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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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im Keller. Wie willst du das Gegenteil beweisen? Hast du Zeugen? Nichts hast du … Was willst du also, du Phantast?«
    »Etwas ganz Einfaches«, sagte Dr. Budde ruhig. Daß er so ruhig war, zerfetzte die Nerven Dr. Hartungs.
    »Kannst du mir vielleicht verraten, wie das Einfache aussieht, das du willst?«
    »Ich hole Gisela heraus!«
    »Was?«
    »Ich hole sie. Ganz einfach!«
    »Ganz einfach!« Dr. Hartung fuhr sich durch die Haare. »Du willst Gisela aus der Anstalt entführen?«
    »Ja …«
    »Man sollte dich auch einsperren!« Hartung schlug auf den Tisch. »Damit zerstörst du die letzte Hoffnung auf eine gerichtliche Revision der Entmündigung.«
    »Soll ich darauf warten? Vielleicht ein oder zwei oder drei Jahre … bis Gisela wirklich irrsinnig geworden ist?«
    Dr. Hartung hob die Schultern. »Natürlich kann die Geschichte etwas dauern. Jede Behörde wird träge, wenn es um das Eingeständnis eines Irrtums und um eine Wiedergutmachung geht. Du wirst nie einen Richter oder Staatsanwalt finden, der öffentlich auftritt und sagt: Ja, ich gestehe es – mir ist ein Justizirrtum unterlaufen! Nein – das gibt es einfach nicht! Er wird immer sagen: Damals lag der Fall anders … damals spielten Dinge mit, die heute … damals mußte jeder zu dem Schluß kommen … damals … Aber bis er nur dies zugesteht, bedarf es vieler Geduld.«
    »Und darauf soll ich warten? Nie! Ich hole Gisela aus der Anstalt heraus!« rief Dr. Budde.
    »Dir werden die Augen übergehen, wenn du erst erkennst, was du angerichtet hast!«
    »Ach was – zuerst muß man Gisela und mich einmal finden!«
    »Wollt ihr in einer Höhle hausen? Unter falschen Namen in einer Dachkammer? Wie willst du dann je eine Rehabilitierung erreichen? Man wird euch jagen, bis ihr auf der Strecke bleibt … Idiotische Einfälle hast du schon, das muß man dir lassen …«
    »Ich werde ins Ausland gehen!« sagte Budde trotzig.
    »Für diesen Fall gibt es die Interpol. Sie liefert euch aus!«
    »Dann gehe ich in ein Land, wo es keine Interpol gibt.«
    »Gut! Ich empfehle dann: Die Eisregionen des Himalaya, die Wüste Gobi, das Hochland von Neuguinea – dort gibt's nur Menschenfresser und Kopfjäger –, die Grüne Hölle im brasilianischen Urwald und Feuerland!« Dr. Hartung schlug die Hände zusammen. Es klatschte so laut, daß Dr. Budde erschrocken herumfuhr. »Mein Gott! Welch ein Unsinn! Man sollte dich so lange ins Gesicht schlagen, bis du klar denken lernst!«
    »Ich bin ganz klar. Ich werde zunächst mit Gisela in Tunis untertauchen. Ich habe gestern schon ein Telegramm nach Kairuan geschickt.«
    Dr. Hartung setzte sich. Er stützte den Kopf in beide Hände.
    »Du bist verrückt …«, sagte er leise. »Wer ist denn in Kairuan?«
    »Ein Studienfreund von mir. Paul Burkhs, du kennst ihn ja.«
    »Der kleine, dicke Burkhs? Der immer Nüsse kaute während der Vorlesung?«
    »Er ist in Kairuan Syndikus einer staatlichen Teppichknüpferei.«
    Dr. Hartung schüttelte zu diesen Eröffnungen nur den Kopf.
    »Und was wollt ihr in der tunesischen Wüste?«
    »Abwarten!« Dr. Budde stand auf und stellte sich dicht vor Hartung. »Eine ganz nüchterne Überlegung, Gerd: Ist Gisela erst einmal frei, hat sie sich der Kontrolle entzogen, so wird die Mauer der Peltzners zusammenbrechen. Aus Angst! Sie werden Fehler machen, sie werden sich in ihrer eigenen Gemeinheit verfangen und zugrunde richten. Eine befreite Gisela kann reden … kannst du überhaupt ahnen, was das für Ewald Peltzner bedeutet?«
    »Ich bin ja nicht schwachsinnig!« Dr. Hartung rieb sich die Nase. »Man sollte mit Dr. Pade darüber sprechen …«
    »Ach nein, so was! Auf einmal sieht mein Plan nicht mehr idiotisch aus?« rief Dr. Budde.
    »Mein Lieber …«, Hartung lächelte breit. »Auch die Idiotie hat oft etwas Zwingendes …«
    Professor v. Maggfeldt stand einer Welle von Anklagen und Haß gegenüber, der er nichts entgegenzusetzen hatte als seinen ärztlichen Idealismus.
    Die beiden Triebmörder mußten außer Strafverfolgung gesetzt werden. Sie kamen in eine geschlossene Anstalt. Mit einer Wonne ohnegleichen erzählten sie immer wieder, wie sie ihre Morde begangen hatten. Sie berauschten sich an dieser Erinnerung und fanden es merkwürdig, daß ihren Zuhörern kalte Schauer über den Rücken rannen. Man konnte sie nur anbrüllen: »Maul halten! Oder wir schlagen euch die Fresse ein!«
    Dann schwiegen die beiden Irren, sahen sich erstaunt an, hoben die Schultern und sagten in trauter Einigkeit: »Die

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