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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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in der Nacht bei der Porta Ticinese befindet, wo kein Taxi vorüberkommt, auch wenn man eine Lira pro Zentimeter bezahlen wollte, dann ist es vollkommen sinnlos, sich gegen das Schicksal aufzulehnen.

    Es war ein glühendheißer Sommertag. Ich sehnte mich nur nach einem: meinen Körper in kaltes Wasser zu tauchen und den ursprünglichen Glanz seiner Formen wieder ans Tageslicht zu bringen. Ich trat ins Badezimmer und fand die Wanne bis zum Rand mit grauem Schlamm angefüllt.
    „Ich habe dir schon hundertmal gesagt“, rief ich der ausgezeichneten Gefährtin meiner nächtlichen Alarme zu, „daß Albertino in fließendem Wasser und nicht im Bad gewaschen werden soll!“
    „Albertino hat damit nichts zu tun“, antwortete die hervorragende Person. „Das ist eingeweichtes Papier. Man muß das Brennmaterial durch Papier strecken.“
    „Und wo soll man baden?“ erkundigte ich mich.
    „Der Brennstoff ist rationiert, die Bäder nicht. Zusätzlichen Brennstoff findest du nirgends, Bäder findest du, wo du willst. Sei vernünftig, Giovannino, und wasche dich im Waschtrog.“
    Tags darauf war auch im Trog grauer Brei, und ich hatte mich mit einer Waschschüssel zu behelfen.
    Doch auch die Waschschüssel war bald voll Brei, und ich mußte ein Hotel aufsuchen, um zu baden.
    Aber das war das wenigste. Als ich eines Tages von der Arbeit heimkam, fand ich die Balkontüren geschlossen, und da es schrecklich heiß war, beeilte ich mich, sie zu öffnen. Eine Sekunde später kollerten hunderte Papierkugeln in mein Arbeitszimmer.
    „Wenn ich arbeite und du alles zerstörst, dann ist es vollkommen überflüssig“, bemerkte betrübt die treffliche Frau, die mich zum Vater gemacht hatte. „Die Balkontüren müssen geschlossen bleiben, weil der Balkon bis oben mit Papierkugeln angefüllt ist. Ich kann sie doch nicht auf dem Dachboden lagern, das ist verboten.“ Die verdammten Papierkugeln wurden immer zahlreicher, sehr bald war der Fußboden unter allen Möbelstücken mit ihnen belegt; hierauf begann sie, die oberen Flächen der hierzu geeigneten Möbel zu okkupieren. Mein trautes Heim wurde eine Art „verwunschenes Schloß“, man mußte beim Gehen achtgeben, daß man den Fußboden nicht erschütterte. Ich, der ich so viele Dinge in meinem engen Hirn zu behalten habe, dachte oft nicht daran, und da kamen sogleich die Kugeln herbei und erfüllten das Zimmer. Getrocknet und steinhart, rollten sie bis in die unmittelbare Nähe von Giovanninos Füßen.
    Giovannino hat nicht gelernt, auf Kugeln zu gehen, und liegt schließlich dahingestreckt auf dem Boden. Giovannino ist gefühlvoll und diszipliniert, aber er ist dick, und der Aufprall auf den Fußboden verursacht einen neuerlichen Kugelregen auf Giovanninos Kopf. Einige Kugeln sind noch frisch und drücken sich auf der Stirn des Unglücklichen platt; und Giovannino, ein impulsiver Mensch, ärgert sich. Er springt wütend auf, und nach einem Schritt fliegt er wieder aufs Gesicht, während neuerliche Kugeln sich über seinen Kopf ergießen.
    Giovannino ist außer sich. Er will einen Besen holen und das ganze Zeug hinwegfegen. Giovannino gelangt mit einem gewaltigen Sprung an die Tür der Rumpelkammer, öffnet sie... und sitzt auf dem Boden, bis zum Hals in Papierkugeln versinkend.
    Die süße Frau blickt ihn tränenerfüllten Auges an.
    „Ich hab’ mich so abgemüht, Giovannino, um die Rumpelkammer mit Kugeln anzufüllen. Zwei Stunden habe ich gebraucht, bis eine schön ruhig auf der anderen lag; tausendsechshundert waren es, und nun kann ich ganz von vorne anfangen.“
    Giovannino hat im Zusammenhang mit alkoholischen Getränken schon eine Menge Unannehmlichkeiten gehabt und hält sich drum mit äußerster Sorgfalt von diesen Getränken fern; aber diesmal vergißt er alles: „Kognak!“ schreit Giovannino und öffnet die Hausbar. Eine neue Lawine von Papierkugeln stürzt über ihn.
    „Nieder mit der Familie!“ brüllt Giovannino, reißt die Wohnungstür auf und geht fort. Aber nun sind die Papierkugeln anhänglich geworden; sie haben erfaßt, daß Giovannino im Grunde ein guter Mensch, daß sein Herz so zart wie das einer Libelle und so liebenswürdig wie das eines Schmetterlings ist. Giovannino ist noch keine Treppe hinuntergestiegen, als auch schon die tausendsechshundert Papierkugeln, die sich ins Vorzimmer ergossen hatten, ihn lustig herunterspringend einholen, wobei die alleranhänglichsten unter seine Füße rollen. Giovannino vollführt einen raschen Sprung, fällt lang

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