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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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für die Kinder. Kinder brauchten Platz zum Herumtollen und zum Spielen.
    Er gähnte. Nein, jetzt würde sie bestimmt nicht mehr heru n terkommen. Er mußte warten bis morgen früh. Er wußte, wie es wieder laufen würde: Er würde als erster aufstehen, ihr eine Tasse Kaffee machen und sie ihr ans Bett bringen. Dann würde er sich entschuldigen, und sie würde zu ihm sagen, daß es ihr auch leid tue, dann würden sie einander umarmen, und er würde sich anziehen und in die Arbeit gehen. Und damit war die Sache dann erledigt.
    Er stieg im Dunkeln die Treppe in den ersten Stock hinauf und öffnete die Schlafzimmertür. Susan atmete tief und ruhig. Er schlüpfte ins Bett und drehte sich auf seine Seite. Und dann schlief er ein.

DIENSTAG

A m Morgen regnete es. Wahre Wassermassen klatschten gegen die Fenster der Fähre. Sanders stand in der Schlange um Kaffee an und überlegte, wie der Tag wohl werden würde, als er aus den Augenwinkeln Dave Benedict auf sich zukommen sah. Rasch drehte er sich um, aber es war schon zu spät. Benedict rief: »He, alter Knabe!« und winkte ihm zu. Sanders war an diesem Morgen ganz und gar nicht in der Stimmung, über DigiCom zu plaudern.
    Im letzten Augenblick rettete ihn ein Anruf. Das Telefon in seiner Tasche begann zu piepsen. Sanders wandte sich ab, um unbehelligt sprechen zu können.
    »Der absolute Hammer, Tommy-Boy!« Es war Eddie Larson aus Austin.
    »Was ist denn, Eddie?«
    »Dieser Erbsenzähler, den die uns aus Cupertino geschickt haben, du weißt schon – also, hör gut zu: Inzwischen sind es acht! Jenkins und McKay, Unabhängige Wirtschaftsprüfer, Dallas. Die stürzen sich auf sämtliche Bücher wie die Kake r laken, wirklich auf alles: Forderungen, Verbindlichkeiten, Aktiva und Passiva, das laufende Geschäftsjahr bis zum heut i gen Tag, einfach alles! Und jetzt verfolgen sie alles Jahr für Jahr bis ‘89 zurück!«
    »Wirklich? Die bringen alles durcheinander?«
    »Das kannst du mir glauben. Die Mädchen haben nicht mal mehr Platz, um sich hinzusetzen und Anrufe entgegenzune h men. Außerdem ist alles von ‚91 an in der Innenstadt gelagert.
    Wir haben es zwar hier auf Mikrofiche, aber die Herren legen Wert auf die Originaldokumente, wollen Papier sehen. Ko m mandieren uns herum. Die haben schon einen ganz schrägen Blick vor lauter Paranoia. Behandeln uns wie Diebe oder so, wollen uns unbedingt drankriegen. Das Ganze ist eine einzige Frechheit!«
    »Geht nicht anders«, sagte Sanders. »Ihr müßt tun, was sie euch sagen.«
    »Was mich wirklich ankotzt«, fuhr Eddie fort, »ist, daß heute nachmittag noch mal sechs von der Sorte reinschneien sollen. Die führen nämlich obendrein eine vollständige Inventur der Fabrik durch – alles, von den Büromöbeln bis hin zu den Druckluftpressen entlang der Fertigungsstraße. Einer von den Kerlen geht gerade die ganze Fertigungsstraße ab, bleibt an jedem Arbeitsplatz stehen und fragt: ›Wie nennt man diesen Gegenstand? Wie buchstabiert man das? Wer stellt es her? Wie lautet die Modellnummer? Wie alt ist es? Wo ist die Seriennummer?‹ Wenn du mich fragst, können wir die Produktion gleich für den Rest des Tages einstellen, verdammt noch mal!«
    Sanders verzog das Gesicht. »Eine Inventur führen die durch?«
    »Zumindest nennen sie es so. Aber was die machen, geht über jede Inventur hinaus, von der ich je gehört habe. Die Typen haben mal drüben bei Texas Instruments oder so gearbeitet, und eines muß ich ihnen lassen: Sie wissen, wovon sie reden. Heute morgen kam einer dieser Jenkins-Leute zu mir und fragte mich, welche Art Glas wir in den Deckenluken haben. ›Welche Art Glas?‹ frage ich ihn – ich dachte, der Kerl will mich verarschen. Da sagt er doch glatt: ›Ja. Ist es Corning 247 oder 247/9‹ – so was in der Art. Das sind verschiedene Sorten UV-Glas. UV-Strahlen können nämlich Chips während der Fertigung beschädigen. ›Tja‹, meint der Typ, ›wenn eure S.p.a. über 220 liegen, wird es gefährlich.‹ Das sind Sonnentage per annum. Hast du das schon mal gehört?«
    Sanders’ Gedanken aber kreisten noch um die Frage, was es zu bedeuten hatte, daß jemand – entweder Garvin oder die Leute von Conley-White – eine Inventur der Firma anordnete. No r malerweise wurde eine Inventur nur dann gefordert, wenn man die Fabrik zu verkaufen beabsichtigte. Dann war eine Inventur unumgänglich. Man mußte die Abschreibungen zum Zeitpunkt der Vermögensübertragung auflisten, und –»Bist du noch dran, Tom?«
    »Ja,

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