Enthüllung
schob die DAT-Kassette in das Gerät und wandte sich Fernandez zu.
»Werden Sie es mir erklären?« fragte sie.
»Ich hoffe, daß es sich selbst erklärt.«
Auf dem Monitor war zu lesen:
FÜNF SEKUNDEN BIS ZUR
VIDEO-DIREKTVERBINDUNG: DC/C-DC/M
SENDER: A. KAHN
EMPFÄNGER: M. JOHNSON
Dann erschien der in der Fabrik stehende Kahn. Gleich darauf teilte sich das Bild, und man sah Meredith in ihrem Büro in Cupertino.
»Was ist das?« fragte Fernandez.
»Ein aufgezeichnetes Videogespräch, das vorletzte Woche geführt wurde.«
»Ich dachte, alle Aufzeichnungen seien gelöscht worden.«
»Hier waren auch alle gelöscht. Aber es gab ja immer noch jeweils eine Kopie in Kuala Lumpur. Die hat mir ein Freund geschickt.«
Sie richteten ihre Blicke wieder auf den Bildschirm. Arthur Kahn hustete und sagte: »Äh, Meredith, ich mache mir ein wenig Sorgen.«
»Nicht nötig«, erwiderte Meredith.
»Aber wir schaffen es immer noch nicht, entsprechend der Spezifikationen zu produzieren. Zumindest die Druckluftgeräte werden wir gegen bessere auswechseln müssen.«
»Jetzt noch nicht.«
»Aber wir müssen es tun, Meredith.«
»Jetzt noch nicht!«
»Aber diese Geräte sind nicht gut genug. Meredith. Wir dachten, daß sie in Ordnung seien, aber sie sind nicht in Or d nung.«
»Machen Sie sich keine Gedanken darüber.«
Kahn begann zu schwitzen und rieb sich ständig nervös das Kinn. »Über kurz oder lang wird Tom dahinterkommen, Meredith. Er ist nicht dumm, wissen Sie.«
»Wir werden ihn ablenken.«
»Das sagen Sie.«
»Und außerdem hört er sowieso auf.«
Kahn war verdutzt. »Wirklich? Ich glaube nicht, daß er –«
»Sie können es mir glauben. Er wird aufhören. Er wird es geradezu verabscheuen, mit mir zusammenzuarbeiten.«
In Sanders’ Büro beugte Fernandez sich vor und sagte, den Blick starr auf den Bildschirm gerichtet: »Das ist ja wohl nicht zufassen!«
»Aber wieso denn?« fragte Kahn.
»Glauben Sie mir einfach. Es wird so kommen«, erwiderte Meredith. »Tom Sanders wird draußen sein, bevor ich dort meine ersten 48 Stunden absolviert habe.«
»Aber wie können Sie so sicher sein, daß er –«
»Was bleibt ihm denn anderes übrig? Wir haben eine g e meinsame Vergangenheit, Sanders und ich. Jeder in der Firma weiß das. Wenn irgendein Problem auftaucht, wird ihm keiner glauben, und er ist klug genug, das einzusehen. Wenn er jemals wieder arbeiten will, wird er sich mit der ihm angebotenen Abfindung zufriedengeben und die Fliege machen müssen.«
Kahn nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Und dann behaupten wir, Sanders habe die Veränderungen in der Fabrik veranlaßt? Das wird er strikt von sich weisen.«
»Dazu wird es gar nicht erst kommen. Er wird es ja nie e r fahren. Denken Sie doch mal nach, Arthur: Bis dahin ist er doch längst weg.«
»Und wenn nicht?«
»Vertrauen Sie mir. Er wird weg sein. Er ist verheiratet, hat Familie. Er wird abhauen.«
»Aber wenn er mich wegen des Montagebands anruft –«
»Umgehen Sie das Thema einfach, Arthur. Hüllen Sie sich in Schweigen. Sie schaffen das, da bin ich mir ganz sicher. Mit wem bei euch hat Sanders denn sonst noch Kontakt?«
»Mit dem Vorarbeiter manchmal, mit Jafar. Der weiß natü r lich über alles Bescheid. Und er ist ein ehrlicher Mann. Ich fürchte –«
»Schicken Sie ihn in Urlaub.«
»Er war gerade im Urlaub.«
»Dann soll er eben noch mal Urlaub machen, Arthur. Ich brauche hier doch nur eine Woche.«
»Meine Güte«, seufzte Kahn. »Ich weiß wirklich nicht –«
Sie schnitt ihm das Wort ab: »Arthur –«
»Ja, Meredith?«
»Die Zeit ist gekommen, wo die neue Vizedirektorin regi s triert, wer ihr welchen Gefallen erweist, für den sie sich in der Zukunft revanchieren kann …«
»Ja, Meredith.«
»Das wär’s.«
Meredith und Arthur verschwanden. Man sah noch ein paar weiße Streifen, dann wurde der Bildschirm schwarz.
»Das war von ihr zu erwarten«, sagte Fernandez.
Sanders nickte. »Sie glaubte nicht, daß die Veränderungen ins Gewicht fallen würden, weil sie keine Ahnung von Produk t herstellung hat. Ihr ging es nur um die Kosteneinsparungen. Aber sie wußte, daß die an der Fabrik vorgenommenen Verä n derungen bis zu ihr zurückverfolgt werden können, deshalb wollte sie mich loswerden, indem sie versuchte, mich zum Kündigen zu bringen. Dann wäre es ihr ein leichtes gewesen, mir die Probleme mit der Fabrik in die Schuhe zu schieben.«
»Und Kahn hat mitgemacht.«
Sanders
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