Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
hatte.
    Um das Gleichgewicht wiederherzustellen, mußte Margherita meine Hosen und meine Jacke anziehen, die Haare zurückkämmen und unter ihre Nase einen Schnurrbart malen.
    So bildet sich, meiner Meinung nach, der Charakter.
    Darüber hinaus kann ich vorläufig noch nichts von unserem Herrn Sohn berichten. Wir haben seit zehn Monaten jene Landstraße verlassen, die zu den Bergen am Horizont führt, wir sind auf der grünen Wiese geblieben und schauen zu, wie Margheritas winzige rosige Maschine wächst.
    Ich denke nicht mehr an die fernen Berge, Margherita lächelt, und ihre großen schwarzen Augen sagen: „Giovannino, Giovannino !... “

Es gibt auch andere Maschinen

    Die Männer haben von Natur aus eine Schwäche für die Frauen. Und die Frauen wissen das sehr gut.
    Aber wenn Margherita mich zerstreut findet, wenn sie merkt, daß ich in die Ferne blicke und einem Gespräch mit ihr ausweiche, sagt sie nicht: „Giovannino, du hast eine andere Frau!“ Nein, sie sieht mich mit ihren großen schwarzen Augen an, schüttelt den Kopf und murmelt betrübt: „Giovannino, du hast eine andere Maschine!“ Die süße Frau, die nicht wollte, daß ich länger Junggeselle bleibe, weiß, daß ich mehr als für alles andere für Maschinen schwärme. Die Maschine zieht mich an wie der Abgrund den Touristen. Dabei mache ich mir keine Illusionen über die Maschinen; sie werden den Menschen umbringen. Ich sehe wie im Traum ein sonderbares Land, wo die Maschinen die höchste Vollendung erreicht haben. Ein Land, wo man allmählich Maschinen für alle Zwecke erfunden hat: um Verbrecher zu verurteilen oder um Abenteuerromane zu schreiben. Und der Mensch bemerkt eines schönen Tages, daß er der Gefangene seiner Meisterwerke geworden ist. Unmöglich, eine Maschine aufzuhalten, die ihre Energie aus natürlichen Quellen bezieht, welche wiederum von der Maschine kontrolliert und regiert werden. Jedes Zimmer, jede Straße ist eine Gesamtheit von Kontakten, Hebeln, metallenen Fühlern, photoelektrischen Strahlen.
    Der Mensch betritt ein Haus; auf der Schwelle registriert eine automatische Waage sein Gewicht, eine Kamera seine Größe, ein magnetisches Thermometer seine Temperatur. Unverzüglich weiß die Zentrale, ob er essen muß oder nicht; muß er essen, ergreift ihn ein Kran und setzt ihn an einen Tisch, ein anderer reicht ihm die Serviette, ein automatischer Herd beginnt zu brodeln, das Essen ist fertig. Hebel reichen ihm die Speise zum Mund Er muß essen. Denn er kann erst auf stehen, wenn die Waage unter dem Sessel ausschlägt und dadurch gewisse Ströme ausschaltet, die ihn festgehalten hatten.
    Der Mensch möchte sich eine Zigarette anzünden; ein Hauch komprimierter Luft stößt sie ihm weg. Denn die vom Nervensystem ausgesandten magnetischen Strahlen haben einen bestimmten Apparat davon in Kenntnis gesetzt, daß der Mensch erregt ist und daher das Rauchen besser unterließe.
    Er steht auf, um ein Buch vom Regal zu holen; ein roter Pfeil leuchtet auf und zeigt ihm an, welches er nehmen soll. Denn die von seinem Gehirn ausgesandten magnetischen Wellen, die ein Spezialapparat registriert, sind so beschaffen, daß sie nur eine ganz bestimmte Lektüre gestatten.
    Der Mensch ist der Gefangene seiner Maschinen geworden. Er kann nicht entfliehen, und er kann auch die höllischen Mechanismen nicht zerstören. Ein Sklavenaufstand ist schrecklich, ein Maschinenaufstand wäre tödlich.

    Ich erinnere mich noch mit Schrecken an die Qual, die mir meine „Antidiebstahl“-Maschine bereitete. Ich hatte mein Auto noch nicht lange, und wenn ich es auf der Straße stehen ließ, rannte ich dreißigmal in der Minute auf den Balkon, aus Furcht, es könnte sich jemand seiner bemächtigen. Ich stellte also eine vernünftige und geniale Überlegung an: Ich brauche eine Vorrichtung, die nicht nur das Auto, sondern gleichzeitig auch das Gesetz beschützt. Der Dieb soll zugleich am Stehlen verhindert und der Justiz überantwortet werden! Das einsame Auto muß also von selbst sagen: „Haltet den Dieb!“, wenn einer es zu stehlen versucht.
    Nach mühevollen Experimenten gelang es mir, mein wunderbares Projekt auszuführen. Der Apparat war ganz einfach; ein kleiner Motor, ein Tonband, eine kleine Lamelle und ein kleiner Verstärker, alles gut verborgen in die Karosserie eingebaut. Drückte man auf einen Knopf, so setzte sich der kleine Motor in Bewegung und das Auto begann zu rufen: „Haltet den Dieb, haltet den Dieb! Da ist einer, der dieses Auto

Weitere Kostenlose Bücher