Enthüllung
»Partikel pro Einheit«. Es handelte sich um die Maßeinheit für die Luftreinheit in einer Fabrik. Und diese Werte, von zwei bis elf, waren viel zu hoch. Eigentlich hätte man keinen einzigen Partikel finden dürfen, allerhöchstens einen. Diese Werte waren völlig inakzeptabel.
Die Luft in der Fabrik war schlecht.
Und das bedeutete Schmutz in der Split-Optik, Schmutz in den Laufwerkzugriffsarmen, Schmutz an den Chip-Verbindungsstellen …
Er sah sich die auf der Platine eingesetzten Chips an.
»Großer Gott!«
»Was ist?«
»Sehen Sie mal!«
»Ich sehe gar nichts.«
»Da ist ein Zwischenraum zwischen den Chips und den Pl a tinen. Die Chips sind nicht präzise montiert.«
»Ich finde, es sieht aus, als ob es in Ordnung wäre.«
»Es ist aber nicht in Ordnung.«
Er betrachtete die aufeinandergestapelten Laufwerke und sah mit einem einzigen Blick, daß alle Chips unterschiedlich angebracht waren. Manche saßen fest auf der Platine, bei anderen gab es einen Spalt von mehreren Millimetern, so daß man die Kontaktstifte sehen konnte.
»Das ist alles andere als in Ordnung«, wiederholte Sanders. »So etwas darf einfach nicht passieren.« Die Chips wurden auf dem Band von automatischen Chip-Pressern eingesetzt. Jede Platine und jeder Chip sollte das Band genau so verlassen wie jede andere Platine und jeder andere entsprechende Chip. Das war hier nicht der Fall. Hier waren die Chips völlig unte r schiedlich eingepaßt. So konnte es zu Unregelmäßigkeiten in der Stromspannung und zu Problemen bei der Speicherzuteilung kommen, aus denen die reine Willkür resultierte. Und genau das produzierten diese Geräte ja auch – Zufallsergebnisse.
Er warf einen Blick auf die Schreibtafel mit dem Rußdi a gramm. Eine Angabe stach ihm ins Auge.
D. ∑ MECHANISCH √√
Das Wort »mechanisch« hatte das Diagnostikteam zweimal abgehakt. Bei dem Problem mit den CD-ROM-Laufwerken handelte es sich also um ein mechanisches Problem – und das konnte nur ein Problem mit dem Montageband sein.
Und für das Montageband war er verantwortlich.
Er hatte es konstruiert und aufgebaut. Er hatte alle Spezifik a tionen dieses Bandes von A bis Z überprüft. Und jetzt funkti o nierte es nicht.
Er wußte genau, daß er keinen Fehler gemacht hatte. Irgend etwas mußte passiert sein, nachdem er das Band installiert hatte. Irgend etwas war daran verändert worden, und jetzt funkti o nierte es nicht mehr. Aber was war passiert?
Um das herauszufinden, mußte er die Datenbanken einsehen. Aber man hatte ihn ausgeschlossen.
Er hatte keine Möglichkeit, ins System zu gelangen.
Sofort fiel ihm Bosak ein. Mit seiner Hilfe würde er es schaffen. Auch mit der Hilfe eines Programmierers von Cherrys Team würde es gehen. Diese Jungs waren Hacker; schon allein um eines kleinen Vergnügens willen würden sie in das System einbrechen, so wie andere Leute sich in ein Caf£ setzen. Aber im ganzen Gebäude hielt sich mittlerweile kein einziger Pr o grammierer mehr auf. Und Sanders wußte nicht, wann sie von ihrem Treffen zurückkommen würden. Außerdem waren diese Jungs unglaublich unzuverlässig. Ein Beispiel dafür war der Typ, der auf die Lauffläche gekotzt hatte. Das war das Problem mit ihnen – sie waren wie kleine Kinder, die mit Spielsachen herumspielten. Intelligente, kreative Kinder, die sorglos he r umalberten, und –»O mein Gott!« Er beugte sich vor. »Louise!«
»Ja?«
»Es gibt eine Möglichkeit, wir könnten es schaffen!«
»Was?«
»In die Datenbank zu gelangen.« Er stürmte aus dem Raum. Im Laufen durchwühlte er seine Hosentaschen nach der zweiten elektronischen Zutrittskarte.
»Gehen wir irgendwohin?« fragte Fernandez.
»Ja.«
»Würden Sie mir bitte sagen, wohin?«
»Nach New York.«
D ie einzelnen, in langen Reihen angebrachten Lampen fl a ckerten nacheinander auf. Fernandez starrte in den Raum hinein. »Was ist das denn? Der Turnsaal der Hölle?«
»Das ist ein Virtual-Reality-Simulator«, erklärte Sanders.
Fernandez musterte die runden Unterlagen, die vielen Drähte, die von der Decke herabhängenden Kabel. »Und damit wollen Sie nach New York?«
»Genau.«
Sanders ging zu den Hardware-Schranken hinüber, an denen große, handgeschriebene Schilder mit Aufschriften wie NICHT BERÜHREN! und HÄNDE WEG, DU KLEINER STREBER! klebten. Sanders blieb davor stehen, suchte nach der Syste m konsole.
»Hoffentlich wissen Sie, was Sie da tun«, sagte Fernandez, die neben einer der Laufflächen stand und den silbrigen
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