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Enthuellungen eines Familienvaters

Enthuellungen eines Familienvaters

Titel: Enthuellungen eines Familienvaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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einander zu packen. Als es ihnen bewußt wurde, daß Seelen aus Luft gemacht sind und daß infolgedessen ein Handgemenge zweier Seelen sowohl technisch als auch sprachlich undenkbar ist, blieben sie unbeweglich stehen, um ihre Leichen zu betrachten, die verlassen auf dem Pflaster lagen.
    „Eine schöne Geschichte haben Sie da angerichtet, Sie Widerling!“ rief endlich der selige Doktor G. B.
    „Ich habe nicht den Eindruck, daß Ihr Werk lobenswerter ist als das meine“, erwiderte der selige Gimmi.
    „Meines ist das Werk eines Ehrenmannes, der sich zur Wehr setzt, Ihres ist das eines sehr üblen Aggressors“, erläuterte der selige Doktor G. B. verächtlich.
    „Spitzfindigkeiten, geehrter Herr“, sagte der selige Gimmi. „Das Wesentliche ist, daß Sie ebenso ein Mörder sind wie ich. Wir sind quitt.“
    Der selige Doktor G. B. lachte verächtlich. „Sie mit mir quitt?!“ rief er. „So schauen’Sie doch Ihr Gesicht an, bevor Sie sprechen!“
    Der selige Gimmi betrachtete aufmerksam seine verlassene Leiche auf dem Pflaster, dann betrachtete er die Leiche des seligen Doktors und schüttelte seinen großen Kopf.
    „Ich finde nichts Ungewöhnliches“, versicherte er. „Wenn ich rasiert und gut angezogen wäre, würde ich sogar einen hübscheren Eindruck bieten als Sie.“
    „So etwas hätten Sie mir im Leben sagen sollen“, brummte der selige Doktor G. B. „Ich hätte eine derartige Unverschämtheit nicht ungestraft hingenommen.“
    „Entschuldigen Sie“, stammelte mit aufrichtigem Bedauern der selige Gimmi. „Ich wollte Sie nicht beleidigen. Und entschuldigen Sie auch die Geschichte mit dem Revolver. Ich schwöre Ihnen, daß ich Ihnen nichts Böses tun wollte. Ich wünschte bloß, Ihnen die Brieftasche zu ziehen, als ich dann aber sah, daß Sie zur Pistole griffen, habe ich Angst bekommen und mich verteidigt. Sie sind der erste, den ich umbringe, mein Herr, ich schwöre es Ihnen, und Sie machen sich keine Vorstellung, wie leid mir dies alles tut.“
    Der selige Doktor G. B. zuckte die Schultern. Im Grunde tat es auch ihm leid, einen Menschen getötet zu haben. „Schon gut, schon gut“, schloß er. „Was geschehen ist, ist geschehen.“ Und er entfernte sich stolz. Der selige Gimmi folgte ihm ganz geduckt, und das ärgerte den Doktor. „He, was wollen Sie noch?“ rief er und drehte sich um.
    „Nichts“, erklärte der selige Gimmi furchtsam, „ich dachte nur, da wir denselben Weg haben, daß wir auch zusammen gehen könnten.“
    „Ich hoffe stark, daß es nicht derselbe Weg ist“, entgegnete der selige Doktor ironisch. „Jedenfalls lege ich keinen Wert darauf, mich in Gesellschaft gewisser Leute sehen zu lassen.“ Aber dann wurde es ihm langweilig, so allein durch die finstere Nacht zu wandern, und als er sich umdrehte, sah er mit Vergnügen, daß der selige Gimmi ihm immer noch folgte. So spazierten dann die beiden bald Seite an Seite schweigend über die Dächer. Als der Morgen graute, ging der selige Gimmi in ein Dachzimmer hinein. Der selige Doktor folgte ihm. In einem großen Bett schliefen eine Frau und drei Kinder.
    „Ach!“ seufzte der selige Gimmi, nachdem er lange geschaut hatte. „Ich hatte ihm ein Pferd versprochen, dem Kleinsten.“
    „Wenn man Kinder hat, treibt man sich nicht nachts herum, um Leute zu berauben!“ meinte der selige Doktor. „Was hatten Sie denn eigentlich in Ihrem Kopf?“
    „Stroh, mein Herr, Stroh! Wenn ich könnte, würde ich mir diesen dummen Kopf einschlagen!“
    Der selige Doktor G. B. ging nicht in sein Haus. Es wäre ihm peinlich gewesen, den seligen Gimmi seine reiche Wohnung sehen zu lassen und das warme Zimmer, in dem nur eine dicke und unsympathische Frau schlief.
    Gegen neun Uhr morgens blickten sie den Leuten über die Schultern und lasen die Zeitungen.
    Eine kurze Nachricht stand im Lokalteil; die Einzelheiten wurden für den Nachmittag angekündigt.
    „Was?“ rief der selige Gimmi, nachdem er zu Ende gelesen hatte, „Sie waren der Doktor G. B.?!“
    „Ja.“
    „Verwünscht, was für eine Bestialität habe ich begangen!“ betrübte sich der selige Gimmi. „Daß ich gerade eine Berühmtheit wie Sie umbringen mußte! Ich bin wirklich zum Unglück geboren! Ich werde verzweifelt in die Hölle gehen, und das geschieht mir ganz recht. Aber ich schwöre Ihnen, daß ich Sie nicht töten wollte; Sie haben mir Angst gemacht, das ist alles. Ein Wissenschaftler wie Sie!“
    „Na, Sie brauchen nicht zu übertreiben“, unterbrach ihn der

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