Enthuellungen eines Familienvaters
Overall stehen, der mit dem Ding hantierte: Bett, Couch, Fauteuil — Fauteuil, Couch, Bett — zwei Sekunden von einer Verwandlung zur anderen.
Plötzlich seufzte Margherita. „Schau“, sagte sie, „meiner Meinung nach wäre es beispielsweise ein Wahnsinn, neunhunderttausend Lire auszugeben, um den Dieselmotor mit hundertzwanzig PS zu kaufen, den wir im Maschinenpavillon gesehen haben. Aber siebzehntausend auszugeben, um eine Fauteuil-Couch wie diese zu kaufen, erschiene mir keineswegs unvernünftig.“
„Gewiß“, antwortete ich. „Eine Fauteuil-Couch wie diese könnte, abgesehen von der bedeutenden Einsparung, auch viel nützlicher sein als ein Dieselmotor von hundertzwanzig PS.“
So kauften wir die Fauteuil-Couch, und schon nach drei Monaten gelang es uns, dank der Intervention einer einflußreichen Persönlichkeit aus unserem Bekanntenkreis, sie tatsächlich zu bekommen. Und wenn die Geschichte damit zu Ende wäre, hätte sie keineswegs das Recht, sich „Geschichte“ zu nennen, und noch weniger „dramatische Geschichte“. Aber es handelt sich um ein Drama, und es beginnt mit dem Moment, in dem der Fauteuil in unser Haus kam. Margherita betrachtet die Kretonne der Polsterung und bemerkt, daß sie zu schön ist. Sie abzunützen, wäre ein Verbrechen. Man muß daher gewöhnliche Kretonne kaufen, um daraus einen Schutzüberzug zu machen. Da andererseits der Überzug verhindert, daß man den Originalüberzug sieht, ist es nötig, daß der Schutzüberzug im Muster ebensoviel Eindruck macht wie der Originalüberzug.
Der Überzug wäre angebracht, aber Margherita ist verzweifelt; auch dieser ist zu schön, er ist fast noch schöner als der ursprüngliche. Man erwägt, die Originalkretonne abzunehmen, daraus einen Überzug zu machen und andererseits die Originalkretonne durch den Stoff des Schutzüberzuges zu ersetzen. Aber man verwirft diesen Gedanken. Eher scheint die Lösung ratsam, einen gewöhnlichen Stoff zu kaufen, um einen Über-Überzug zu machen.
Mit dem Über-Überzug ist Margherita zufrieden; er ist schön, aber nicht zu schön, und ich bekomme die Erlaubnis, mich auf die Fauteuil-Couch zu setzen.
Aber siehe da, während ich mich hineinschmiege, ringt Margherita ängstlich die Hände. Wozu ist ein Überzug und ein Über-Überzug gut, wenn beim Sitzen auf dem Fauteuil oder, noch schlimmer, bei der Benützung des Fauteuils als Bett, die Polstermatratze unheilbar zerdrückt und zerbeult wird?
„Man muß eine gewöhnlichere Matratze machen“, beschließt Marghrita. „So wird die Originalmatratze geschont. Nicht nur das, man kann auch den Überzug schonen, da der Über-Überzug da ist.“
Als die neue Matratze fertiggestellt ist, wandern die Originalmatratzen und der Überzug in die Garderobe. Während der ganzen für diese Operation nötigen Zeit hatten sich Albertino und Carlotta darauf beschränkt, die Fauteuil-Couch argwöhnisch zu beobachten. Sie sehen an ihr nichts, was sie von anderen Fauteuils unterschiede, doch sie erfassen, daß da etwas dahintersteckt. Und an dem Tag, an dem ich auf Einladung Margheritas der Hausbesorgerin das Funktionieren der Maschine praktisch vorführe, funkelt ein unheilvolles Licht in den Augen der beiden Minderjährigen.
Tatsache ist, daß mich Margherita eine Stunde, nachdem ich fortgegangen war, im Büro anruft und mir erklärt, zwischen Albertino und Carlotta sei ein Streit entbrannt, wer von ihnen auf der Fauteuil-Couch schlafen dürfe.
„Wenn du nicht kommst und der Schlacht ein Ende machst, bin ich gezwungen, das Überfallkommando zu rufen“, schließt sie.
Man erzielt ein Kompromiß: alle beide werden auf der Fauteuil-Couch schlafen. Da aber das Fassungsvermögen des Gegenstandes nicht ausreicht, vergeht die Nacht mit einem Streit der beiden Zusammenschläfer, von denen jeder den anderen fortzujagen versucht. Am Morgen werden beide auf dem Boden schlafend gefunden, der eine rechts und der andere links von der umstrittenen Liegestätte. Nun beginnt der eigentlich tragische Teil, denn Margherita versucht, die Couch in einen Fauteuil umzuwandeln, und ich, durch herzzerreißende Schreie angelockt, eile hinzu und finde Margherita mit beiden Händen in den Gelenken des Mechanismus gefangen. Für mich ist es ein leichtes, den Fauteuil wieder in Ordnung zu bringen, denn ich habe vollkommen verstanden, wie er funktioniert. Ich büße lediglich ein beträchtliches Stück des Hausrockes ein, der sich mit einem Zipfel in der Maschinerie verfangen hat.
Um
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