Enthüllung
unverbindlich.«
»Trotzdem. Es würde bedeuten, daß der gegnerischen Seite noch vor Prozeßbeginn alle für den Rechtsstreit bedeutsamen Tatsachen und Urkunden offengelegt würden. Ich sehe keinen Grund, warum wir das freiwillig zulassen sollten.«
»Und er meinte, Sie könnten dabeisein.«
»Selbstverständlich kann ich dabeisein, Mr. Sanders. Das ist kein Zugeständnis. Ihr Anwalt muß die ganze Zeit hindurch anwesend sein, sonst ist die Schlichtung ungültig.«
»Das sind die drei Namen, die er mir als in Frage kommende Schlichter genannt hat.« Sanders gab ihr die Liste.
Sie warf nur einen kurzen Blick darauf. »Die üblichen G e stalten. Die eine von ihnen ist besser als die beiden anderen. Aber ich denke trotzdem nicht, daß wir –«
»Er will, daß die Schlichtung morgen über die Bühne geht.«
»Morgen?« Fernandez sah ihn an und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. »Mr. Sanders, ich bin weiß Gott für einen zügigen Ablauf, aber das ist geradezu lächerlich. Wir können unmöglich bereits morgen soweit sein. Und, wie gesagt, ich empfehle Ihnen die Schlichtung auf keinen Fall. Gibt es da etwas, das ich noch nicht weiß?«
»Ja.«
»Raus damit!«
Er zögerte.
»Jede Ihrer Äußerungen mir gegenüber fällt unter meine Schweigepflicht und wird streng vertraulich behandelt.«
»Na gut. DigiCom wird demnächst von einem New Yorker Unternehmen namens Conley-White aufgekauft.«
»Dann sind diese Gerüchte also wahr …«
»Ja«, sagte Sanders. »Sie wollen die Fusion am Freitag wä h rend einer Pressekonferenz verkünden. Und ebenfalls am Freitag soll Meredith Johnson offiziell zur neuen stellvertr e tenden Direktorin der Firma ernannt werden.«
»Ich verstehe. Deshalb hat Phil es so eilig.«
»Ja.«
»Ihre Klage stellt für ihn ein unmittelbares und sehr ernstes Problem dar.«
Sanders nickte. »Sagen wir mal so: Meine Klage kommt in einem äußerst heiklen Augenblick.«
Fernandez schwieg eine Weile und musterte ihn über den Rand ihrer Lesebrille hinweg. »Ich habe Sie falsch eingeschätzt, Mn Sanders. Ich hatte den Eindruck, Sie seien ein zaghafter Mensch.«
»Man zwingt mich, zu tun, was ich jetzt tun werde.«
»Wirklich?« Sie musterte ihn noch einmal. Dann drückte sie auf eine Taste der Sprechanlage. »Bob, lesen Sie mir doch mal bitte meine Termine für morgen vor. Ich muß ein paar streichen. Und sagen Sie Herb und Alan, sie sollen bitte in die Kanzlei kommen. Sagen Sie ihnen, sie sollen alles stehen-und liege n lassen. Das hier ist jetzt wichtiger.« Sie schob die Papiere auf ihrem Schreibtisch zur Seite. »Stehen alle auf dieser Liste aufgeführten Schlichter zur Verfügung?«
»Ich nehme es an.«
»Ich werde Helen Murphy anfordern. Richterin Murphy. Sie wird Ihnen nicht gefallen, aber sie ist besser als die anderen. Ich werde versuchen, die Schlichtung für den Nachmittag anzub e raumen. Die Zeit bis dahin brauchen wir. Wenn es nicht geht, können wir immer noch dem späten Vormittag zustimmen. Sind Sie sich des Risikos bewußt, das Sie eingehen? Ich denke schon. Sie haben beschlossen, ein äußerst gefährliches Spiel zu spielen.« Sie betätigte noch einmal die Sprechanlage. »Bob? Sagen Sie Roger Rosenberg ab und dann noch den Termin mit Ellen um sechs. Rufen Sie meinen Mann an und sagen Sie ihm, daß ich nicht zum Abendessen heimkomme.« Sie warf Sanders einen Blick zu. »Sie übrigens auch nicht. Wollen Sie Ihre Frau verständigen?«
»Meine Frau und die Kinder fliegen heute abend nach Pho e nix.«
Sie hob die Augenbrauen. »Sie haben ihr alles erzählt?«
»Ja.«
»Es ist Ihnen wirklich ernst, was?«
»Ja«, antwortete er. »Es ist mir ernst.«
»Gut. Das wird auch nötig sein. Ich möchte Ihnen ganz offen folgendes sagen, Mr. Sanders: Sie haben sich auf etwas eing e lassen, das den Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens sprengt. Im Prinzip läuft es darauf hinaus, daß Sie gewaltigen Druck ausüben.«
»Ja, das stimmt.«
»Zwischen heute und Freitag werden Sie sich in einer Position befinden, in der Sie Ihre Firma beträchtlich unter Druck setzen können.«
»Allerdings.«
»Und Ihre Firma Sie, Mr. Sanders. Darauf können Sie Gift nehmen …«
W enig später saß Sanders in einem Konferenzraum fünf eifrig mitschreibenden Menschen gegenüber. Rechts neben Fernandez saß eine junge Anwältin namens Eileen, links neben ihr ein junger Anwalt namens Richard. Außerdem befanden sich noch zwei Ermittler im Raum. Alan und Herb – groß und gutauss e hend der eine,
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