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Entmündigt

Entmündigt

Titel: Entmündigt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegenüber.« Maggfeldt drehte Peltzner ostentativ den Rücken zu. »Sie werden in mir einen Gegner sehen …«
    Große Worte und nichts dahinter, dachte Peltzner, steckte den Scheck in seine Brieftasche und nahm seinen Hut.
    Der große Wagen, der in den Park der Peltzner-Villa einfuhr, hielt mit kreischenden Bremsen. Das Mädchen öffnete die Haupttür und blickte nach rückwärts, wo Ewald Peltzner von der Halle in die Diele kam.
    »Ich glaube …«, sagte das Hausmädchen. Peltzner schob sie zur Seite.
    Aus dem Wagen stiegen Anna Fellgrub und ihr Sohn Heinrich. Anna trug über einem schwarzen Kleid einen schwarzen Persianermantel. Ihren Kopf bedeckte ein schwarzer Hut mit einem Witwenschleier, der bis zur Brust herabfiel. Auch Heinrich Fellgrub war ganz in Schwarz gekleidet. Ewald Peltzner steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Nanu?« rief er den Ankommenden entgegen. »Was ist denn los? Ist Butler René verblichen?« Er lachte schallend über seinen Witz.
    Anna Fellgrub und Heinrich antworteten nicht. Sie gingen an Ewald Peltzner vorbei ins Haus und blieben mitten in der Halle stehen.
    »Was soll das Theater?« sagte Ewald grob.
    »Heute hätte unser Bruder Bruno Geburtstag«, sagte Anna Fellgrub mit ruhiger Stimme. »Unser toter Bruder, der im Revier erschossen aufgefunden wurde! Ein Jagdunfall nur. Sicherlich erinnerst du dich noch …«
    Ewald Peltzner ging um die beiden schwarzen Gestalten herum zum Kamin. Er lehnte sich gegen die Marmorwand und starrte seine Verwandtschaft mit vorgeschobener Unterlippe an.
    »Manchmal glaube ich, der Wahnsinn steckt wirklich in unserer Familie«, sagte er laut.
    »Man hat den Täter nie gefunden!« sagte Heinrich.
    »Es waren fast dreißig Jäger im Revier! Was soll das überhaupt, wollen wir ein Familienrequiem anstimmen? Macht euch doch nicht lächerlich. Ihr habt an Brunos Tod genauso verdient wie ich! Er starb euch zum richtigen Zeitpunkt. Oder nicht?«
    »Du hast 583.000 Dollar auf einem Konto in Florida?« fragte Anna Fellgrub. Ihre Stimme war gläsern. Ewald Peltzner schluckte. Diese Frage kam zu plötzlich.
    »Und 234.000 Franken in der Schweiz«, sagte Heinrich.
    »Und 3.567.000 Peseten auf einer Bank in Madrid!«
    »189.000 australische Pfunde in Sydney.« Heinrich Fellgrub holte einen Zettel aus der Tasche seines Mantels. »Zusammengerechnet ist das weit mehr, als dir zusteht! Du hast also unseren Anteil mit ins Ausland verschoben …«
    »Ihr seid blendend informiert!« sagte Ewald Peltzner. Das beklemmende Gefühl in ihm wurde immer stärker, je länger er die schwarze Gestalt seines Neffen anstarrte. »Wer kann nur solch eine Idiotie …«
    »Es hat keinen Sinn, uns so zu kommen. Jetzt nicht mehr! Du hast einmal selbst gesagt, daß du ein Freund von Endgültigkeiten bist!« Heinrich Fellgrub trat einen Schritt auf Peltzner zu. Anna, die neben ihm gestanden hatte, faltete die Hände, als wolle sie zu beten beginnen.
    »Du bist ein Schwein, Ewald!« sagte sie. Es klang so nüchtern und leidenschaftslos, daß Peltzner das Empfinden hatte, eine automatische Puppe habe gesprochen.
    »Du hast Angst!« sagte Heinrich. »Und du versuchst zu retten, was du glaubst retten zu können. Daß es auch uns gehört, kümmert dich nicht. So ist es doch …«
    »Ihr seid alle übergeschnappt!« Ewald Peltzner streckte beide Hände aus, als wolle er Heinrich Fellgrub abwehren. »Was ihr da so bitterernst vortragt, ist doch ein Witz …«
    »Wir haben die Fotokopien deiner Bankauszüge …«
    »Ihr habt …?« Peltzners Gehirn arbeitete rasend. Nur ein einziger konnte diese Bankauszüge kennen, weil er die Überweisungen vorgenommen hatte: Dr. Hartung. Aber ihn zu verdächtigen, war ohne jeden Sinn. Wiederum konnte niemand sonst an die Überweisungen und an den Tresor, in dem sie lagen, heran. »Du warst immer ein schlechter Bluffer beim Poker, mein Lieber«, sagte er lauernd zu Heinrich. »Es ist lächerlich …«
    »Bitte!« Fellgrub nahm aus der Tasche seines schwarzen Mantels ein Bündel Papiere heraus. Auch ohne sie genau zu lesen, erkannte Peltzner, daß es Bankauszüge waren. Fotokopierte Dokumente, die er wohlverwahrt hinter dicken Stahlmauern glaubte. Peltzners Gesicht wurde käsig.
    »Woher?« fragte er laut, fast schreiend.
    »Mit der Post gekommen!«
    »Mit der Post …«
    »Ohne Absender. Er ist auch nicht wichtig.«
    »Und nun glaubt ihr alle, ich …« Peltzners Gesicht verzerrte sich. Anna nickte unter ihrem Trauerschleier.
    »Wir wissen es, Ewald! Du hast

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