah, ja.«
»Aber danach wird er mit dir reden, dessen bin ich sicher. Ich würde jetzt gerne einige Dinge bezüglich der morgigen Sitzung mit dir besprechen. Das Ganze findet für Marden statt und wird etwas formeller ablaufen, als wir es hier gewohnt sind. Wir treffen uns im großen Konferenzsaal im Erdgeschoß. Das Briefing beginnt um neun und dauert bis etwa zehn Uhr. Meredith wird den Vorsitz führen und alle Leiter der Untera b teilungen auffordern, einen kurzen Bericht über die Fortschritte beziehungsweise Probleme in der jeweiligen Abteilung vorz u tragen. Zuerst Mary Anne, dann Don, dann Mark, dann du. Jeder wird drei, vier Minuten lang sprechen, und zwar im Stehen. Zieh bitte ein Jackett und eine Krawatte an. Wenn du A n schauungsmaterial hast, kannst du es benützen – aber bitte keine technischen Details. Es soll nur ein Überblick sein. Von dir erwarten sie, daß du hauptsächlich über Twinkle sprichst.«
Sanders nickte. »In Ordnung. Aber viel Neues habe ich nicht zu berichten. Wir haben immer noch nicht herausgefunden, was mit den Laufwerken los ist.«
»Das macht nichts. Ich glaube nicht, daß irgend jemand schon jetzt eine Lösung erwartet. Du mußt nur betonen, wie erfol g reich die Prototypen waren, und daß wir schon viele Produkt i onsprobleme lösen konnten. Zieh es optimistisch und flott auf. Wenn du einen Prototyp oder eine Attrappe hast, solltest du sie mitbringen.«
»Okay.«
»Du weißt schon, was gefragt ist – rosarote digitale Zukunft und so weiter. Geringfügige technische Störungen können den Fortschritt nicht aufhalten, das ist die entscheidende Botschaft.«
»Und Meredith ist damit einverstanden?« fragte Sanders. Es störte ihn ein wenig, daß sie die Sitzung leiten sollte.
»Meredith erwartet, daß die Leiter der Unterabteilungen Optimismus ausstrahlen und sich nicht in technischen Einze l heiten verlieren. Es dürfte da keine Probleme geben.«
»Okay«, sagte Sanders.
»Ruf mich heute abend an, falls du deine Präsentation vorher mit mir besprechen willst«, sagte Blackburn. »Oder morgen früh. Wenn wir bei dieser Sitzung klug vorgehen, können wir weitermachen und nächste Woche den Wechsel einleiten.«
Sanders nickte.
»Du bist genau der Mann, den dieses Unternehmen braucht«, sagte Blackburn. »Ich danke dir für dein Verständnis. Und noch einmal, Tom – es tut mir leid.«
Er ging.
Sanders rief das Diagnostikteam an, um nach neuen Erkenn t nissen zu fragen. Niemand meldete sich. Er ging an den Schrank hinter Cindys Schreibtisch und nahm das Demonstrationsmat e rial heraus: die große schematische Darstellung des Twinkle-Laufwerks und die Skizze des Fließbandes in Mala y sia. Beides würde er, bevor er mit seinem Vortrag begann, auf Tafeln fixieren.
Er dachte noch einmal über Blackburns Ratschläge nach und fand plötzlich, daß Blackburn recht hatte. Eine Attrappe oder ein Prototyp würden besser wirken. Vielleicht sollte er sogar eines der Laufwerke mitnehmen, die Arthur vor kurzem aus Kuala Lumpur geschickt hatte.
Bei dieser Gelegenheit fiel ihm ein, daß er Arthur in Malaysia anrufen mußte. Er wählte die Nummer.
»Büro Mr. Kahn.«
»Hier spricht Tom Sanders.«
Die Sekretärin schien sehr erstaunt zu sein. »Mr. Kahn ist nicht hier, Mr.
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