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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Strahlen auf seiner Haut. Das Wasser dröhnte so wuchtig in seinen Ohren, daß er beinahe das Läuten des Telefons überhört hätte. Er griff nach einem Badetuch und lief ins Schlafzimmer. »Hallo?«
    Er hörte das Rauschen der Fernverbindung. Dann sagte ein Mann: »Mr. Sanders, bitte.«
    »Mr. Sanders am Apparat.«
    »Mr. Sanders, Sir«, sagte der Mann. »Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern. Hier spricht Mohammed Jafar.«

DONNERSTAG

E s war ein klarer Morgen. Sanders fuhr mit der frühen Fähre zur Arbeit und betrat die Firma um acht Uhr. Neben der R e zeption im Erdgeschoß stand ein Schild mit der Mitteilung: »Großer Konferenzsaal belegt.«
    Einen grauenhaften Augenblick lang glaubte er, sich schon wieder in bezug auf den Beginn der Sitzung geirrt zu haben, und eilte zum Konferenzsaal. Aber es schien sich um eine andere Sitzung zu handeln. Garvin hielt eine Ansprache an die Fü h rungsspitze von Conley-White. Er redete sehr ruhig auf die hin und wieder nickenden und aufmerksam zuhörenden Männer ein. Sanders beobachtete, wie er, nachdem er seine Ansprache beendet hatte, Stephanie Kaplan vorstellte, die daraufhin unter Zuhilfenahme von Dias einen Finanzbericht vorzulegen begann. Garvin verließ den Saal und ging den Gang hinunter, an dessen Ende die Espressobar lag. Seine Miene war düster.
    Sanders wollte gerade weiter in sein Büro gehen, da hörte er Phil Blackburn sagen: »Ich denke wirklich, daß ich das Recht habe, gegen die Art und Weise zu protestieren, wie diese Sache gehandhabt wurde!«
    »Haben Sie aber nicht«, versetzte Garvin wütend. »Sie haben überhaupt keine Rechte!«
    Sanders ging weiter auf die Espressobar zu, in die er von dieser Seite des Gangs aus hineinsehen konnte. Blackburn und Garvin standen an einer Kaffeemaschine.
    »Aber das ist total unfair!« sagte Blackburn.
    »Quatsch – unfair! Sie hat Sie als Informanten genannt, Sie blödes Arschloch!«
    »Aber Bob, Sie haben mir doch gesagt, daß –«
    »Was habe ich Ihnen gesagt?« fragte Garvin ihn mit zusa m mengekniffenen Augen.
    »Sie haben mir gesagt, daß ich die Sache erledigen soll. Daß ich Sanders unter Druck setzen soll.«
    »Völlig richtig, Phil. Und Sie haben mir gesagt, daß Sie sich darum kümmern würden.«
    »Aber Sie wußten doch von meinem Gespräch mit –«
    »Ich wußte, daß Sie etwas unternommen haben«, sagte Garvin. »Aber ich wußte nicht, was. Jetzt hat sie Sie als ihren Informanten genannt.«
    Blackburn senkte den Kopf. »Ich halte das für überaus u n fair.«
    »Ach, wirklich? Und was erwarten Sie von mir? Sie sind hier doch der Jurist, verdammt noch mal. Sie sind doch derjenige, dem immer der kalte Schweiß ausbricht, wenn nicht jede Kleinigkeit nach außen hin stimmt. Also, los! Was soll ich tun?«
    Blackburn schwieg eine Weile. Dann sagte er: »Ich werde mich von John Robinson vertreten lassen. ET kann den Schlichtungsvertrag ausarbeiten.«
    »Gut, einverstanden.« Garvin nickte. »Geht in Ordnung.«
    »Aber ich möchte Ihnen noch einmal ganz privat sagen, Bob, daß ich mich in dieser Angelegenheit sehr unfair behandelt fühle.«
    »Kommen Sie mir, verdammt noch mal, bloß nicht mit Ihren Gefühlen, Phil! Ihre Gefühle sind doch käuflich! Jetzt spitzen Sie mal beide Ohren und hören Sie mir gut zu: Gehen Sie nicht da hinauf. Räumen Sie Ihren Schreibtisch nicht auf. Fahren Sie sofort zum Flughafen. Ich will, daß Sie innerhalb der nächsten halben Stunde in einem Flugzeug sitzen. Ich will Sie hier weghaben, verdammte Scheiße! Ist das klar?«
    »Ich bin einfach der Meinung, daß Sie anerkennen sollten, was ich für die Firma geleistet habe.«
    »Das tue ich ja, Sie Arsch!« sagte Garvin. »Aber jetzt hauen Sie endlich ab, bevor ich die Geduld verliere!«
    Sanders machte kehrt und lief nach oben. Es fiel ihm schwer, nicht lauthals loszujubeln. Blackburn gefeuert! Er überlegte, ob er es jemandem erzählen sollte; Cindy vielleicht, dachte er.
    Aber als er die vierte Etage betrat, war dort schon der Teufel los. Alle standen in den Gängen herum und unterhielten sich. Erste Gerüchte über Blackburns Entlassung waren offenbar bereits durchgesickert. Sanders überraschte die helle Aufregung unter den Mitarbeitern nicht. Blackburn war zwar unbeliebt gewesen, aber seine Entlassung verursachte dennoch überall Unbehagen. Eine derart plötzliche Veränderung im Zusa m menhang mit einer Garvin so nahestehenden Person ließ in allen den Eindruck unmittelbarer Gefahr aufkommen. Jeder einzelne fühlte

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