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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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dich darüber beklagt, daß wir nicht oft genug miteinander schlafen.«
    »Ich habe mich nicht beklagt, ich habe eine Aussage darüber getroffen.«
    »Himmel! Warum habe ich bloß eine Anwältin geheiratet?«
    »Und außerdem ist dein Ego schwach.«
    »Willst du über schwache Egos reden, Susan? Du hast derart wenig Selbstbewußtsein, daß du dich heute morgen für den Kinderarzt schönmachen mußtest!«
    »Ah, da haben wir es ja schon! Na, endlich! Du bist eben doch noch sauer, weil du wegen mir zu spät ins Büro gekommen bist. Was soll das? Glaubst du, du hast den Job nicht gekriegt, weil du zu spät gekommen bist?«
    »Nein«, sagte er, »ich habe den Job nicht –«
    »Du hast den Job deshalb nicht bekommen, weil Garvin ihn dir nicht gegeben hat. Du hast das Spiel nicht gut genug gespielt, eine andere hat es besser gespielt. Das ist der Grund: Eine Frau hat das Spiel besser gespielt.«
    Zitternd vor Wut, unfähig, noch ein Wort zu sagen, machte Sanders auf der Stelle kehrt und verließ das Schlafzimmer.
    »Ja, genau, hau nur ab!« rief Susan ihm nach. »Geh nur! Das tust du ja immer. Hau nur ab! Verteidige dich nicht! Du willst es nicht hören, Tom, aber es ist die Wahrheit: Daß du den Job nicht bekommen hast, kannst du niemand anderem zuschreiben als dir selbst.«
    Er knallte die Tür zu.

    E r saß in der dunklen Küche. Um ihn herum war alles still, nur der Kühlschrank brummte. Durch das Küchenfenster sah er zwischen den Fichten den Mond über der Bucht.
    Er überlegte, ob Susan wohl zu ihm herunterkommen würde, aber sie kam nicht. Er stand auf und ging unruhig auf und ab. Nach einer Weile fiel ihm ein, daß er nichts gegessen hatte. Er öffnete den Kühlschrank und blinzelte in das Licht. Das Ding quoll fast über von Babynahrung, großen Saftkartons, Baby Vitaminen und Flaschen mit Babymilch. Auf der Suche nach einem Stück Käse oder einem Bier wühlte er zwischen den Sachen herum, aber außer einer von Susans Cola-Light-Dosen konnte er nichts finden.
    Mein Gott, dachte er, früher war das anders. Früher war sein Kühlschrank immer mit Tiefkühlkost und Chips und Dips und mit jeder Menge Bier vollgestopft gewesen. In seiner Jungg e sellenzeit.
    Er nahm das Cola Light heraus. Eliza begann nun auch schon, das Zeug zu trinken. Er hatte Susan hundertmal gesagt, wie sehr es ihm gegen den Strich ging, wenn die Kinder künstlich gesüßte Getränke zu sich nahmen. Sie sollten gesunde Sachen essen und trinken. Richtige Sachen. Aber Susan hatte keine Zeit, und Consuela zeigte sich in bezug auf Ernährung völlig gleichgültig. Die Kinder aßen allen möglichen Mist. Er fand das nicht gut. Er jedenfalls war nicht so aufgezogen worden.
    Nichts zu essen da. In seinem eigenen verdammten Küh l schrank war nichts für ihn zu essen da. Hoffnungsvoll hob er den Deckel von einer Tupperware-Dose und fand ein angebissenes Sandwich mit Erdnußbutter und Marmelade. An einer Seite waren deutlich die Abdrücke von Elizas Zähnchen zu sehen. Er nahm das Sandwich, drehte es um und versuchte festzustellen, wie alt es wohl war. Schimmelig war es jedenfalls nicht.
    Ach, was soll’s, dachte er und machte sich im Licht des g e öffneten Kühlschranks über den Rest von Elizas Sandwich her. Als er sein Spiegelbild im Glaseinsatz des Backofens sah, erschrak er ein bißchen. »Noch so ein privilegierter Angehöriger des Patriarchats, der sich auf seinem Landsitz als Herr aufspielt …«
    Verdammt noch mal, dachte er, woher schnappten die Frauen nur immer diesen Quatsch auf?
    Er vertilgte das Sandwich und rieb sich die Krümel von den Händen. Die Wanduhr zeigte Viertel nach neun. Susan ging immer früh zu Bett. Offensichtlich würde sie heute abend nicht mehr herunterkommen und sich mit ihm versöhnen. Sie tat es fast nie. Immer blieb es ihm überlassen, die Versöhnung einzuleiten. Er öffnete einen Milchkarton und trank daraus; dann stellte er ihn auf den Drahtboden zurück. Er schloß die Kühlschranktür. Es war wieder dunkel.
    Er ging zum Spülbecken, wusch sich die Hände und trocknete sie an einem Geschirrtuch ab. Jetzt, nachdem er ein bißchen gegessen hatte, war seine Wut nicht mehr so stark. Müdigkeit überkam ihn. Er warf noch einen Blick aus dem Fenster und sah durch die Bäume hindurch die Lichter einer Fähre, die sich in westlicher Richtung auf Bremerton zubewegte. Die Abg e schiedenheit auf der Insel gehörte zu den Dingen, die er an diesem Haus schätzte. Es war von einem kleinen Grundstück umgeben, das war gut

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