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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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schlecht als recht um einen eierförmigen Kopf gebogen war. Der graue Körper wirkte wie eine Schaufensterpuppe oder eine Marionette: Es handelte sich um eine computergenerierte Figur. Ed Nichols war also nicht im virtuellen System, sondern saß wahrscheinlich in seinem Hotelzimmer und benutzte sein Notebook. Er ging auf sie zu und mit raschen Schritten an ihnen vorbei.
    »Er kann uns nicht sehen.«
    »Warum ist sein Gesicht so komisch?« fragte Fernandez.
    »Cherry hat mir erklärt, daß das System ein Foto aus dem Archiv nimmt und es auf die elektronischen Figuren klebt.«
    Die Nichols-Figur entfernte sich weiter von ihnen.
    »Was macht der hier?«
    »Das müssen wir jetzt rausfinden.«
    Sie folgten ihm durch den Korridor, bis Nichols vor einem Aktenschrank stehenblieb, wo er eine Schublade aufzog und begann, die Akten zu durchstöbern. Sanders und Fernandez traten zu ihm und blickten ihm über die Schulter.
    Der computergenerierte Ed Nichols blätterte seine eigenen Notizen und die E-Mail durch, erst die zwei Monate zurüc k liegenden, dann die drei und schließlich die sechs Monate zurückliegenden Unterlagen. Dann zog er einzelne Blätter hervor, die in der Luft zu hängen schienen, während er sie durchlas. Aktenvermerke, Notizen, persönlich und vertraulich. Zu den Akten gelegte Kopien.
    »Diese Papiere betreffen allesamt die Übernahme«, sagte Sanders.
    Immer mehr Unterlagen zog Nichols nacheinander hervor. Er schien es eilig zu haben.
    »Er sucht etwas ganz Bestimmtes.«
    Nichols hielt inne. Offenbar hatte er das Gesuchte gefunden. Sein graues Computerbild hielt es in der Hand und betrachtete es. Sanders sah Nichols über die Schulter und las Fernandez einzelne Sätze vor: »›Memo vom 4. Dezember vergangenen Jahres. Gestern Treffen mit Garvin und Johnson in Cupertino bezüglich eventuellen Ankaufs von DigiCom …‹ Bla, bla … ›Vorzüglicher erster Eindruck … Solide Basis auf wichtigen Gebieten, die wir zu kaufen beabsichtigen …‹ Bla, bla … ›Überaus kompetentes und aggressives Führungspersonal auf allen Ebenen. Besonders beeindruckt von Ms. Johnsons Ko m petenz, trotz ihrer Jugend.‹ Kann ich mir vorstellen, daß du da beeindruckt warst, Ed!«
    Der computererzeugte Nichols ging jetzt zu einer anderen Schublade, die er ebenfalls öffnete. Er fand jedoch nicht, was er suchte, schloß die Schublade wieder und trat an eine andere.
    Wieder begann er, ein einzelnes Blatt zu lesen. Sanders z i tierte: »›Memo an John Marden. Kostenfragen in der Sache DigiCom-Ankauf …‹ Bla, bla … Ah, da haben wir’s: ›Ms. Johnson hat begonnen, ihrer finanziellen Verantwortung hinsichtlich der malaysischen Niederlassung Rechnung zu tragen … schlägt Sparmaßnahmen vor … erwartete Koste n einsparungen …‹ Verdammt noch mal – wie kommt die eigen t lich dazu?«
    »Zu was?«
    »Ihrer finanziellen Verantwortung hinsichtlich der malays i schen Niederlassung Rechnung zu tragen? Für diese Niede r lassung war sie nicht verantwortlich!«
    »Oh, oh!« unterbrach ihn Fernandez. »Sie werden es nicht glauben!«
    Sanders sah sie an. Fernandez starrte in den Korridor hinein. Sanders drehte sich, ihrem Blick folgend, um.
    Da kam noch jemand auf sie zu.
    »Ganz schön was los hier«, sagte er.
    Aber selbst aus großer Entfernung konnte man sehen, daß diese Gestalt sich von der ersten unterschied. Der Kopf wirkte lebensecht, der Körper war mit allen Details versehen, und die Bewegungen wirkten geschmeidig und natürlich. »Jetzt könnten wir in Schwierigkeiten kommen«, sagte Sanders. Er hatte die Gestalt schon von weitem erkannt.
    »Es ist John Conley«, sagte Fernandez.
    »Genau. Und er ist auf der Lauffläche.«
    »Was heißt das?«
    In der Mitte des Korridors blieb Conley abrupt stehen und starrte geradeaus.
    »Daß er uns sehen kann«, erklärte Sanders.
    »Wirklich? Wie denn?«
    »Er befindet sich in dem System, das wir im Hotel installiert haben. Deshalb wirkt er so echt. Er ist auf dem anderen virt u ellen System. Daher kann er uns sehen, und wir ihn.«
    »Puh!«
    »Sie sagen es.«
    Mit skeptischer Miene ging Conley langsam weiter. Sein Blick wanderte von Sanders zu Fernandez, dann zu Nichols hinüber und wieder zu Sanders. Er schien unentschlossen, was er tun sollte.
    Aber plötzlich legte er einen Finger auf seinen Mund. Sanders und Fernandez sollten still sein.
    »Kann er uns hören?« flüsterte Fernandez.
    »Nein«, antwortete Sanders in normaler Lautstärke.
    »Können wir mit ihm

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