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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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und begann zu gehen. Sie eilte ihm nach. Durch den Kopfhörer vernahm er das Klappern ihrer Schuhe auf dem Marmorboden. Das war Cherrys Idee gewesen – ein netter kleiner Gag.
    »Waren Sie hier schon mal?« fragte Fernandez.
    »Schon seit mehreren Wochen nicht mehr. Seit der Ferti g stellung nicht mehr.«
    »Wohin gehen wir denn?«
    »Ich weiß nicht genau. Aber irgendwo hier drin gibt es die Möglichkeit, in die Datenbank von Conley-White einzudri n gen.«
    »Und wo sind wir jetzt?«
    »Wir sind inmitten von Daten, Louise. Das alles hier sind Daten.«
    »Dieser Korridor besteht aus Daten?«
    »Es gibt keinen Korridor. Alles, was Sie sehen, ist im Grunde nur ein Haufen Zahlen. Es ist die Firmendatenbank von DigiCom, exakt die Datenbank, auf die die Leute hier jeden Tag über ihre Computer Zugriff haben. Nur daß sie sich hier für uns als ein Raum darstellt.«
    Sie ging neben ihm weiter. »Wer das wohl so eingerichtet hat?«
    »Es ist einer echten Bibliothek nachempfunden. Einer Bibl i othek in Oxford, glaube ich.«
    Sie gelangten an eine Wegkreuzung, von der andere Gänge abzweigten. Über ihnen hingen große Schilder. Auf einem stand BUCHHALTUNG, auf einem anderen PERSONALABTEILUNG, auf einem dritten MARKETING.
    »Ich verstehe«, sagte Fernandez. »Wir sind mitten in der Firmendatenbank.«
    »Genau.«
    »Wirklich erstaunlich!«
    »Ja, das stimmt. Allerdings haben wir hier gar nichts zu s u chen. Wir müssen in die Datenbank von Conley-White.«
    »Und wie kommen wir da rein?«
    »Keine Ahnung. Ich brauche Hilfe.«
    »Hier ist Hilfe«, ertönte es leise aus der Nähe. Sanders drehte den Kopf und sah einen etwa 30 Zentimeter hohen Engel. Er war weiß und schwebte, eine flackernde Kerze haltend, in Kopfhöhe durch die Luft.
    »Verdammt noch mal, das gibt’s doch nicht!« sagte Louise.
    »Entschuldigen Sie«, säuselte der Engel, »ist das ein Befehl? Ich erkenne ›Verdammt noch mal‹ nicht.«
    »Nein«, sagte Sanders hastig. »Das ist kein Befehl.« Ihm wurde bewußt, daß er sehr vorsichtig sein mußte, wenn er nicht das System zerstören wollte.
    »Gut. Ich erwarte Ihren Befehl.«
    »Engel: Ich brauche Hilfe.«
    »Hier ist Hilfe.«
    »Wie finde ich Zugang zur Conley-White-Datenbank?«
    »›Conley-White-Datenbank‹ erkenne ich nicht.«
    Verständlich, dachte Sanders. Cherrys Team hatte natürlich nichts über Conley-White in das Hilfe-System programmiert. Er mußte die Frage allgemeiner fassen: »Engel: Ich suche nach einer Datenbank.«
    »Gut. Der Zugriff auf den Datenbankzugang erfolgt mittels Tastatur.«
    »Wo ist die Tastatur?« fragte Sanders.
    »Ballen Sie eine Hand zur Faust!«
    Sanders machte eine Faust, und sofort formte sich aus dem Nichts eine graue Tastatur, so, als würde er sie halten. Er zog sie an sich und betrachtete sie.
    »Nicht schlecht!« sagte Fernandez.
    »Ich kann auch Witze erzählen!« erklärte der Engel. »Möc h ten Sie einen hören?«
    »Nein«, sagte Sanders.
    »Gut. Ich warte auf Ihren Befehl.«
    Sanders starrte auf die Tastatur mit den vielen Funktionstasten und Richtungspfeilen. »Was ist das?« fragte Fernandez.
    »Die komplizierteste Fernseherfernbedienung der Welt?«
    »Ja, so ungefähr.«
    Er fand eine Funktionstaste, auf der ANDERE DATENBANK stand. Das erschien ihm plausibel. Er drückte sie.
    Nichts geschah.
    Er drückte noch einmal.
    »Der Zugang öffnet sich«, verkündete der Engel.
    »Wo denn? Ich sehe nichts.«
    »Der Zugang öffnet sich.«
    Sanders wartete. Dann kam ihm der Gedanke, daß das DigiCom-System sich auf eine andere Datenbank aufschalten lassen mußte. Die Verbindung wurde hergestellt – daher die Verzögerung.
    »Verbindung … jetzt«, sagte der Engel.
    Die Korridorwand begann sich aufzulösen. Fernandez und Sanders sahen ein großes, klaffendes schwarzes Loch, hinter dem nichts zu sein schien.
    »Ist ja unheimlich«, sagte Fernandez.
    Weiße Drahtgittermodelle tauchten auf und formten einen neuen Korridor. Nacheinander wurden die Zwischenräume ausgefüllt, so daß der Anschein solider Gegenstände entstand.
    »Das hier sieht anders aus«, bemerkte Fernandez.
    »Die Verbindung erfolgt über eine T-1-Hochgeschwindig-keitsdatenleitung, ist aber trotzdem viel zu langsam.«
    Vor ihren Augen baute sich der Korridor neu auf. Diesmal waren die Wände grau. Sie fanden sich in einer Schwarzwei ß welt wieder.
    »Keine Farben?«
    »Das System versucht eine einfachere Umgebung zu erze u gen. Farbe bedeutet, daß viel mehr Daten übertragen werden müssen. Deshalb

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