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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Peltzner biß gierig an.
    »Das stimmt!« sagte er aufatmend. »Das stimmt wirklich. Daran habe ich noch nicht gedacht. Ob Wüste oder Anstalt … sie ist isoliert! Sie kann keinen Piep von sich geben, ohne dann doch entdeckt zu werden. Natürlich … du hast recht! Wir wollen du zueinander sagen, mein Junge. Sie hat sich selbst wieder eingesperrt …«
    Er lachte plötzlich, und wie ein nasser Hund die Nässe aus dem Fell schüttelt, so warf er die Angst ab und dehnte sich.
    »Wir haben jedenfalls Zeit!« sagte er sinnend.
    »Die haben wir.«
    »Und wir werden sie nützen, Gerd!« Peltzner bestellte seinen Wagen.
    »Wir fahren ins Werk!« sagte er, sicher wie zuvor. »Und wir werden einmal das gesamte bewegliche Vermögen durchrechnen und feststellen, was davon entbehrlich ist. Und dann machen wir einige Auslandsreisen …«
    Dr. Hartung nickte. Genau das wollte ich von dir, dachte er. Geld zur Seite schaffen, auf ausländische Konten. Es wird dir den Hals brechen … man braucht dann nur dafür zu sorgen, daß Anna Fellgrub und ihr Sohn Heinrich es erfahren …
    Nach einigen Tagen legte sich die neuerliche Erregung der Bevölkerung über die ›Zustände in der Park-Klinik‹. Professor v. Maggfeldt hatte die Verhöre mit der Haltung eines Mannes über sich ergehen lassen, der wußte, daß er immer nur seine Pflicht getan hatte und daß er an allen Vorfällen unschuldig war. Der Staatsanwalt und die aufsichtführende Behörde mußten anerkennen, daß die Maggfeldtsche Anstalt mit den modernsten Mitteln ausgestattet war, daß die Behandlungsmethoden die neuesten Erkenntnisse der Psychiatrie umfaßten und daß die Anlage mit ihren sonnigen, sauberen Pavillons, dem schloßähnlichen Hauptgebäude und allen Nebengebäuden die schönste Anstalt in Deutschland war. Sie hätte zu einem Muster werden können für all die vielen Heilanstalten, die weniger modern waren.
    Die ›Park-Klinik‹ war wie ein Luxushotel. Sauber, in einem Park gelegen, mit einem Schwimmbecken, einer Kegelbahn, einem Kinosaal und einem modernen Sportplatz. Ein Sanatorium mit sonntäglichen Fußballkämpfen, mit eigenen Werkstätten und Gärtnerei. Eine große Familie von Kranken, die zu Karneval bei Frühlingsanfang und im Sommer ihren Ball hatte und tanzte nach den Klängen einer Kapelle, die aus Irren zusammengestellt war und die neuesten Schlager spielte.
    Es war ein ungeheurer Schritt der Therapie in ein Neuland, das man ›Resozialisierung‹ nannte. Auch das hatten die Zeitungen gelegentlich aufgegriffen, und sie schrieben: »Man sollte irr werden, um es gut zu haben. Zehntausende leben nicht so luxuriös wie die Blöden!«
    Was sollte Maggfeldt dazu sagen? Vielleicht mußte es so sein, daß das Gute wie das Schlechte gleichermaßen ein Verbrechen ist, dachte er. Lägen die Kranken wie vor hundert Jahren in ihrem eigenen Kot, hieße es: Man macht Tiere aus ihnen. Nun haben sie saubere, sonnige Zimmer, und es heißt: Es geht ihnen zu gut!
    Der Fall Gisela Peltzner war nun eine Arbeit der Polizei geworden. Neue Ereignisse beschäftigten die Öffentlichkeit, das allgemeine Interesse an einer ausgerissenen Irren erlosch. Es würde erst wieder aufflammen, wenn sie etwas anstellte, vielleicht einen Mord beging …
    Ab und zu besuchte Frau Paulis mit dem Bernhardiner Ludwig noch die Klinik und brachte Schokolade zu der ›russischen Fürstin‹ und der Generalswitwe. Else Pulaczek, die Zwangsneurotikerin mit dem Bazilluskomplex, war gestorben. Ganz plötzlich, ohne daß es jemand merkte. Am Morgen lag sie tot in ihrem Bett. Gehirnschlag, stellte Dr. Heintzke fest. Monika Durrmar berührte das wenig. Ihr religiöser Wahnsinn begann sich zu lichten. Sie erinnerte sich an ihre Kindheit. Vorsichtig führte sie Professor v. Maggfeldt weiter in die Erinnerung zurück und deckte in psychoanalytischen Sitzungen ihre Seele auf. Es waren ermutigende Erfolge.
    Mit Ewald Peltzner sprach er nur noch einmal. Er hatte ihn zu sich gebeten und gab ihm den Scheck zurück, den Peltzner ihm für den Neubau eines Hauses gegeben hatte.
    Ewald Peltzner nahm ihn an. Ein Vermögen, das schon als Schenkung verbucht war. Schwarzes Geld, das sofort nach Florida ging, auf eine amerikanische Bank, wo ein Strohmann ein Konto eröffnet hatte.
    »Damit ist unsere Verbindung beendet!« sagte Maggfeldt deutlich. Peltzner nickte.
    »Bis auf weiteres! Sollte Gisela auftauchen, werden die Unannehmlichkeiten wieder beginnen.«
    »Aber ich habe keine Verpflichtungen mehr Ihnen

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