Enthüllung
nicht.«
»Nicht mal ein kleines bißchen?«
Wieder seufzte er auf.
»Bist du ganz sicher, daß du es nicht willst?« fragte sie n e ckisch. »Ganz, ganz sicher?« Und dann kroch sie unter die Bettdecke.
Er griff nach unten und hielt ihren Kopf mit beiden Händen fest. »Bitte, Susan! Hör schon auf!«
Sie kicherte. »Es ist erst halb neun. So müde kannst du doch noch gar nicht sein.«
»Bin ich aber.«
»Das werden wir ja sehen …«
»Verdammt noch mal, Susan! Ich bin nicht in der Stimmung!«
»Schon gut, schon gut.« Sie ließ ihn los. »Aber ich frage mich wirklich, warum du dich mit After-shave einreibst, wenn du gar nicht interessiert bist.«
»Verdammt noch mal!«
»Und überhaupt – wir schlafen sowieso kaum mehr mite i nander.«
»Das liegt daran, daß du ständig auf Reisen bist.« Es war ihm herausgerutscht.
»Ich bin nicht ständig auf Reisen!«
»Du bist mehrere Nächte pro Woche nicht zu Hause.«
»Das ist nicht ›ständig auf Reisen‹. Und außerdem ist das mein Job. Ich dachte, du würdest mich in meiner Arbeit unte r stützen.«
»Ich unterstütze dich sehr wohl.«
»Herumnörgeln ist etwas anderes als mich unterstützen.«
»Jetzt reicht es aber, verdammt noch mal!« sagte Sanders. »Jedesmal, wenn du nicht in Seattle bist, komme ich früher heim, esse mit den Kindern Abendbrot und kümmere mich um alles, damit du möglichst wenig Arbeit hast und dir keine Sorgen machen mußt –«
» Manchmal «, sagte sie. »Und manchmal bleibst du abends ewig im Büro, und die Kinder werden die halbe Nacht von Consuela beaufsichtigt –«
»Ich habe eben auch einen Job –«
»Also erspar mir dieses Gerede, du würdest dich um alles kümmern! Du bist nicht annähernd so viel zu Hause wie ich – ich bin hier diejenige, die zwei Jobs hat, und die meiste Zeit tust du nichts anderes als das, wozu du Lust hast, genau wie jeder andere beschissene Mann auf der Welt!«
»Susan …«
»Mein Güte – hin und wieder kommt er mal ein bißchen früher heim, und gleich spielt er sich zum Märtyrer auf …« Sie setzte sich hin und knipste ihre Nachttischlampe an. »Jede Frau, die ich kenne, arbeitet härter als ein Mann.«
»Susan, ich will jetzt nicht streiten.«
»Na klar, jetzt bin wieder ich an allem schuld! Ich bin diej e nige, die ein Problem hat, was? Scheißmänner !«
Er war zwar müde, aber die Wut gab ihm wieder Energie. Plötzlich fühlte er sich stark. Er stieg aus dem Bett und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Was hat das damit zu tun, ob man ein Mann ist oder nicht? Kriegen wir jetzt wieder mal zu hören, wie unterdrückt du bist?«
»Hör mal gut zu«, sagte sie und setzte sich noch aufrechter hin. »Frauen sind unterdrückt. Das ist eine Tatsache.«
»Ach, wirklich? Wie wirst du denn unterdrückt? Du wäschst nie Wäsche, du kochst nie eine Mahlzeit. Du wischst nie den Boden. Du hast jemanden, der das für dich macht. Du hast jemanden, der alles für dich tut. Du hast jemanden, der deine Kinder in die Schule bringt, und jemanden, der sie abholt. Du bist Anwältin in einer Sozietät, verdammt noch mal – du bist ungefähr genauso unterdrückt wie Leona Helmsley.«
Sie sah ihn erstaunt an. Er wußte, warum: Susan hatte ihre flammende Rede über die Unterdrückung der Frauen schon oft gehalten, aber noch nie hatte er ihr widersprochen. Im Lauf der Zeit und durch zahlreiche Wiederholungen waren ihre Ansic h ten zu einer innerhalb ihrer Ehe akzeptierten Meinung gewo r den. Jetzt aber äußerte er eine andere Ansicht, was einer Änderung der Regeln gleichkam.
»Ist ja nicht zu fassen. Ich dachte immer, du wärst anders.« Sie musterte ihn mitleidig mit ihrem typischen vernünftigen Blick. »Du führst dich so auf, weil eine Frau deinen Job bekommen hat, stimmt’s?«
»Auf was willst du denn jetzt hinaus – auf das schwache männliche Ego oder was?«
»Es stimmt doch – du fühlst dich bedroht.«
»Nein, ich fühle mich nicht bedroht. Das ist totaler Quatsch. Wer hat denn hier das schwache Ego? Dein Ego ist so verdammt schwach, daß du nicht mal eine Zurückweisung im Bett ve r kraftest, ohne sofort Streit zu suchen.«
Das saß. Er sah es sofort: Sie wußte nichts zu erwidern. Sie saß stirnrunzelnd da und starrte ihn grimmig an.
»Verdammt noch mal!« sagte er und wandte sich zum Gehen.
» Du hast diesen Streit begonnen«, sagte sie.
Er drehte sich um. »Stimmt nicht!«
»Doch, es stimmt. Du hast mit dem ›ständig auf Reisen‹ angefangen.«
»Nein. Du hast
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