Enthuellungen eines Familienvaters
Lächeln war sehr vieldeutig und geheimnisvoll.
Kaum hatten wir uns im Wohnzimmer niedergelassen, erschien Albertino wieder; er trug ein graues Ding und heulte: „Pazewage! Pazewage!“
Es handelte sich in der Tat um den hübschesten Panzerwagen en miniature, ein Wunder seiner Art, ausgeführt aus guten Eisenplatten und daher fast drei Kilogramm wiegend.
„Ein Kamerad hat ihn in seiner Freizeit gebastelt“, erklärte Lodovico und versuchte, fröhlich und herzlich zu sein. „Ein reizendes Spielzeug...“
„Dehn Pazewage!“ befahl Albertino kategorisch. Und das bedeutete, daß man den Apparat aufziehen mußte. Lodovico holte einen Mechanismus mit einer Kurbel, den er an einer Seite des Spielzeugs anbrachte.
„Was ist das?“ fragte ich.
„Das ist eine Kurbel, um die Feder zu spannen“, erklärte Lodovico. „Die Spannung hält lange an; so muß man nicht alle fünf Minuten aufziehen.“
„Wie lange?“ erkundigte sich die süße Frau, die mich zum Gatten gemacht hat.
„Nicht mehr als alle drei Viertelstunden“, antwortete Lodovico, den Kopf senkend.
Aber Albertino ist unerbittlich, und man muß die vorbereitenden Handlungen beschleunigen.
Lodovico schwitzt, doch der Motor ist schließlich ganz aufgezogen, und der Panzerwagen fährt unter den Bewunderungsrufen der Familie los.
Wirklich eine fabelhafte Maschine! Schiebt ohne Anstrengung einen Sessel weg, der ihr im Weg steht, und schießt flink los in einen Winkel des Zimmers.
„Wenn er die Mauer berührt, wird eine Vorrichtung ausgelöst, und er wendet nach rechts oder links“, erklärt Lodovico.
Aber nun passiert etwas Schreckliches.
Barbarossa, der alte kampflustige Hauskater, kommt herein, und wie er den Panzerwagen vor sich sieht, krümmt er den Rücken und faucht wie ein Blasebalg. Da das aber offensichtlich auf die Maschine keinen Eindruck macht, zieht er sich in einen Winkel zurück und bereitet sich auf eine heroische Verteidigung vor. Der Wagen kommt sogleich über ihn, zwängt ihn gegen die Wand, und mit einem unheimlichen Geknatter beginnt das Geschütz marmorharte Terrakottakügelchen von 1 cm Durchmesser gegen die Schnauze des Katers zu schleudern. Der gut getroffene Barbarossa faucht, kratzt, knurrt, dann schlägt er die Krallen in die Damasttapeten und kommt fast bis zum Plafond. Hier angelangt, tut er einen Fehltritt und stürzt in das Bassin mit den Goldfischen auf dem Tisch neben der Wand. Die zwei schönsten Fische spritzen auf den Fußboden, und der Panzerwagen, der indessen nach rechts gewendet hat, überfährt und zerquetscht sie.
Natürlich hebt sich dabei die Schnauze des höllischen Spielzeugs, das Geschütz beginnt wieder zu feuern, und einigen Kügelchen gelingt es, die Scheiben eines Fensters zu treffen und zu vernichten. „Er schießt, wenn er auf ein Hindernis stößt“, erklärt Lodovico und erhebt sich, um dem Lauf der Dinge Einhalt zu gebieten. Aber Albertino wacht, und ein unmenschlicher Schrei verhindert die Aktion. Der Panzerwagen fährt weiter, stößt an ein Tischbein, schießt zehn Kugeln ab, die einen porzellanenen Schirmständer zerschmettern, wendet nach links, klettert auf eine Schachtel, die ihm von Albertino zum Fraß vorgeworfen worden ist, und feuert nicht weniger als fünfzig Geschosse in die Luft, die Schrecken und Untergang in die Gläser des Büfetts tragen.
„Wie viele von diesen verdammten Kugeln faßt er denn?“ frage ich Lodovico.
„Nicht mehr als vierhundert“, antwortet der Unglückselige errötend. „Drei Viertelstunden Spannung, vierhundert Kugeln, die Vorrichtung, die ihn nach links oder rechts wenden läßt!“ ruft streng die Frau, die mich zu Albertino verurteilt hat. „Man muß ihn zum Stehen bringen, sonst geht alles kaputt!“
Und sie stürzt hin, um den Panzerwagen zu erwischen und auf den Rücken zu legen, wie man es mit den Schildkröten macht; aber Albertino leitet eine schreckliche und geräuschvolle Offensive ein, die bewirkt, daß die Großeltern und Tante Elisabetta heftig Protest einlegen. Die süße Frau gerät ein wenig in Verwirrung.
Daher bemerkt sie nicht die zwei unglücklichen Fische, die der bestialischen Wut des sogenannten Spielzeugs zum Opfer gefallen sind, tritt auf sie und stürzt schließlich der Länge nach auf den Boden. Der Panzerwagen aber, der mit größter Geschwindigkeit daherkommt, greift sie von hinten an und klettert entschlossen auf eines ihrer Beine; weil er sich dabei aufbäumt, beginnt er zu schießen wie wahnsinnig, die
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