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Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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anzeigen?
    Als Blackburn ihm das sagte, hatte Sanders keinen Gedanken daran verschwendet. Auch Louise Fernandez war nicht mi ß trauisch geworden. Und doch war es eine Tatsache, daß Mer e dith’ Weigerung, Anzeige zu erstatten, überhaupt keinen Sinn ergab. Sie hatte ihn bereits denunziert – warum ihn also nicht auch anzeigen? Warum nicht konsequent handeln?
    Wir können die Sache ganz diskret regeln, rein intern. Das wird für alle das beste sein.
    Vielleicht hatte Blackburn es ihr ausgeredet. Blackburn war immer so um Äußerlichkeiten besorgt.
    Wir können die Sache diskret regeln.
    Aber Sanders glaubte nicht, daß es so gewesen war. Denn auch eine formelle Beschuldigung konnte diskret und firme n intern behandelt werden.
    Und von Meredith’ Standpunkt aus hätte eine formelle B e schuldigung große Vorteile mit sich gebracht: Sanders war unter den Angestellten von DigiCom sehr beliebt. Er gehörte der Firma schon lange an. Wenn sie es sich zum Ziel gesetzt hatte, ihn loszuwerden, ihn nach Texas zu verbannen, warum sollte sie dann nicht das unvermeidliche Betriebsgemurre entschärfen, indem sie die Beschwerde offiziell machte und in aller Ruhe abwartete, bis sie sich ihren Weg durch den Firmenklatsch gebahnt hatte?
    Je länger Sanders darüber nachdachte, um so mehr wuchs seine Überzeugung, daß es nur eine einzige Erklärung gab: Meredith würde ihn nicht anzeigen, weil sie es gar nicht konnte.
    Sie konnte es nicht, weil sie irgend etwas daran hinderte.
    Irgend etwas anderes, auf das sie Rücksicht nehmen mußte.
    Irgend etwas anderes lief da noch.
    Wir können die Sache diskret regeln.
    Allmählich sah er alles in einem ganz neuen Licht. Bei dem Gespräch vorhin hatte Blackburn ihn in Wahrheit weder abschätzig behandelt noch für unglaubwürdig gehalten: Blackburn war vor ihm gekrochen.
    Blackburn hatte Angst.
    Wir können die Sache diskret regeln. Das wird für alle das beste sein.
    Was sollte das heißen – für alle das beste?
    Welches Problem hatte Meredith?
    Welches Problem konnte sie haben?
    Er zog sein Telefon hervor, rief United Airlines an und buchte drei Rückflugtickets nach Phoenix.
    Dann rief er seine Frau an.

    D u verdammtes Arschloch!« zischte Susan. Sie saßen in einer Ecke im Il Terrazzo . Es war zwei Uhr nachmittags und das Lokal fast leer. Susan hatte ihn eine halbe Stunde lang angehört, ohne ein einziges Mal zu unterbrechen oder einen Kommentar abzugeben. Er hatte ihr alles über die Vorfälle bei seinem Treffen mit Meredith erzählt und auch alles, was sich an diesem Vormittag zugetragen hatte: die Sitzung mit Conley-White, das Gespräch mit Phil und das mit Louise Fernandez. Jetzt war er mit seiner Geschichte am Ende. Susan starrte ihn an.
    »Du bringst es noch so weit, daß ich dich verachte, weißt du das? Du Arschloch – warum hast du mir nicht erzählt, daß sie deine Exfreundin ist?«
    »Ich weiß nicht. Ich wollte nicht darüber reden.«
    »Du wolltest nicht darüber reden? Adele und Mary Anne telefonieren den ganzen Tag mit mir und wissen es, und ich nicht! Das ist einfach demütigend, Tom!«
    »Na ja«, sagte er kleinlaut, »du weißt doch, daß du dich in letzter Zeit sowieso schon ziemlich viel aufregst, und da –«
    »Hör bloß mit diesem Quatsch auf, Tom!« fuhr sie ihn an. »Mit mir hat das nicht das geringste zu tun. Du hast es mir nicht erzählt, weil du es nicht erzählen wolltest.«
    »Susan, das ist nicht –«
    »Doch, das ist der Grund, Tom. Ich habe dich gestern abend nach ihr gefragt. Du hättest darüber reden können, wenn du nur gewollt hättest. Aber du wolltest ja nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Arschloch! Ich kann einfach nicht fassen, was für ein Arsch du bist! Du hast unglaublichen Mist gebaut. Ist dir überhaupt klar, welchen Mist du da gebaut hast?«
    »Ja«, sagte er mit hängendem Kopf.
    »Spiel mir jetzt bloß nicht den reuigen Sünder vor, du Arsch!«
    »Es tut mir leid.«
    »Leid tut es dir? Das kannst du einer anderen erzählen. Mein Gott! Ich fasse es einfach nicht! Du hast die Nacht mit deiner beschissenen Freundin verbracht!«
    »Ich habe nicht die Nacht mit ihr verbracht. Und meine Freundin ist sie auch nicht.«
    »Was soll das heißen? Sie war doch dein großer Schwarm!«
    »Sie war nie mein ›großer Schwarm‹.«
    »Ach, nein? Und warum hast du mir dann nichts von ihr erzählt?« Sie schüttelte den Kopf. »Beantworte mir nur eine einzige Frage: Hast du’s mit ihr getrieben oder nicht?«
    »Nein.«
    Sie betrachtete ihn

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