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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Unsicherheit in ihrer Stimme, als sie versucht hatte, sich an ein lange vergangenes Ereignis zu erinnern, erfüllte ihn mit Erleichterung. »Ach, übrigens, wie lange reichen eigentlich unsere Firmenaufzeichnungen zurück? Die Korre s pondenz und die Verzeichnisse über Telefonate?«
    »Da muß ich erst nachsehen. Ich weiß aber, daß ich hier ungefähr die letzten drei Jahre greifbar habe.«
    »Und was ist mit früher?«
    »Früher? Wie viel früher denn?«
    »Vor zehn Jahren.«
    »Mensch, da waren Sie doch noch in Cupertino. Haben die das so lange aufgehoben? Haben die das auf Mikrofiche gespeichert oder nicht doch einfach weggeworfen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Soll ich mal nachfragen?«
    »Jetzt nicht«, sagte Sanders. Er lehnte sich zurück und scha l tete die Sprechanlage aus. Er wollte nicht, daß Cindy zu diesem Zeitpunkt Nachforschungen in Cupertino anstellte. Später vielleicht.
    Sanders rieb sich die Augen. Seine Gedanken kehrten wieder in die Vergangenheit zurück. Wieder sah er die bunte Glasblume vor sich. Sie war riesig, grell, geschmacklos, und eben wegen dieser Geschmacklosigkeit hatte er sie immer als peinlich empfunden. Er hatte damals in einem der Apartmentkomplexe am Merano Drive gewohnt. 20 um einen mit stets kaltem Wasser gefüllten Swimming-pool gruppierte Wohnungen. Alle Leute in dem Gebäude waren bei High-Tech-Firmen beschä f tigt. Niemals war irgend jemand in den Pool gegangen. Und Sanders war nicht viel daheim. Damals flog er zweimal pro Monat mit Garvin nach Korea. Und sie saßen noch in der Tourist Class, nicht einmal Business Class hatten sie sich leisten können.
    Und er erinnerte sich, daß er von diesen langen Flügen immer sehr erschöpft heimkam und dann als erstes diese verdammte Glasblume auf seiner Wohnungstür sah. Und Meredith hatte damals eine Vorliebe gehabt für weiße Strümpfe, weiße Strapsgürtel, kleine weiße Blümchen auf den Strumpfhaltern und –»Tom?« Er blickte auf. Cindy stand wieder an der Tür. »Wenn Sie Don Cherry noch sehen wollen, müssen Sie jetzt zu ihm«, sagte sie. »Um halb elf treffen Sie sich nämlich mit Gary Bosak.«
    Sie behandelte ihn wie einen geistig Minderbemittelten, fand er. »Ich weiß schon selbst, was ich zu tun habe, Cindy.«
    »Gut. War ja auch nur zur Erinnerung.«
    »Okay. Ich gehe gleich los.«
    Er eilte die Treppe zum dritten Stock hinunter. Das Laufen beruhigte ihn ein bißchen. Cindy hatte recht daran getan, ihn aus dem Büro zu werfen. Außerdem war er neugierig, was Cherrys Team mit dem Korridor gemacht hatte.
    Der Korridor war das, was alle DigiCom-Mitarbeiter VIE – Virtual Information Environment – nannten. VIE war neben Twinkle das zweite wichtige Element in der nahen Zukunft digitaler Information, wie DigiCom sie plante. Information würde künftig auf Disketten gespeichert sein oder aber in großen Online-Datenbanken zur Verfügung stehen, zu denen sich der Benutzer über Telefonleitungen Zutritt verscharren konnte. Derzeit sahen die Anwender die Informationen noch auf flachen Bildschirmen – auf Fernseh-oder Computerbildschi r men –, so wie Information in den vergangenen 30 Jahren normalerweise übermittelt worden war, aber schon bald würde es neue Wege der Präsentation von Informationen geben. Die radikalste und aufregendste dieser neuen Möglichkeiten waren die Virtual Environments. Die Benutzer trugen Spezialhelme, mit denen sie computergenerierte, dreidimensionale Räume sehen konnten und dabei den Eindruck hatten, sich tatsächlich in einer anderen Welt zu bewegen. Dutzende von High-Tech-Unternehmen waren an dem Wettlauf um die Entwicklung von Virtual Environments beteiligt. Es handelte sich um eine aufregende, aber sehr komplizierte Technologie. Bei DigiCom gehörte VIE zu Garvins Lieblingsprojekten, in das er schon eine Menge Geld gesteckt hatte. Zwei Jahre lang, so wollte er es, sollten Don Cherrys Programmierer rund um die Uhr daran arbeiten.
    Aber bisher hatte es damit nichts als Schwierigkeiten gegeben.

    A uf dem Schild an der Tür stand »VIE«, und darunter war zu lesen: »Wenn die Wirklichkeit nicht genug ist.« Sanders schob seine Karte in den Schlitz; mit einem leisen Klickgeräusch öffnete sich die Tür. Schon im Vorraum hörte er lautes Sti m mengewirr aus dem dahinterliegenden Hauptraum. Außerdem nahm er einen geradezu atemberaubenden, stechenden Geruch wahr.
    Als er den Hauptraum betrat, sah er sich dem totalen Chaos gegenüber. Sämtliche Fenster waren weit geöffnet, und der intensive

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