Enthüllung
wird und nicht zurückgeholt werden kann!«
»Okay.«
»Es empfiehlt sich, das gleiche auch daheim zu tun. Ihre Schubladen und Aktenordner und Computer.«
»Okay.« Daheim? dachte er. Würden sie wirklich in sein Haus einbrechen?
»Wenn Sie heikles Material haben, das Sie unbedingt spe i chern wollen, bringen Sie es hierher und geben Sie es Richard«, sagte Fernandez und deutete auf den jungen Anwalt. »Er wird es in einem Safe für Sie aufbewahren. Erzählen Sie mir nicht, was es ist. Ich will nichts darüber wissen.«
»Okay.«
»So. Jetzt zum Telefon. Von nun an benützen Sie für heikle Anrufe weder den Geschäftsapparat noch Ihr Handy noch Ihr Privattelefon daheim. Führen Sie alle Gespräche von öffentl i chen Fernsprechern aus und lassen Sie die Gebühr nicht über eine Kundenkreditkarte Ihrer Telefongesellschaft abbuchen, auch nicht über Ihre private Karte. Besorgen Sie sich eine Rolle Vierteldollarmünzen und zahlen Sie bar.«
»Halten Sie das wirklich für notwendig?«
»Ich weiß, daß es notwendig ist. So, und jetzt zu etwas and e rem. Haben Sie jemals, seit Sie bei dieser Firma angestellt sind, irgend etwas gesagt oder getan, das man als nicht ganz sauber bezeichnen könnte?« Sie sah ihm über die Brillengläser hinweg in die Augen.
Er zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht …«
»Irgend etwas? Haben Sie vielleicht bei Ihrer Bewerbung in der Beschreibung Ihrer Qualifikation übertrieben? Haben Sie mal einen Angestellten von einem Tag auf den anderen gefe u ert? Gab es jemals irgendwelche Untersuchungen hinsichtlich Ihres Verhaltens oder Ihrer Entscheidungen? Waren Sie jemals Objekt einer innerbetrieblichen Untersuchung?
Und selbst wenn dies nie der Fall war: Haben Sie, Ihres Wissens nach, jemals irgend etwas nicht den Vorschriften Entsprechendes getan, egal wie geringfügig oder scheinbar belanglos es gewesen sein mag?«
»Meine Güte, es waren zwölf Jahre insgesamt!«
»Denken Sie darüber nach, während Sie in Ihrem Büro au f räumen. Ich muß alles wissen, was die Firma zu Ihren U n gunsten ausgraben könnte. Denn wenn sie es können, dann werden sie es auch tun.«
»Okay.«
»Und noch etwas: Ihrer Erzählung entnehme ich, daß niemand in der Firma genau weiß, warum Meredith Johnson einen so bemerkenswerten und rasanten Aufstieg in die Führungsspitze genommen hat.«
»Ja, das stimmt.«
»Finden Sie’s raus!«
»Das wird nicht einfach sein«, sagte Sanders. »Alle reden darüber, aber keiner scheint etwas zu wissen.«
»Für alle anderen ist das nur Klatsch«, sagte Louise Ferna n dez, »aber für Sie ist es lebenswichtig. Wir müssen herausfi n den, welche Beziehungen sie hat und warum sie diese Bezi e hungen knüpfen konnte. Wenn wir das wissen, können wir es schaffen. Wenn nicht, dann werden sie uns wahrscheinlich in der Luft zerreißen, Mr. Sanders.«
U m 18 Uhr war er wieder im DigiCom-Gebäude. Cindy räumte gerade ihren Schreibtisch auf, um dann nach Hause zu gehen.
»Irgendwelche Anrufe?« fragte er, als er sein Büro betrat.
»Nur einer.« Ihre Stimme klang gepreßt.
»Von wem?«
»Von John Levin. Er sagte, es sei wichtig.« Levin war le i tender Angestellter einer Zulieferfirma für Festplatten. Was immer Levin von ihm wollte, es konnte warten.
Sanders sah Cindy an. Sie wirkte angespannt, schien kurz davor, in Tränen auszubrechen.
»Stimmt irgendwas nicht?«
»Nein. War ein langer Tag.« Ein Achselzucken; demonstr a tive Gleichgültigkeit.
»Gibt es irgendwas, das ich wissen sollte?«
»Nein. Es war ruhig heute. Außer dem einen kam kein einz i ger Anruf für Sie.« Sie zögerte. »Tom, Sie sollen wissen, daß ich nicht glaube, was sie alle sagen!«
»Was sagen denn alle?«
»Das mit Meredith Johnson.«
»Was ist mit ihr?«
»Daß Sie sie sexuell belästigt haben.«
Kaum war der Satz draußen, verstummte sie. Ihre Blicke tasteten sich über sein Gesicht. Sanders spürte ihre Unsicherheit, und ihr Unbehagen übertrug sich auf ihn, als ihm bewußt wurde, daß diese Frau, mit der er viele Jahre zusammengearbeitet hatte, jetzt unverhohlen zeigte, wie wenig Vertrauen sie in ihn setzte.
»Es ist nicht wahr, Cindy«, sagte er mit fester Stimme.
»Okay. Ich habe es nicht geglaubt. Andererseits sagen alle –«
»Es ist nicht mal ein Körnchen Wahrheit daran.«
»Okay. Gut.« Sie nickte und legte den Terminkalender in die Schreibtischschublade. Sie schien es eilig zu haben. »Brauchen Sie mich hier noch?«
»Nein.«
»Gute Nacht, Tom.«
»Gute
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