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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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sich schon mit meinem Bewährungshelfer unterhalten. Vielleicht hast du den schon mal gesehen – so ein Dicker mit einem Schnurrbart.«
    Sanders erinnerte sich vage an den Mann, den er heute auf dem Weg ins Schlichtungszentrum gesehen hatte. »Ja, ich glaube schon. Gary, hör zu, ich brauche bestimmte Unterlagen –«
    »Nicht labern! Wir haben keine Zeit. Die haben alle Unte r lagen im Zusammenhang mit der Fabrik aus dem System abgezogen. Da ist nichts mehr drin. Einfach weg. Ich kann dir nicht helfen, Kumpel« Die Schiffssirene dröhnte. Die Motoren der umstehenden Wagen wurden angelassen. »Aber mit diesem Hackerquatsch lasse ich mich nicht drankriegen – und du dich auch nicht! Da, nimm das!« Er streckte den Arm nach vorn und gab Sanders einen Umschlag.
    »Was ist das?«
    »Die Zusammenfassung eines Auftrags, den ich für einen anderen Angehörigen eurer Firma erledigt habe. Für Garvin. Das könntest du morgen früh faxen.«
    »Warum machst du das nicht selbst?«
    »Ich hau’ heute nacht über die Grenze ab. Ich hab’ einen Cousin in British Columbia, bei dem bleibe ich ‘ne Weile. Wenn alles gutgeht, kannst du es mir auf den Anrufbeantworter sprechen.«
    »Gut.«
    »Bleib cool, Kumpel! Morgen ist die Kacke am Dampfen. Da wird sich für einige Leute einiges ändern.«
    Vor ihnen senkte sich mit metallischem Klirren die Rampe. Angestellte des Fährunternehmens winkten die Autos hinaus.
    »Hast du mich überwacht, Gary?«
    »Tja, tut mir leid. Die haben mich dazu gezwungen.«
    »Und wer ist ›A. Friend‹?«
    Bosak lachte auf, öffnete die Tür und stieg aus. »Du übe r raschst mich wirklich, Tom. Kennst du deine Freunde nicht?«
    Die Autos fuhren von der Fähre. Als Sanders sah, daß die Bremslichter des Wagens vor ihm aufleuchteten und der Wagen losrollte, wendete er sich halb um: »Gary –« Aber Bosak war nicht mehr da.
    Er legte den Gang ein und fuhr hinaus.

    O ben an der Auffahrt zum Haus blieb er stehen, um die Post mitzunehmen. Es war eine ganze Menge; er hatte den Kasten seit zwei Tagen nicht geleert. Dann fuhr er den Weg hinunter und stellte den Wagen vor der Garage ab. Er schloß die Vo r dertür auf und trat ein. Das Haus wirkte leer und kalt; es roch nach Zitrone. Wahrscheinlich hatte Consuela geputzt.
    Er ging in die Küche und bereitete die Kaffeemaschine für den Morgen vor. Die Küche wirkte aufgeräumt, die Spielsachen der Kinder waren weg; Consuela war also tatsächlich hiergewesen. Er sah zum Anrufbeantworter hinüber.
    Eine Zahl leuchtete rot auf: 14.
    Sanders spielte die Kassette mit den aufgenommenen Anrufen ab. Der erste stammte von John Levin, der ihn um einen Rückruf bat; es sei dringend. Dann fragte Sally, ob man einen Termin für einen Kinder-Spielnachmittag ausmachen könnte. Die restl i chen Anrufer hatten alle wieder aufgelegt. Er hörte es sich aufmerksam an und fand, daß es jedesmal gleich klang – das leise, für Ferngespräche typische Rauschen, dann das abrupte Klicken beim Auflegen. Immer wieder.
    Irgend jemand versuchte ihn zu erreichen.
    Einer der letzten dieser Anrufe war offenbar durch die Ve r mittlung zustande gekommen, denn eine Frauenstimme säuse l te: »Tut mir leid, es nimmt niemand ab. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?« Darauf erwiderte ein Mann: »Nein.« Schließlich wurde wieder aufgelegt.
    Sanders spulte das Band zurück und hörte sich noch einmal dieses »Nein« an.
    Die Stimme kam ihm bekannt vor. Sie schien einem Auslä n der zu gehören, aber er glaubte sie zu kennen.
    »Nein.«
    Er hörte sich die Stelle mehrmals an, ohne den Sprecher identifizieren zu können.
    »Nein.«
    Einmal glaubte er, ein gewisses Zögern herauszuhören. Oder war es Hast? Er konnte es nicht genau sagen.
    »Nein.«
    Endlich gab er auf, spulte das Band zurück und ging hinauf in sein Büro. Keine Faxe. Der Bildschirm seines Computers war leer. Heute abend kam keine Hilfe von »A. Friend«.
    Er las durch, was Bosak ihm im Auto gegeben hatte. Es war ein einzelnes Blatt, ein an Garvin gerichtetes Memo mit einem zusammengefaßten Bericht über einen Angestellten oder eine Angestellte in Cupertino, dessen oder deren Namen man unleserlich gemacht hatte. Außerdem befand sich in dem Umschlag die Fotokopie einer von Garvin unterschriebenen und an NE Professional Services ausgestellten Rechnung.
    Als Sanders ins Bad ging und sich duschte, war es schon nach Mitternacht. Er drehte das heiße Wasser auf, hielt das Gesicht dicht an den Duschkopf und genoß die stechenden

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