Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enthüllung

Enthüllung

Titel: Enthüllung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
der andere gedrungen und pockennarbig; Herb trug eine Kamera um den Hals.
    Fernandez hatte Sanders gebeten, seine Geschichte noch einmal zu erzählen, und zwar in aller Ausführlichkeit. Sie unterbrach ihn häufig, um ihm Fragen zu stellen und Uhrzeiten, Namen und besondere Details schriftlich festzuhalten.
    Die beiden anderen Anwälte sprachen kein Wort, obwohl Sanders den starken Eindruck hatte, daß die junge Frau ihm nicht wohlgesinnt war. Auch die zwei Ermittler schwiegen meist; nur als ganz bestimmte Punkte zur Sprache kamen, stellten sie Zwischenfragen. Als Sanders beispielsweise Mer e dith’ Sekretärin erwähnte, sagte Alan, der Hübschere: »Wie war der Name noch mal?«
    »Betsy Ross. Wie die mit der Flagge.«
    »Sie arbeitet im fünften Stock?«
    »Ja.«
    »Um welche Zeit geht sie normalerweise heim?«
    »Gestern war es Viertel nach sechs.«
    »Vielleicht unterhalte ich mich mal mit ihr. Komme ich u n gehindert in den fünften Stock?«
    »Nein. Alle Besucher müssen sich an der Rezeption in der Lobby im Erdgeschoß anmelden.«
    »Und wenn ich ein Paket abzugeben habe? Würde Betsy ein Paket entgegennehmen?«
    »Nein. Pakete werden zentral entgegengenommen.«
    »Okay. Wie wäre es mit Blumen? Würden die direkt geliefert werden?«
    »Ja, ich glaube schon. Sie meinen Blumen für Meredith oder so?«
    »Ja«, sagte Alan.
    »Ich glaube, die könnten Sie persönlich abgeben.«
    »Sehr gut«, sagte Alan und machte sich eine Notiz.
    Ein zweites Mal unterbrachen sie ihn, als er von der Putzfrau sprach, die er beim Verlassen von Meredith’ Büro gesehen hatte.
    »DigiCom beschäftigt eine Reinigungsfirma?«
    »Ja. AMS – American Management Services. Die haben ihren Sitz drüben in der –«
    »Wir kennen die Firma. In der Boyle Street. Um welche Zeit betritt der Reinigungstrupp das Gebäude?«
    »Normalerweise gegen 19 Uhr.«
    »Diese Frau kannten Sie also nicht. Geben Sie uns mal eine Beschreibung von ihr.«
    »Ungefähr 40. Schwarz. Sehr schlank, fast hager. Graues Haar, ziemlich stark gelockt.«
    »Groß? Klein?«
    Sanders zuckte mit den Achseln. »Mittelgroß.«
    »Das ist nicht gerade viel«, sagte Herb. »Können Sie uns nicht mehr über sie sagen?«
    Sanders zögerte. Er dachte nach. »Nein. Ich habe sie ja gar nicht richtig gesehen.«
    »Schließen Sie die Augen!« sagte Fernandez.
    Er schloß die Augen.
    »Jetzt holen Sie tief Luft, und dann versetzen Sie sich zurück. Es ist jetzt gestern abend. Sie sind in Meredith’ Büro gewesen, die Tür war über eine Stunde lang zu, die Vorfälle in diesem Büro liegen hinter Ihnen, jetzt treten Sie aus dem Raum hinaus … Wie läßt sich die Tür öffnen – nach außen oder nach innen?«
    »Nach innen.«
    »Sie öffnen also die Tür … Sie gehen hinaus … Schnell oder langsam?«
    »Ich gehe schnell.«
    »Sie betreten das Vorzimmer … Was sehen Sie dort?«
    Durch die Tür, ins Vorzimmer; der Aufzug ist direkt gege n über. Aufgelöst, fassungslos. Er kann nur hoffen, daß ihn niemand so sieht. Er wirft einen Blick nach rechts auf Betsy Ross’ Schreibtisch: sauber aufgeräumt, der Stuhl an die Schreibtischkante geschoben. Notizblock. Plastikhülle über dem Computer. Die Schreibtischlampe brennt noch.
    Der Blick schweift nach links; am Schreibtisch der zweiten Sekretärin steht eine Putzfrau, den großen grauen Rein i gungswagen dicht neben sich. Die Putzfrau hebt gerade einen Papierkorb, um ihn in den Plastiksack zu entleeren, der an einer Kante des Wagens herabhängt. Die Frau erstarrt inmitten ihrer Bewegung und mustert ihn neugierig. Er fragt sich, wie lange sie wohl schon hier ist und was sie aus dem Inneren des Büros gehört haben könnte. Aus einem winzigen Radio auf dem Reinigungswagen ertönt Musik.
    »Dafür mache ich dich kalt, du Schwein!« ruft Meredith ihm nach.
    Die Putzfrau hört es. Er wendet verlegen den Blick ab und eilt zum Aufzug. Panik überkommt ihn. Er drückt auf den Knopf.
    »Sehen Sie die Frau vor sich?« fragte Fernandez.
    »Ja. Aber es ging alles so schnell … Und ich wollte sie nicht ansehen.« Sanders schüttelte den Kopf.
    »Wo sind Sie jetzt? Vor dem Aufzug?«
    »Ja.«
    »Können Sie die Frau sehen?«
    »Nein. Ich wollte sie nicht noch mal ansehen.«
    »Gut. Gehen Sie zurück. Nein, nein, lassen Sie die Augen zu! Wir machen es noch einmal. Holen Sie tief Luft, lassen Sie die Luft langsam ausströmen … Gut. Diesmal werden Sie alles in Zeitlupe sehen, wie in einem Film. So … Sie kommen jetzt durch die Tür … Schildern

Weitere Kostenlose Bücher