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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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ich kann mich nicht aus dem Hause rühren.“
    Ich gehe die Kartoffeln holen.
    Der Gemüsehändler betrachtet aufmerksam die Lebensmittelkarten, dann fragt er: „Haben Sie einen Sack mit?“
    Giovannino ist mit leeren Händen aus dem Haus gegangen und bittet den Händler, ihm die Kartoffeln in eine Zeitung einzuschlagen.
    Der Grünwarenverteiler schaut Giovannino entgeistert an, dann läßt er seinen Gefühlen freien Lauf: „Meiner Meinung nach haben Sie eine unklare Vorstellung vom Fassungsvermögen einer Zeitung. Außer Sie verwechseln Zeitungen mit Leintüchern. Sonst wäre es unerklärlich, wie Sie verlangen können, daß eine Zeitung vierundzwanzig Kilogramm Kartoffeln faßt.“
    „Vierundzwanzig?“ wundert sich Giovannino.
    „Drei Karten, acht Kilo pro Karte, dreimal acht — vierundzwanzig“, erklärt der tüchtige Gemüsehändler.
    Erst jetzt erinnert sich Giovannino der Sonderzuteilung von Kartoffeln und sucht nach einem Ausweg. Er wird nach Hause gehen, einen Sack holen und schnell zurückkommen. Aber der Gemüsehändler ist nicht einverstanden.
    „In fünf Minuten schließe ich; und wenn einmal zu ist, öffne ich für keinen mehr. Entweder Sie nehmen Ihre Kartoffeln jetzt mit, oder Sie bekommen sie nie, denn heute abend ist der letzte Termin.“
    Der Gemüsehändler ist der Familie Giovanninos nicht sehr freundlich gesinnt; bei einer unglückseligen Gelegenheit hat ihn nämlich die herzhafte Gefährtin Giovanninos eine „schimmlige Melone“ genannt. Giovannino überlegt, daß vierundzwanzig Kilogramm Kartoffeln ein außerordentlich wertvolles Objekt darstellten, und knirscht mit den Zähnen; er wird sie sich nicht entgehen lassen! „Wiegen Sie mir die Kartoffeln“, befiehlt er. Dann entledigt er sich seines Mantels und breitet ihn auf dem Boden aus. Er stellt dabei folgende sehr richtige Überlegung an: Wenn ein Mantel bequem fünfundsechzig Kilo Giovannino fassen kann, warum sollte er nicht vierundzwanzig Kilo Kartoffeln fassen können? Die Kunden begleiten Giovanninos Entschluß mit freundlichen Kommentaren und beobachten mit Interesse, wie sich die Kartoffeln auf seinem Mantel häufen.
    Der Grünwarendiktator ist geschlagen. Ich muß nur noch die Enden meines Kleidungsstückes aufnehmen, den eigenartigen Sack über die Schultern werfen und stolz einherschreiten.
    „Und das Geld?“ fragt der Gemüsehändler.
    Ich suche gar nicht erst in den Hosen- und Jackentaschen. Ich weiß sehr gut, daß ich die Brieftasche nach dem Herausnehmen der Lebensmittelkarten in den Mantel gesteckt habe.
    Ich lege das Bündel wieder auf die Erde, suche zwischen den Kartoffeln die Brieftasche und finde sie sogleich. Aber ich kann es nicht verhindern, daß ich mich ärgere.
    Unter tausend Kartoffeln haben neunhundertneunundneunzig die typische Form der Kartoffel: sie sind voller Höcker und infolgedessen unfähig, zu rollen wie zum Beispiel eine Orange. Unter tausend Kartoffeln kann gewöhnlich eine einzige rollen, ausnahmsweise zwei, in ans Wunderbare grenzenden Fällen drei. Diesmal jedoch ist das Verhältnis umgekehrt: von den vierundzwanzig Kilogramm hat eine einzige die ehrliche Form der Kartoffel; die anderen scheinen Billardkugeln zu sein.
    Überdies bemerke ich, daß es sich um schurkische Kartoffeln handelt. Es gelingt mir, sie einzusammeln, aber fünf Minuten vergehen, der Gemüsehändler gestattet keinen Aufschub und läßt seinen Rolladen herunter, so daß ich mich beim Hinausgehen bis zur Erde bücken muß, ohne freilich dadurch vermeiden zu können, daß ein Zipfel des Bündels, das ich auf den Schultern trage, am unteren Ende des Rolladens hängenbleibt und sich dem festen Griff meiner Finger entzieht.
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben: nicht mehr als zehn Kartoffeln machen sich den Zwischenfall zunutze und erreichen den Gehsteig. Erst als ich mich bücke, um sie einzuholen, flüchten weitere fünfzig über meinem Kopf davon und vereinigen sich mit den Ausreißern. In solchen Fällen darf man sich nie auf halbe Maßnahmen verlegen; man muß ganz von vorne beginnen. Ich lege daher den Mantel wieder auf den Boden und mache mich an die Unterwerfung der aufrührerischen Kartoffeln. Ich lese eine Handvoll nach der anderen auf und lasse sie durch die Kragenöffnung zwischen Leibchen und Hemd gleiten. Ich bin überzeugt davon, daß der ästhetische Anblick meines Körpers dadurch beträchtlich gestört wird, aber ich bin ebenso überzeugt davon, daß sich die siebzig Kartoffeln meiner Aufsicht nicht mehr

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